# taz.de -- Nach dem Flughafendebakel: Natürlich ist keiner schuld!
       
       > Die Beteiligten des Flughafendebakels weisen jede Verantwortung weit von
       > sich. Schluss damit: Die taz nennt die Versager beim Namen.
       
 (IMG) Bild: Er kann natürlich nichts fürs Flughafendebakel: Klaus Wowereit, hier am Donnerstag im Abgeordnetenhaus.
       
       Wer: Regierender Bürgermeister,BER-Aufsichtsratschef
       
       Was: "Als Aufsichtsrat haben wir kein Interesse daran, die Dinge zu
       beschönigen", versichert Wowereit, der das Projekt noch immer als
       "Erfolgsgeschichte" bezeichnet. Von großen Versäumnissen kann also keine
       Rede sein, auch wenn das Berlin-Maskottchen seit Längerem von den Mängeln
       beim Brandschutz wusste. Deshalb ist es nicht weiter schlimm, dass er in
       seiner Regierungserklärung viel sagte, ohne jedoch Erklärungen für die
       Verschiebung zu liefern. Fazit: Die Koordination der Airport-Turbulenzen
       ist beim Regierenden in ganz sicheren Händen.
       
       Versagergrad: 9,8
       
       Wer: Chef von Air Berlin
       
       Was: An Mehdorns Schuld kann es keine Zweifel geben. Vorstand von RWE, dann
       Aufsichtsratsvorsitzender bei Dornier. Der Flugzeughersteller ging 2002
       pleite. Auch in seinem liebsten Job als Bahn-Manager hat Mehdorn an Pannen
       nicht gespart: ICE-Achsen, Ausfälle und Verspätungen, der geplatzte
       Börsengang. Seit September ist er Chef von Air Berlin. Als solcher hatte er
       ein ominöses Treffen mit Flughafenchef Schwarz, der Mehdorn bestätigte,
       dass alles nach Plan lief. Mal ehrlich: Mehdorn, der seinerzeit als
       Bahnchef systematisch Mitarbeiter bespitzeln ließ, der soll nichts gewusst
       haben?
       
       Versagergrad: Außer Konkurrenz
       
       Wer: Grüne Exbürgermeisterkandidatin
       
       Was: Anders als ihr Parteikollege Jürgen Trittin hat Künast noch keine
       Rücktrittsforderung an Wowereit gestellt. Dabei ist der für Künast
       Hauptverantwortlicher, weil der nur "die Feiern im Kopf gehabt" habe.
       Künast ist sich sicher: "Infrastruktur kann Wowereit nicht." Doch ob es
       unter einer Regierenden Künast im Roten Rathaus anders gekommen wäre?
       Schließlich hatte sie im Wahlkampf gefordert, aus Schönefeld notfalls einen
       Regionalflughafen zu machen, und damit gezeigt, dass sie weder von
       Bauabläufen noch vom neuen Selbstverständnis der Hauptstadt was versteht.
       
       Versagergrad: 7,0
       
       Wer: Bundesverkehrsminister, Vielflieger
       
       Was: Auch Ramsauer trägt politische Verantwortung für den neuen Flughafen -
       der Bund ist zu 26 Prozent Miteigentümer. Öffentliche Schimpftiraden sind
       vom Minister aber nicht überliefert. Der Hobby-Pianist, der gerne abtaucht,
       wenns brenzlig wird, spielt die leise Klaviatur: Er mahnt, Berlin könne
       sich keinen "Pannenflughafen" leisten und der neue Termin müsse "hieb- und
       stichfest" sein. Der muss grad reden, überzieht er doch ständig sein
       Reisebudget für Auslandstrips. Seit seinem Amtsantritt im Oktober 2009 war
       Ramsauer mindestens 50 Mal dienstlich im Ausland - mit dem Flieger versteht
       sich.
       
       Versagergrad: 8,5
       
       Wer: Flughafenchef
       
       Was: Zurücktreten? Iwo, das weist Schwarz entrüstet von sich. Gelogen? Ach
       was - man kann als Chef ja auch nicht immer alles wissen. Und was sind denn
       schon ein paar Monate bei einem Jahrhundertprojekt wie diesem? Schließlich
       ist das nicht die erste Verschiebung der Eröffnung. Kann ihm ja auch
       eigentlich niemand verübeln, dass er sich noch ein bisschen Zeit lassen
       will, ist schließlich kein unangenehmer Job, so ein Flughafenbau. 546.000
       Euro Gehalt im Jahr und dabei auch noch genug Zeit, nebenher als
       Honorarprofessor an der Technischen Fachhochschule Wildau zu lehren. Thema:
       Flughafen-Management?
       
       Versagergrad: 10
       
       Wer: Exbundeskanzler, Namenspatron des Airports
       
       Was: Die Schlüsselfigur des Schönefelder Baustellenschlamassels. Der
       Eröffnungstermin ist verschoben, doch das ist Brandt egal. Bis heute
       schwebt der Exkanzler, von Bus- und Tramfenstern lächelnd, durch die Stadt
       und lädt zur Eröffnung am 3. Juni ein. Brandts Ignoranz ist nicht
       verwunderlich, denn wer wäre nicht scharf auf einen Airport, der ihren oder
       seinen Namen trägt? Doch vielleicht finden es die Flughafenbetreiber gar
       nicht so schlimm. Schließlich ist es beruhigender, wenn die Menschen statt
       über Brandschutztüren über einen Friedensnobelpreisträger nachdenken.
       
       Versagergrad: posthum nicht ermittelbar
       
       11 May 2012
       
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 (DIR) Flughafen Berlin-Brandenburg (BER)
       
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