# taz.de -- Grenzschutzagentur Frontex: Aufmarsch in der Türkei
       
       > Die Grenzschutzagentur unterzeichnet ein Abkommen mit Ankara. Die
       > Zusammenarbeit soll intensiviert werden. Im Gegenzug sollen Türken
       > EU-Visaerleichterungen erhalten.
       
 (IMG) Bild: Kein schönes Frontex-Empfangskomitee für die über 45.000 Flüchtlinge, die allein im ersten Halbjahr 2012 nach Griechenland kamen.
       
       ISTANBUL taz | Nach jahrelangen vergeblichen Bemühungen ist es der
       EU-Grenzschutzagentur Frontex jetzt gelungen, mit der Türkei einen ersten
       Schritt zu einer Vereinbarung zu machen. Nach Informationen der türkischen
       Presse hat die EU-Agentur zu Abwehr „illegaler Einwanderung“ mit dem
       türkischen Außenministerium ein sogenanntes Memorandum of Understanding
       abgeschlossen.
       
       Damit soll erreicht werden, dass die Türkei künftig „illegale“ Einwanderer,
       die von der Türkei aus in die EU gelangt sind, wieder zurücknimmt. Zudem
       soll sich die Türkei verpflichten, Flüchtlinge daran zu hindern, über die
       Grenze nach Griechenland oder Bulgarien zu gelangen.
       
       Hintergrund des Drängens von Frontex ist die Situation an der
       griechisch-türkischen Grenze. Mehr als 80 Prozent der illegalen
       Einwanderung in die EU verläuft über diese Grenze. Die meisten Flüchtlinge
       bleiben in Griechenland hängen und verursachen zusätzlich zu der schlechten
       Lage in Griechenland weitere soziale Unruhe.
       
       Seit es Frontex mithilfe der früheren Despoten in Nordafrika gelungen war,
       den Weg über das Mittelmeer weitestgehend zu blockieren, hatte sich die
       Flüchtlingsbewegung aus Asien und Afrika immer mehr auf die griechische
       Grenze konzentriert.
       
       Bislang hat die türkische Regierung sich geweigert, einen Vertrag mit
       Frontex abzuschließen, weil die EU nicht bereit war, im Gegenzug
       Visaerleichterungen für türkische Staatsbürger zu gewähren. Vor allem
       Deutschland hat dies abgelehnt – angeblich, weil dann Hunderttausende
       Türken nach Deutschland kämen. Mittlerweile wandern aber mehr Türken aus
       Deutschland in die Türkei ab als zuziehen
       
       ## Vielleicht kann sich Griechenland den Grenzzaun sparen
       
       Die Innenminister der EU haben deshalb jetzt die EU-Kommission ermächtigt,
       mit der Türkei über Visaerleichterungen bis hin zu visafreiem Reiseverkehr
       zu verhandeln. Die türkische Regierung will im Gegenzug ihre Zusammenarbeit
       mit Frontex Zug um Zug intensivieren.
       
       Während sich Griechenland dann vielleicht doch den geplanten Bau eines
       Grenzzaunes sparen kann, ist das für Tausende von Flüchtlingen eine
       schlechte Nachricht. Ihr Weg in die EU wird künftig schwieriger und teurer.
       Insider gehen davon aus, dass sich die Migration in diesem Fall in Richtung
       Schwarzes Meer verlagern wird.
       
       3 Jun 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jürgen Gottschlich
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Syrien
       
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