# taz.de -- Seltene-Erde-Fabrik in Malaysia: Randale gegen radioaktive Rückstände
       
       > Der Bergbaukonzern Lynas baut in Malaysia eine Raffinerie für Seltene
       > Erden in Konkurrenz zu China auf. Anwohner fürchten eine versuchte Umwelt
       > und protestieren.
       
 (IMG) Bild: Demonstranten protestieren gegen die Malayische Raffinerie für Seltene Erden.
       
       BANGKOK taz | In Malaysia ballt sich Protest gegen die wohl weltgrößte
       Raffinerie für seltene Erden, die an der Ostküste entsteht. Demonstranten
       fordern den Stopp der australischen Anlage Lynas Advanced Materials Plant
       (Lamp) in Gebeng, mehr als 200 Kilometer von der Hauptstadt Kuala Lumpur
       entfernt. Die Proteste richten sich gegen einen der lukrativsten
       Geschäftszweige weltweit: Seltene Erden sind Metalle, die unter anderem in
       Flachbildschirmen, Windrädern und Batterien verarbeitet werden.
       
       Mit seiner Raffinerie in Malaysia hofft der australische Bergbaukonzern
       Lynas, das Monopol Chinas für seltene Erden auf dem Weltmarkt zu brechen.
       Zudem rechnet man mit Einnahmen von umgerechnet knapp 2 Milliarden Euro
       jährlich. Die Mineralien, aus denen die seltenen Erden gewonnen werden,
       fördert Lynas etwa 4.000 Kilometer entfernt im westaustralischen Busch.
       Verarbeitet werden sollen sie jedoch in Malaysia.
       
       Die einheimische Bevölkerung aber spielt nicht mit. Nach Erteilung einer
       vorläufigen Betriebsgenehmigung durch Malaysias Atomic Energy Licensing
       Board (AELB) Ende Januar entzündete sich der Widerstand erst recht.
       Kritiker befürchten eine verseuchte Umwelt, weil der durch die Verarbeitung
       der seltenen Erden anfallende Müll radioaktive Rückstände wie Thorium
       enthält.
       
       Was damit geschehen solle, darüber hätten sich die Befürworter keine
       ausreichenden Gedanken gemacht, lautet die Kritik. Aktivisten der Gruppe
       „Save Malaysia, Stop Lynas“ forderten die Regierung auf, die entsprechenden
       Rohstofftransporte nach Malaysia zu stoppen.
       
       Während Lynas von einer „grundlosen Angstkampagne“ spricht und den
       Kritikern gar mit einer Klage drohte, hatten schon im Februar 15.000
       Menschen öffentlich gegen die Raffinerie protestiert, darunter auch
       Malaysias Oppositionsführer Anwar Ibrahim: „Die korrupten Politiker der
       Regierungsseite haben keine Ahnung von der Umwelt, für sie zählt nur Geld“,
       wurde Anwar zitiert, der als schärfster Konkurrent des amtierenden Premiers
       Najib Razak gilt.
       
       Damit sind die Proteste auch innenpolitisch brisant, platzen sie doch
       mitten in Spekulationen über vorgezogene Neuwahlen. Anwohner hatten gegen
       die vorläufige Betriebsgenehmigung Berufungsklage eingelegt. Diese aber hat
       Malaysias Oberstes Gericht nun abgewiesen: Eine juristische Intervention
       sei unangemessen. Oppositionelle monierten, das Gericht habe einer
       Konfrontation aus dem Weg gehen wollen, weil sich ein Parlamentsgremium
       sowie das Ministerium für Wissenschaft, Technik und Innovation ebenfalls
       mit der umstrittenen Raffinerie beschäftigen.
       
       Der Lynas-Konzern erklärte unterdessen, man erfülle sämtliche
       Umweltstandards. Dessen Gegner behaupten anderes: Teile eines Berichts der
       Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO), wonach der von Lynas erzeugte
       Abfall ein hohes Maß an Schwermetallkonzentrationen enthalte, seien nicht
       offengelegt worden, zitierte das Onlineportal Malaysian Insider den
       Chemiker Mat Azhar Mat Lazim, den die Kritiker als Experten hinzugezogen
       hatten. Am 28. April will das in Malaysia populäre oppositionelle
       Bersih-Bündnis eine weitere Massendemonstration für Wahlreformen abhalten,
       an der auch die Lynas-Gegner teilnehmen. Das Motto der Proteste soll dabei
       sein: „Eine saubere Regierung für eine saubere Umwelt“.
       
       19 Apr 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Nicola Glass
       
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