# taz.de -- Pressefreiheit bei Blockupy: „Viele waren eingeschüchtert“
       
       > Die Journalistin Susanne Neubrenner über die Beschneidung der
       > Pressefreiheit bei den Occupy-Protesten, eine Wagenburg und
       > widersprüchliche Platzverweise.
       
 (IMG) Bild: Personenkontrolle: Der Tascheninhalt eines Occupy-Demonstranten.
       
       taz: Frau Neubrenner, Ihnen wurde verboten, wahrend der heutigen
       Demonstrationen die Frankfurter Innenstadt zu betreten. Wie kam es dazu? 
       
       Susanne Neubrenner: Wir saßen in zwei Bussen, die am Mittwochmorgen aus
       Hamburg unterwegs waren. Kurz vor Frankfurt, an der Autobahn-Polizeiwache
       Langenselbold, wurden wir von zwei Mannschaftwagen ausgebremst und auf das
       Polizeigelände geleitet.
       
       Was geschah dort? 
       
       Auf dem Hof war eine Wagenburg aus Polizeiwagen, die Insassen mussten die
       Busse verlassen und wurden einzeln in die Wagenburg geführt. Dort wurden
       wir durchsucht, fotografiert, unsere Personalien wurden aufgenommen.
       
       Wie lange dauerte das Ganze? 
       
       Ungefähr drei Stunden. Gegenstände wie Sonnenbrillen oder Halstücher wurden
       beschlagnahmt, auch solche, die im Bus zurückgelassen wurden. Die Polizei
       sagte, wir könnten sie uns am Montag wieder abholen - obwohl wir dann gar
       nicht mehr hier sein werden. Außerdem hat die Polizei alle Zelte
       beschlagnahmt, auch von Leuten, die sagten, sie hätten sonst keine
       Unterkunft in Frankfurt. Aber dort sollte wir ja ohnehin nicht bleiben.
       
       Warum? 
       
       Die Polizei wollte, dass wir wieder zurückfahren. Aber unsere Busfahrer
       hatten die vorgeschriebene Höchst-Lenkzeit überschritten. Trotzdem bekamen
       wir eine Verbotsverfügug für das Innnstadtgebiet bis Freitag um 17 Uhr.
       Dazu drückte uns die Polizei eine Karte in die Hand, auf der die verbotene
       Zone – das Bankenviertel – eingezeichnet war. Wenn wir dennoch dort
       erwischt würden, kämen wir ins Gefängnis, sagte man uns.
       
       Woher wusste die Polizei denn überhaupt, dass Sie zu den Blockupy-Tagen
       wollten? 
       
       Das wurde einfach unterstellt. Die Beamten sagten, wir würden so aussehen,
       als ob wir dahin wollen. Gefragt wurden wir nicht. „Ihr könnt euch ja
       beschweren“, sagten sie.
       
       Sie haben einen Presseausweis. Haben die Beamten das nicht berücksichtigt? 
       
       Nein, sie sagten, es gebe eine Anweisung, Pressevertreter ebenso zu
       behandeln, wie alle anderen. Wir haben bei der Polizeipressestelle
       protestiert. Die sagte, die Platzverweise würden nicht für uns gelten, die
       Beamten vor Ort haben sie trotzdem ausgesprochen.
       
       Heute sind Sie aber trotzdem in der Stadt... 
       
       Wir sind mit einem Bus an den Nordrand der verbotenen Zone gefahren und
       haben gemeinsam in der Fachhochschule übernachtet. Wir sind als
       Pressevertreter heute trotzdem in die Stadt gegangen. Aber viele der
       Aktivisten waren eingeschüchtert und haben sich heute nicht mehr getraut zu
       demonstrieren.
       
       18 May 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christian Jakob
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Occupy-Bewegung
       
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