# taz.de -- Kommentar Fußball-EM in der Ukraine: Deppen aus dem Bundestag
       
       > Deutschland soll die halbe EM erhalten. Geht’s noch? Wer solche
       > Vorschläge unterbreitet, garantiert, dass die ukrainischen Despoten
       > Solidarität erhalten.
       
       Menschenrechte sind unteilbar. Sie haben Gültigkeit in China wie auf Haiti
       oder in der Ukraine. Der Kampf für die Unversehrtheit der Menschen vor
       staatlichen Übergriffen ist überall auf der Welt höchst lobenswert – so
       viel vorab. Nun ist das Thema gerne für ganz andere Zwecke
       instrumentalisiert worden. Und damit wären wir bei der inhaftierten Julia
       Timoschenko und dem Einsatz mancher deutscher Politiker für sie.
       
       Frau Timoschenko gehört selbstverständlich freigelassen und in anständige
       ärztliche Behandlung, keine Frage. Aber man mag bei den politischen
       Bemühungen diverser Bundestagsabgeordneter in dieser Angelegenheit nicht so
       recht an lautere Motive glauben.
       
       Die Herrschaften debattieren nämlich über eine Verlegung der Spiele. Das
       mag eine Überlegung wert sein, denn ein Boykott kann ein Mittel sein, um
       Menschenrecht zu erzwingen. Aber wohin sollte verlegt werden, nach
       Rumänien, Lettland oder Dänemark? Nein, so ein Zufall aber auch,
       Deutschland soll die halbe EM erhalten. Geht’s noch? Glaubt das wirklich
       jemand?
       
       Milde gestimmt dürfen wir urteilen, die Damen und Herren haben einen
       Sparren. Doch Milde ist fehl am Platz. Denn wer solche Vorschläge
       unterbreitet, garantiert, dass die ukrainischen Despoten Solidarität
       erhalten – von ihren nicht sympathischeren Nachbarn wie auch der eigenen
       Bevölkerung, die sich um den Spaß betrogen fühlen muss.
       
       Er bewirkt also das Gegenteil dessen, was er vorgibt. Wer auf eine solche
       Idee kommt, hat offenbar auch noch nie davon gehört, dass Deutschland vor
       70 Jahren mehr als eine Million Ukrainer ermordet hat. Diese Tatsache kann
       keine Menschenrechtsverletzungen in Kiew entschuldigen. Aber sie mahnt doch
       zu einem Minimum an Ernsthaftigkeit.
       
       1 May 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Klaus Hillenbrand
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