# taz.de -- S-21-Gegner kandidiert als Stuttgarter OB: Eine ungeheure Dynamik
       
       > Ein prominenter S-21-Gegner könnte den Grünen in Stuttgart gefährlich
       > werden. Hannes Rockenbauch vom Bündnis Stuttgart-Ökologisch-Sozial will
       > Oberbürgermeister werden.
       
 (IMG) Bild: Frecher Rotschopf: Hannes Rockenbauch.
       
       Im vergangenen Jahr haben die baden-württembergischen Grünen das
       Staatsministerium erobert, im Herbst wollen sie auch die Macht im
       Stuttgarter Rathaus übernehmen.
       
       Doch ausgerechnet eine Galionsfigur der Stuttgart-21-Bewegung könnte den
       Grünen wertvolle Stimmen abjagen. Lange als möglicher
       Oberbürgermeister-Kandidat gehandelt, hat Hannes Rockenbauch kürzlich seine
       Kandidatur offiziell bekannt gegeben – und sorgt seitdem für Schlagzeilen
       im OB-Wahlkampf.
       
       Seit 2004 ist der diplomierte Architekt Stadtrat des Bündnisses
       Stuttgart-Ökologisch-Sozial (SÖS), das zusammen mit der Linkspartei eine
       Fraktion bildet. Zudem ist Rockenbauch einer der Sprecher des
       Aktionsbündnisses gegen Stuttgart 21.
       
       Für Aufsehen sorgte er zuletzt mit Äußerungen zur Landesbank
       Baden-Württemberg. Die hatte er wegen Spekulationen auf Kosten „des kleinen
       Mannes“ als „kriminelle Vereinigung“ bezeichnet. Was ihm im Gemeinderat
       Kritik einbrachte, sorgte auf der S-21-Montagsdemo für viel Applaus. Frech
       und unbekümmert, so kommt der 31-jährige Rotschopf gerne mal daher.
       
       Erstmals trat Rockenbauch vor anderthalb Jahren medienwirksam in der
       S-21-Schlichtung auf. Zuvor war er bereits 1996 als Jugendrat im
       Stuttgarter Osten aktiv gegen Stuttgart 21. 2008 öffnete er mit der
       Gründung des Stuttgarter Demokratieratschlags das Rathaus für
       Bürgerinitiativen. Sein politischer Ziehvater ist Gangolf Stocker, der die
       Bewegung gegen den Stuttgarter Bahnhof mit aufgebaut hat.
       
       Mit seiner Kandidatur könnte der Parkschützer Nummer drei vor allem den
       Grünen und deren Spitzenkandidat Fritz Kuhn gefährlich werden. Denn die
       mussten nach ihren Siegen bei der Kommunalwahl 2009 und der Landtagswahl
       2011 ihre Glaubwürdigkeit unter Beweis stellen – und haben die bei
       enttäuschten S-21-Gegnern wieder verspielt.
       
       Der Nachfolger von OB Wolfgang Schuster (CDU) wird im Oktober gewählt.
       Chancen, den Bahnhofsbau noch zu stoppen, sieht Rockenbauch durchaus,
       wenngleich er nicht nur auf dieses Thema reduziert werden möchte. „Wenn ein
       echter Stuttgart-21-Gegner OB in Stuttgart wird, ist aus meiner Sicht das
       Projekt politisch tot“, sagte er in einem Interview. „Das würde eine
       ungeheure Dynamik entfalten.“ Eine Dynamik, an die auch manch grüner
       Landtagsabgeordneter geglaubt hatte, als die Grünen im vergangenen Jahr an
       die Macht kamen.
       
       22 May 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Nadine Michel
       
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