# taz.de -- Kommentar Indien: Von Entspannung keine Spur
       
       > Der Besuch des pakistanischen Präsidenten ist heikel. Aber nur ein
       > Übergreifen des indischen Wachstumsbooms auf Pakistan kann die
       > gefährlichste Grenze der Welt dauerhaft befrieden.
       
       Sieben Jahre ist es schon her, dass zuletzt ein pakistanischer Präsident
       Indien besuchte. Eigentlich müsste Asif Ali Zardari ein hochwillkommener
       Gast gewesen sein. Und doch fällt es schwer, auch nur den kleinsten
       Hoffnungsschimmer auf Entspannung im Verhältnis der beiden hochgerüsteten
       Atommächte zu erkennen. Viele westliche Militärstrategen glauben längst,
       dass Indien und Pakistan „die gefährlichste Grenze der Welt“ verbindet.
       
       Drei bittere Kriege wurden über sie bereits gefochten, als die Verhältnisse
       in der Region noch relativ stabil erschienen. Der Siegeszug der Taliban
       aber hat aus dem indisch-pakistanischen Grenzkonflikt einen potenziellen
       Weltkonflikt gemacht.
       
       Was kann Indien also tun, um mit Pakistan trotzdem im Gespräch zu bleiben?
       In Indien streiten darüber derzeit zwei Schulen: Die eine misstraut jeder
       Annäherung an Islamabad und verlangt die Köpfe der Drahtzieher der Mumbaier
       Terroranschläge vom November 2008. Die andere sieht Pakistan ökonomisch am
       Boden und darin eine einmalige Chance, das Land mit Handel und Wandel
       Indien näherzubringen.
       
       Das Problem aber bleibt, dass die pakistanische Regierung unter Zardari,
       obwohl demokratisch gewählt, ohnehin wenig Macht besitzt und aufgrund
       zahlreicher Korruptionsvorwürfe ihr letztes innenpolitisches Ansehen
       eingebüßt hat. Deshalb setzten schließlich auch die USA auf ihre Kontakte
       zur Armee in Pakistan und nicht zur Politik. Washington zahlt dafür jedes
       Jahr Milliarden in Militärhilfe. Der Hauptfeind der pakistanischen Armee,
       und sozusagen ihre Existenzberechtigung, aber bleibt Indien.
       
       Ein irres Spiel, in dem Indien Außenseiter bleibt. Obwohl es natürlich
       richtig ist, dass nur das Übergreifen des indischen Wachstumsbooms auf
       Pakistan die gefährlichste Grenze der Welt dauerhaft befrieden kann.
       
       9 Apr 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Georg Blume
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Kicken statt Unabhängigkeitskampf: Spiel um dein Land!
       
       Alle reden von der EM. Doch im indischen Nagaland wird Fußball gespielt,
       der Frieden stiftet. Über die politischen Verheißungen der sportlichen
       Globalisierung.
       
 (DIR) Atommacht Indien rüstet auf: Interkontinentalrakete getestet
       
       Bislang war nur von den fünf ständigen Mitgliedern im Weltsicherheitsrat
       bekannt, dass sie atomwaffenfähige Raketen besitzen. Jetzt ist Indien
       Mitglied in dem exklusiven Club.
       
 (DIR) Pakistanischer Präsident in Indien: Reine Symbolpolitik
       
       Zum ersten Mal seit sieben Jahren besucht ein pakistanischer Präsident
       Indien. Der Besuch sorgt für schöne Bilder, aber politisch hat sich wenig
       bewegt.