# taz.de -- Lage in Syrien: Annan nennt Gewalt „alarmierend“
       
       > Das Versprechen zur Beendigung der Gewalt in Syrien ist ein leeres: Die
       > Berichte über die Erschießung von Menschen dauern an. Nur die Nähe von
       > UN-Beobachtern sorge für etwas Ruhe.
       
 (IMG) Bild: Die schlechten Nachrichten aus Homs reißen nicht ab – Rauchwolken über der Stadt Mitte April.
       
       NEW YORK afp/dpa | Ungeachtet der seit zwei Wochen geltenden Waffenruhe in
       Syrien gehen nach Angaben von UN-Sondervermittler Kofi Annan die Angriffe
       der Regierungstruppen auf die Zivilbevölkerung weiter. Die Lage sei
       „düster“ und „inakzeptabel“. Der syrische Präsident Baschar al-Assad habe
       sein Versprechen zur Beendigung der Gewalt noch immer nicht erfüllt, sagte
       Annan am Dienstag (Ortszeit) per Videokonferenz vor dem UN-Sicherheitsrat.
       
       Berichte über die Erschießung von Menschen in der Stadt Hama nach einem
       Treffen mit UN-Beobachtern nannte er „besonders alarmierend“. Nach Angaben
       der Syrischen Menschenrechtsliga wurden am Montag neun Menschen in Hama
       getötet, die am Vortag mit UN-Beobachtern gesprochen hatten.
       
       Bei der Sitzung hinter geschlossenen Türen forderte Annan zudem eine
       schnelle Stationierung der vom UN-Sicherheitsrat beschlossenen 300
       Beobachter. Derzeit sind elf UN-Vertreter vor Ort, um den offiziell am 12.
       April in Kraft getretenen Waffenstillstand zu überwachen.
       
       Nach Angaben des Chefs der UN-Friedenstruppen, Hervé Ladsous, könnte es
       noch einen Monat dauern, bis die ersten 100 Beobachter vor Ort seien.
       Seinen Angaben zufolge lehnte Damaskus bereits Vertreter aus Ländern ab,
       die zur Gruppe der Freunde Syriens gehören. Dies sind unter anderen die
       USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Saudi-Arabien und Katar.
       
       ## Bombe detoniert in Damaskus
       
       Vor der Sitzung des UN-Sicherheitsrats hatte Annans Sprecher in Genf
       gesagt, die syrische Regierung habe ihre schwere Waffen nicht wie zugesagt
       vollständig aus umkämpften Städten abgezogen. Das zeigten „Satellitenbilder
       und glaubwürdige Berichte“. Die Waffenruhe sei „äußerst fragil“. Die
       Regierungstruppen hielten die Waffenruhe nur ein, wenn UN-Beobachter in der
       Nähe seien. Annan ist der Syrien-Beauftragte der Vereinten Nationen und der
       Arabischen Liga. Er war eingeschaltet worden, um die seit März vergangenen
       Jahres anhaltende blutige Niederschlagung der Proteste gegen Assad zu
       beenden.
       
       Mitten in der Hauptstadt Damaskus detonierte am Dienstag eine Bombe, die in
       einem zivilen Geländewagen der Armee platziert worden war. Ein
       Krankenhausarzt sagte, der Fahrer des Wagens sei lebensgefährlich verletzt
       worden, als der Sprengsatz auf dem zentralen Al-Mardsche-Platz explodierte.
       Oppositionelle sprachen nach Angaben des US-Fernsehsenders CNN von
       mindestens 35 Toten am Dienstag.
       
       15 Soldaten sollen am Dienstag in der Provinz Idlib gemeinsam desertiert
       sein. Die Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter meldete, ein
       hochrangiger Funktionär des Geheimdienstes sei in Damaskus ermordet worden.
       In dem Vorort Sajjida Zeinab habe es ein Gefecht zwischen den
       Regierungstruppen und Deserteuren gegeben. Seit Beginn des Aufstandes gegen
       Präsident Baschar al-Assad im März 2011 sollen mehr als 9000 Menschen
       getötet worden sein.
       
       Das Welternährungsprogramm (WFP) verteilt derzeit nach eigenen Angaben
       Nahrungsmittelhilfe an 100.000 Menschen in Syrien. In den kommenden Wochen
       soll die Hilfe 500.000 Menschen zugutekommen. Voraussetzung sei allerdings,
       dass die Helfer Zugang zu den Bedürftigen erhielten, erklärte eine
       WFP-Sprecherin.
       
       25 Apr 2012
       
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