# taz.de -- Die Eigentumsfrage: Das Kreativdorf: Spielplatz für Erwachsene
       
       > Juval Dieziger ist Mitbegründer der Bar 25 und des Kater Holzig. Nun will
       > er an der Spree ein Kreativdorf bauen
       
 (IMG) Bild: Coole Jungs auf dem Ex-Bar 25-Gelände.
       
       Wenn Juval Dieziger von seiner neuen Idee spricht, dann ist da dieses
       Glitzern in seinen Augen. Ein Kreativdorf mit Namen Holzmarkt will er mit
       seinen Kumpanen bauen, dort, wo bis 2010 seine Bar 25 stand. Gerade sitzt
       er im Restaurant des Kater Holzig, dem Club am Spreeufer gegenüber, den er
       nach dem Aus der Bar mitbegründet hat – und kommt ins Schwärmen.
       
       Von einem „Möglichkeitsraum“ spricht er, von nomadischen Holzhütten mit der
       zauberhaften Aura der Bar 25 – Hütten, die nie aufhören würden, sich zu
       verändern. Der Holzmarkt soll wie ein Dorf mit Dorfplatz werden, mit
       Bioladen, erschwinglichen Ateliers und einer 24-Stunden-Kita. Mit Hotel,
       Restaurant und Wohnungen – und sogar mit einem öffentlichen Park, dem
       „Möhrchenpark“, in dem jeder sein Gemüse selbst anbauen kann.
       
       Dies ist das Konzept, mit dem sich die Macher der Bar 25 und des Kater
       Holzig dieser Tage beim Liegenschaftsfonds bewerben. Sie wollen das 12.000
       Quadratmeter große Gelände kaufen, das derzeit noch der Berliner
       Stadtreinigung (BSR) gehört und mitten im Gebiet des Großprojekts
       MediaSpree liegt, also nach dem Willen der Investoren mit noch mehr
       Bürogebäuden aus Glas und Beton bestückt werden soll. Ob Dieziger und seine
       Mitstreiter den Zuschlag bekommen, ist unsicher – noch gewinnt beim
       Liegenschaftsfonds der Höchstbietende das Verfahren. Dann allerdings muss
       noch die BSR dem Verkauf zustimmen, und die, so Dieziger, sei seinem Team
       wohlgesinnt.
       
       ## 
       
       Denn so verträumt, wie das Projekt klingt, ist es nicht. Das Team hat eine
       Genossenschaft gegründet und Unterstützer gefunden wie Michael Zehden,
       Investor im Hotel- und Gastrobereich. Für ihn ist der Holzmarkt ein
       „volkswirtschaftlich interessantes Projekt“ – immerhin würden hier 300
       Arbeitsplätze geschaffen. Außerdem, so Zehden, ist der Tourismus Berlins
       zweitgrößter Wirtschaftsfaktor. Und was wäre attraktiver für Touristen als
       ein Kreativort wie der Holzmarkt?
       
       Dieziger ist ein brummiger Mann in den Dreißigern mit viel Bart und
       Bodenhaftung, aber auch Schalk und Begeisterungsfähigkeit. Er stammt aus
       dem Emmental in der Schweiz, hat Koch gelernt, Kellner und Schauspieler –
       und als er Ende der Neunziger nach Berlin kam, besann er sich auf den
       solidesten seiner Berufe. Er kochte im Cookies, später eröffnete er in der
       Bar 25 sein Restaurant. „Für mich ist die Bar das Größte, was ich je
       gemacht habe, mit eigenen Händen und mit Freunden. Es gibt wenige Orte wie
       diesen auf der Welt“, sagt er. Er bezeichnet sich und die seinen als
       „Business-Hippies“, die mit der Bar ein Idyll geschaffen haben, einen
       Spielplatz für Erwachsene, wo man zusammen arbeitet und lebt, wo man aber
       auch Geld verdient und Angestellte hat. Für ihn ist der Holzmarkt eine
       Weiterentwicklung dieses Konzepts.
       
       Und dann hält Dieziger doch noch einen Moment inne und erklärt: „Der
       Holzmarkt ist viel mehr als unser persönlicher Traum. Wir hoffen, dass wir
       mit dieser Idee dazu beitragen können, den Senat wachzurütteln.“ Dieziger
       spricht gern von „Einbindung“, dem Gefühl, wie ein mündiger Mensch
       behandelt zu werden. Es geht beim Holzmarkt auch um Beteiligung – um den
       Willen der Bürger, die sich gegen den Verkauf ihrer Stadt stemmen.
       
       4 May 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Susanne Messmer
       
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