# taz.de -- Champions-League-Finale der Frauen: Frankfurt verschießt den Sieg
       
       > Die Spielerinnen von FFC Frankfurt starteten stark ins
       > Champions-League-Finale. Obwohl sie zeitweise besser waren als Lyon,
       > verloren sie das Spiel 0:2.
       
 (IMG) Bild: Enttäuschung nach dem Verlust: Melanie Behringer und Desiree Schumann.
       
       MÜNCHEN taz | Es ist nicht viel geredet worden bei der Delegation des 1.
       FFC Frankfurt am nächsten Morgen im lichtdurchfluteten Restaurantbereich
       ihres Domizils in Dornach vor den Toren Münchens. Zu tief saß bei allen der
       Schock, nachdem sie schon wieder die Chance auf einen Titel vergeben haben.
       
       Das verdiente 0:2 im Champions-League-Finale der Frauen gegen den
       Titelverteidiger Olympique Lyon hat tiefe Wunden gerissen; elementare
       Fehler und grundlegende Versäumnisse müssten eigentlich von Manager
       Siegfried Dietrich, 54, und Trainer Sven Kahlert, 41, aufgearbeitet werden,
       aber dazu blieb nach einem Katerfrühstück in der
       Vier-Sterne-Vorstadtherberge nur bedingt Zeit. Zur Mittagszeit hat der
       FFC-Tross den Flieger von München nach Hannover genommen und ist von dort
       mit dem Mannschaftsbus weiter ins östliche Niedersachsen gefahren, um in
       Weyhausen vor den Toren Wolfsburgs zu übernachten.
       
       Beim Meisterschaftsanwärter VfL Wolfsburg freuen sie sich schon seit Tagen
       auf „das Spiel des Jahres“. Der Autobauer Volkswagen hat noch viel vor im
       Frauenfußball und am Sonntag (14 Uhr) im Stadion am Elsterweg soll
       Wolfsburgs Qualifikation für die Women’s Champions League perfekt gemacht
       werden. Frankfurts Hoffnung auf den zweiten Rang wirkt hingegen bei sechs
       Punkten Rückstand zwei Bundesliga-Spieltage vor Schluss theoretischer Natur
       – erst recht nach den finalen Tiefschlägen. „Dreifach bitter“, hat Kerstin
       Garefrekes den titellosen Albtraum tituliert und von einer „suboptimalen
       Saison“ gesprochen.
       
       ## Ein lernwilliger Sachse
       
       Die 32-Jährige hat genau so etwas schon erlebt – auch 2004 brach der
       hessische Branchenführer ein, kassierte üble Finalpleiten gegen Umea im
       damalige Uefa-Pokal-Wettbewerb und gegen Turbine Potsdam im nationalen
       Pokal – schlussendlich trat die damalige Trainerin Monika Staab zurück.
       
       Der Frankfurter Chefentscheider Dietrich erneuerte deshalb noch im
       Olympiastadion wortreich seine Jobgarantie für Cheftrainer Kahlert, der in
       der Emotion und Enttäuschung alle Schuld auf sich lud. Anders als in
       Spielen zuvor hat er diesmal nicht die überforderten Spielerinnen
       attackiert. Ihn ärgere, hat er dennoch gesagt, dass sein namhaftes Ensemble
       das Potenzial „ganz, ganz selten“ ausgeschöpft habe. Der bodenständige
       Sachse darf auch deshalb bleiben, weil er als lernwillige Kämpfernatur
       gilt.
       
       Der FFC-Trainer muss eingestehen, dass Titelverteidiger Lyon vor der
       Rekordkulisse von 50.212 Zuschauern unter dem Zeltdach – darunter
       mehrheitlich Familien oder Nostalgiker, die endlich einmal wieder ein
       Fußballspiel im weiten Runde des Olympiastadions erleben wollten – auf dem
       teuer verlegten Rollrasen das vorführte, was Frankfurt abgeht: erkennbare
       Spielidee, strukturierte Abläufe, klares Konzept.
       
       ## Gute Stürmerinnen fehlten
       
       Und der Frankfurter Fußball-Macher muss einräumen, dass es ein Irrglaube
       war, nach dem Abgang von Torschützenkönigin Conny Pohlers (aktuell 19
       Saisontore für Wolfsburg) und dem Rücktritt von Torjägerin Birgit Prinz
       allein auf Ana Maria Crnogorcevic und Jessica Landström zu setzen – die
       ganz große internationale Klasse geht der Schweizerin ebenso ab wie der
       Schwedin.
       
       Kein Wunder, dass am Donnerstag keine von beiden von Beginn an auf dem Feld
       stand. „Es war im Winter keine Stürmerin auf dem Markt, die uns
       weitergeholfen hätte“, beteuerte Dietrich – verschwieg aber, dass etwa der
       am vergangenen Samstag gekürte Pokalsieger FC Bayern mit der
       US-Amerikanerin Sarah Hagen, die das Pokalfinale von Köln letztlich
       entschieden hat, sehr wohl eine Angreiferin von Format gefunden hat.
       
       ## Trainer mit hohen Ansprüchen
       
       „Letztendlich hat jemand gefehlt, der aus zwei Chancen ein Tor macht“,
       klagte Kahlert. Mit Bianca Schmidt und Babett Peter (Potsdam) und Simone
       Laudehr (Duisburg) sind bislang nur namhafte Verstärkungen für Abwehr und
       Mittelfeld verpflichtet; ohne den internationalen Anreiz werde es
       schwierig, „die Topstürmerin zu verpflichten, die wir brauchen“, sagte
       Kahlert.
       
       Als Dietrich davon sprach, nun für die nächste Spielzeit eine „Brücke
       bauen“ zu wollen, war damit auch sein vertrauter Fußballlehrer gemeint.
       2013, die Vorgabe steht seitens des Entscheiders und Investors jedoch
       unmissverständlich, müssen wieder Trophäen her. Andernfalls wird der
       nächste Umbruch auch vor den Trainern nicht Halt machen.
       
       18 May 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Frank Hellmann
       
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