# taz.de -- FDP kündigt Schlecker-Solidarität auf: Mir san gelb
       
       > Die FDP in Bayern verhindert die Gründung einer Schlecker-
       > Transfergesellschaft. Der Wirtschaftsminister lehnt eine Kreditbürgschaft
       > ab.
       
 (IMG) Bild: Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil hat sein Veto gegen eine Auffanggesellschaft für die ehemaligen Schlecker-Mitarbeiter eingelegt.
       
       BERLIN taz | Die Eilmeldung war knapp. Um halb drei Uhr am
       Donnerstagnachmittag meldeten die Agenturen: „Eine Transfergesellschaft für
       die Beschäftigten der insolventen Drogeriemarktkette Schlecker ist
       gescheitert.“ Damit war klar: 11.000 Mitarbeiter des Schlecker-Konzerns
       werden in die Arbeitslosigkeit geschickt. 10.000 Kündigungsschreiben wurden
       am Donnerstag verschickt, sie hatten in der Firmenzentrale im schwäbischen
       Ehingen unterschrieben bereitgelegen.
       
       Nach Sachsen und Niedersachsen hatte schließlich auch Bayern seine Zusage
       verweigert, sich an einer 70-Millionen-Euro-Bürgschaft für einen Kredit der
       staatlichen Förderbank KfW zu beteiligen. Die Gelder wären nötig gewesen,
       um die Sozialversicherungsbeiträge und eine Aufstockung für die Mitarbeiter
       in der Transfergesellschaft zu bezahlen. Alle drei Länder haben
       FDP-geführte Wirtschaftsministerien.
       
       Unverständnis und Missbilligung der beteiligten Landespolitiker richteten
       sich entsprechend gegen die FDP und deren Wirtschaftsminister in Bayern,
       Sachsen und Niedersachsen. In Berlin erklärte Baden-Württembergs
       Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), Bayern habe nicht beitreten
       können, weil dort „der Koalitionspartner FDP verhindert hat, dass Seehofer
       in die Solidarität geht“. Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU)
       berichtete, sein Wirtschaftsminister Martin Zeil habe ihm gesagt, „dass er
       diese Lösung nicht mittragen wird“.
       
       ## Rösler findet, die Lage am Arbeitsmarkt ist günstig
       
       Andere Finanz- und Wirtschaftsminister hatten zuvor ihre Zusage für die
       Schlecker-Bürgschaft unterstrichen. So sagte der schleswig-holsteinische
       Wirtschaftsminister Jost de Jager (CDU): „Die ohnehin gebeutelten
       Beschäftigten können nicht die volle Zeche zahlen.“ Er hielt das
       Bürgschaftsrisiko für "absolut überschaubar."
       
       Auf einer Pressekonferenz sagte FDP-Chef und Bundeswirtschaftsminister
       Philipp Rösler, für neue Beschäftigungsperspektiven sei die Bundesagentur
       für Arbeit zuständig. Die Lage am Arbeitsmarkt sei günstig.
       Baden-Württemberg habe falsche Hoffnungen bei den Schlecker-Beschäftigten
       geweckt. „Diese Erwartungen wurden jetzt jäh enttäuscht“, das sei schäbig.
       
       SPD und Grüne kritisierten die Liberalen scharf. „Die FDP will gnadenlos
       und mit allen Mitteln Profil gewinnen und nimmt dafür die Schlecker-Frauen
       als Geiseln“, sagte SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles.
       Grünen-Fraktionschefin Renate Künast ätzte: „Die FDP kämpft verzweifelt um
       die eigene Zukunft, das Schicksal der Schlecker-Mitarbeiterinnen gerät
       dabei unter die Räder.“
       
       ## Insolvenzverwalter warnt vor Kündigungsschutzklagen
       
       Schlecker-Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz bedauerte das Scheitern der
       Transfergesellschaft. Er bedankte sich bei den Landespolitikern für deren
       Unterstützung, warnte aber die entlassenen MitarbeiterInnen vor
       Kündigungsschutzklagen. Diese würden mit hoher Wahrscheinlichkeit „nichts
       bringen, im Fall einer hohen Gesamtzahl jedoch massiv den verbleibenden
       Schlecker-Frauen schaden“.
       
       Auch Rösler hatte einen Rat für die Entlassenen. Er empfahl ihnen, sich
       „schnellstmöglich eine Anschlussverwendung“ zu suchen.
       
       29 Mar 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anja Maier
       
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