# taz.de -- Streit um das Urheberrecht im Netz: Im Gespräch bleiben
       
       > Der „Netzgemeinde“ haben die Drehbuchautoren der Tatort-Reihe einen Brief
       > geschrieben. Der Chaos Computer Club hat geantwortet – und im Privaten
       > geht der Austausch weiter.
       
 (IMG) Bild: Digitaler Streit um das Urheberrecht.
       
       BERLIN taz | Die [1][Tatort-Autoren holen weit aus], wenn sie sich bei der
       Netzgemeinde, aber auch den Grünen, den Piraten und Linken über die
       Verletzung ihrer Urheberrechte beklagen: Von Lebenslügen und historischen
       Kompromissen ist da die Rede, von Grundrechten und der bösen Umsonstkultur.
       
       Natürlich geht es um die Geldbörse und genau in die schaut der Chaos
       Computer Club, der eine so [2][eloquente wie furiose Antwort] auf den
       offenen Brief verfasst hat. Wie Dirk Engling vom CCC anmerkt, hatte man
       dort nicht erwartet, dass diese Antwort so viel Wind aufwirbeln würde. In
       Blogs, auf Twitter und Facebook, aber auch in traditionellen Medien wird
       der Brief seit Erscheinen ausführlichst zitiert. Anlass für die Replik war
       unter anderem das etwas zufällig erscheinende Konglomerat der Adressaten
       des ursprünglichen Schreibens.
       
       Gleich zu Anfang stellt sich der Club formal auf die Seite der
       Drehbuchschreiber, auch sie seien als Programmierer, Hacker, Musiker und
       Autoren Berufsurheber. Damit hörten jedoch die Gemeinsamkeiten auf. Bei den
       Tatortschreibern handele es sich „prädigitale Ignoranten mit
       Rechteverwertungsfetisch auf der einen Seite ... und wir auf der anderen,
       die wir deren Verträge aufgezwungen bekommen.“
       
       Es folgt eine Belehrung, die den Tatortautoren das Blut ins Gesicht steigen
       lassen dürfte; je nach Konditionierung vor Scham oder Wut. Sie merken an,
       dass das Dreinschlagen auf die vermeintliche Kostenloskultur der
       Internetnutzer auch als Unfähigkeit der Urheber interpretiert werden kann,
       sich mit ihren Auftraggebern zu konfrontieren. Schließlich sei die
       mangelnde arbeitsrechtliche Absicherung und die schlechte Bezahlung vieler
       Kreativer nicht unbedingt das Vergehen des Publikums.
       
       Der soziale Aspekt des Daseins als Urheber immaterieller Werte wird vom CCC
       ohnehin deutlich ins Zentrum der Überlegungen über den Umgang mit den
       veränderten Bedingungen der Verbreitung (nicht ausschließlich)
       künstlerischer Werke gestellt. So existiert bereits seit Längerem das
       Diskussionsangebot der [3][„Kulturwertmark“], die stark verkürzte
       Schutzfristen zugunsten der Urheber nicht an deren Lebensdaten, sondern den
       Veröffentlichungsdaten orientiert und darüber hinaus einen vergüteten
       Übergang des Werks in die freie Verfügbarkeit vorsieht.
       
       ## Der Dialog geht weiter
       
       Die Praktikabilität solcher Modelle mag angezweifelt werden, konstruktiver
       und zeitgemäßer als die User-Schelte der Drehbuchautoren scheinen sie
       allemal zu sein. Dass es keine prinzipielle Aversion dagegen gibt, auch im
       Netz für Inhalte zu bezahlen, zeigen laut Dirk Engling die Teilerfolge
       solcher freiwilligen Bezahlmodelle wie Flattr.
       
       CCC-Veteran Tim Pritlove zum Beispiel bestreitet seinen Lebensunterhalt
       praktisch ausschließlich über freiwillige Beiträge der Hörer seines
       [4][Podcasts CRM]. Auch die [5][taz testet Wege], ohne Zwangsabgaben und
       Abmahnanwälte im Internet Geld zu verdienen.
       
       Dass die Drehbuchautoren durchaus komplexere Gründe als die nackte Gier für
       ihren offenen Brief hatten, zweifelt auch der CCC nicht an. Inzwischen hat
       ein, bislang noch nicht öffentlicher Dialog mit Unterzeichnern des Briefes
       begonnen.
       
       In einer ausführlichen und laut Engling durchaus positiv aufgenommenen
       E-Mail erläutert einer der Drehbuchschreiber seine Beweggründe für die
       Unterzeichnung. Die Diskussion ist also keineswegs beendet und findet jetzt
       vielleicht einen zwar kontroversen, aber konstruktiven Fortgang.
       
       (Ergänzung 1.4.2012: Wie in den Kommentaren zu diesem Beitrag richtig
       angemerkt wird, wirft der CCC den Tatort-Drehbuchautoren nicht vor,
       prädigitale Ignoranten zu sein, sondern erklärt Ihnen im Kern, dass diese
       sich mit ihrem Brief unbedachterweise auf deren Seite schlagen. Ich bitte
       diesen Fehler zu entschuldigen. DK)
       
       30 Mar 2012
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.drehbuchautoren.de/nachrichten/2012/03/offener-brief-von-51-tatort-autoren-0
 (DIR) [2] http://ccc.de/updates/2012/drehbuchautoren
 (DIR) [3] http://www.ccc.de/de/updates/2011/kulturwertmark
 (DIR) [4] http://cre.fm/
 (DIR) [5] /zeitung/tazinfo/taz-zahl-ich/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniél Kretschmar
       
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