# taz.de -- Kolumne Fußball-EM 2012: „Slavek und Slavko oder SS“
       
       > In Polen ist eine Diskussion über die Maskottchen für die Fußball-EM 2012
       > entbrannt. Die US-Firma Warner Brothers hat sich im Namen vergriffen.
       
 (IMG) Bild: Sehen harmlos aus, sorgen aber für Zündstoff.
       
       Die Polen raufen sich die Haare, rufen Zeter und Mordio und können doch
       nichts ändern. In gut zwei Monaten beginnt die Fußball-Europameisterschaft.
       Dann werden „Slavek und Slavko“ aufs Spielfeld des Nationalstadions in
       Warschau rennen, die Maskottchen der EM 2012, ein paar Purzelbäume schlagen
       und das Turnier eröffnen.
       
       Schon jetzt bieten Kioske und Souvenirläden die Maskottchen in Plastik,
       Stoff und Plüsch an. Doch die Ware liegt wie Blei in den Regalen. Denn die
       Puppen tragen zwar Trikots in den Nationalfarben Polens und der Ukraine,
       und sogar die Punkfrisuren der Zwillinge leuchten rot-weiß und blau-gelb.
       Doch: Kein Pole heißt Slavek und kein Ukrainer Slavko. Slavek ist ein
       tschechischer Vorname und Slavko ein serbischer oder kroatischer.
       
       „Ooops“ sollte das amerikanische Maskottchen heißen, wenn irgendwann einmal
       die Fußball-Weltmeisterschaft in den USA stattfinden sollte, ätzen
       polnische Fußballfans in den Internetforen. Denn es war die amerikanische
       Firma Warner Brothers, die sich im Auftrag der Uefa die Figuren mit den
       riesigen Kulleraugen, dem breiten Zahnpastalachen und den „slavischen“
       Namen ausgedacht hat. „Warum nicht gleich ’Bida und Nedza‘ – ’Armut und
       Elend‘?“, schlägt ein enttäuschter Fußballfan vor. Ein anderer hält es für
       typisch, dass Ausländer sich immer nur das Schlechteste für Polen und die
       Ukraine ausdenken. „Slavek und Slavko oder SS.“
       
       Angeblich sollen auch die Kunden von McDonald’s über die Namen der
       Maskottchen abgestimmt haben, kursiert im Internet. Die Konzernleitung sei
       sicher „heppi“ über das Ergebnis. Zu hoffen sei nur, dass die Fußballfans
       nicht auch „Wir treffen uns im McDonald’s“ als EM-Hymne anstimmen müssten.
       
       Ein polnischer Anglist versucht, die Wogen zu glätten. Das Wort „slave –
       Sklave“ sei sicher nicht der Ausgangspunkt für die Namen Slavek i Slavko
       gewesen. Wahrscheinlicher seien ’Slav – Slawe‘ und ’Slavonic – slawisch‘.
       Dass die Amerikaner nicht unterscheiden könnten zwischen Polen und
       Tschechen oder Ukrainern und Serben sei noch verständlich. Aber dass der
       Polnische wie der Ukrainische Fußballverband die Vorschläge akzeptiert
       hätten, sei ein Skandal.
       
       Eigentlich seien die Maskottchen doch ganz nett, versucht ein anderer zu
       besänftigen. „Lasst uns auf der EM ’Pivko und Vodko‘ skandieren (mit V
       statt W), wenn die Maskottchen auftauchen: ’Bierchen und Wässerchen‘!“
       
       2 Apr 2012
       
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 (DIR) Gabriele Lesser
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