# taz.de -- Kommentar Wahlen in Ägypten: Mehr Hoffnung ohne Hardliner
       
       > Die Entscheidung der Wahlkommission, die drei Topkandidaten für das
       > ägyptische Präsidentenamt zu disqualifizieren, hinterlässt
       > widersprüchliche Eindrücke.
       
       Nun ist es also endgültig. Die drei Topkandidaten für das Amt des
       ägyptischen Präsidenten wurden von der Wahlkommission disqualifiziert. Der
       Muslimbruder Kheirat al-Schater, der Salafist Hazem Abu Ismail und der Mann
       des alten Regimes, Mubaraks Geheimdienstchef Omar Suliman –, sie alle haben
       die formalen Kriterien für eine Kandidatur nicht erfüllt.
       
       In der Einschätzung dieser Disqualifikationen sind die Meinungen naturgemäß
       geteilt. Liberale, aber auch christliche Kopten sind erleichtert, dass ihr
       politischer Albtraum Abu Ismail und dessen Scharia-Projekt ein Ende haben
       und auch die moderateren Muslimbrüder geschwächt sind. In der
       revolutionären Tahrir-Ecke ist man froh, dass man mit Omar Suliman als
       Präsident nicht gleich alle revolutionären Träume an den Nagel hängen kann.
       
       Übrig bleiben aussichtsreiche Kandidaten, die weniger polarisieren. Etwa
       der als Elder Statesman auftretende ehemalige Chef der Arabischen Liga,
       Amru Musa, oder der Muslimbruder-Aussteiger Muhammad Abdel Fotouh, der
       islamisches mit liberalem Gedankengut zu vereinen sucht und der vom ersten
       Tag an auf dem Tahrirplatz dabei war.
       
       Vor allem die Islamisten sehen dagegen in der Entscheidung ein Komplott des
       herrschenden Militärrates. Verbreitet ist auch die Theorie, dass die
       Kandidatur Omar Sulimans in allerletzter Minute und dessen späterer
       Ausschluss ein abgekartetes Spiel des Militärrates sei.
       
       Wie wird nun die Straße reagieren? Und was bedeutet die Entscheidung der
       Kommission für die Legitimität des künftigen Präsidenten? Das sind nur zwei
       der zahlreichen Widersprüche, mit denen Ägypten beim Wandel von einer
       Diktatur zu einer Demokratie zurechtkommen muss.
       
       18 Apr 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Karim Gawhary
 (DIR) Karim El-Gawhary
       
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