# taz.de -- Kommentar Eppendorfer Todesraser: Mehr als nur ein Schuldiger
       
       > Die Schuld der Justiz, die dem Todesfahrer seinen Führerschein zurückgab,
       > sollte ebenfalls Gegenstand der Verhandlung sein.
       
 (IMG) Bild: Mit 100 Sachen auf den Gehsteig: die Unfallstelle in Eppendorf.
       
       Es ist paradox: Da bekommt ein Mann, der immer wieder durch epileptische
       Anfälle die Kontrolle über sein Verhalten verliert, per Gerichtsbeschluss
       ganz ausdrücklich die bereits entzogene Fahrerlaubnis wieder zurück. Nach
       dem nächsten Unfall ist er dann vor Gericht vor allem dem Vorwurf
       ausgesetzt, er hätte von dieser Erlaubnis nie wieder Gebrauch machen
       dürfen. Eine zynische Doppelbotschaft angesichts der vier Todesopfer.
       
       Es spricht vieles dafür, dass der „Todesraser von Eppendorf“ die Gefahr,
       die von ihm ausging, sträflich verdrängt hat. Doch wie kann eine solche
       Verdrängungsleistung besser befördert werden als durch die Wiedererteilung
       einer Fahrerlaubnis. Hier wurden Kosten für Gutachten offenbar genauso
       gescheut wie ein hoher Ermittlungsaufwand. Am Ende stand die Botschaft: Du
       darfst dich trotz deiner Krankheit weiter hinters Steuer setzen.
       
       Diese juristische Schlamperei spricht den Angeklagten von Schuld nicht frei
       – vieles spricht dafür, das er es hätte besser wissen müssen. Doch wenn es
       um die Verantwortung für den Todescrash von Eppendorf geht, kann sich die
       Kieler Justiz von einer Mitschuld nicht frei sprechen.
       
       Dass diese Mitschuld im Prozess um die Todesfahrt von Eppendorf bislang
       nicht zur Debatte stand, ist ein Skandal. Die Angehörigen der Opfer haben
       auch hier Aufklärung verdient.
       
       15 Apr 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Marco Carini
       
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