# taz.de -- Kritik am Polizeieinsatz zum Nazi-Aufmarsch: „Teilweise rabiat vorgegangen“
       
       > Nach den Ausschreitungen beim Hamburger Nazi-Aufmarsch wollen Grüne und
       > Linke den Polizeieinsatz untersuchen. Der Einsatz einer Reiterstaffel und
       > eines Kessels seien falsch gewesen.
       
 (IMG) Bild: Laut Polizeigewerkschaft nicht genug: Die Polizei beschießt Gegendemonstranten mit Wasserwerfern.
       
       HAMBURG dpa | Nach dem Aufmarsch von Neonazis und Ausschreitungen bei
       Protesten von Gegendemonstranten am Samstag soll der Innenausschuss der
       Hamburgischen Bürgerschaft die Arbeit der Polizei untersuchen. Grüne und
       Linke hatten die Beamten für ihr „rabiates Vorgehen“ scharf kritisiert, die
       Alternativ-Route durch ein eng bebautes Wohngebiet sei eine
       Fehlentscheidung gewesen. FDP und CDU erklärten, sie hätten noch zahlreiche
       Fragen zu dem Großeinsatz. Auch die alleinregierende SPD befürwortet die
       Sondersitzung, die möglichst noch vor der Sommerpause stattfinden soll.
       
       „Kritik muss man sich stellen“, erklärte der Fachsprecher Inneres der
       SPD-Fraktion, Arno Münster. Die Gewerkschaft der Polizei bestreitet Fehler:
       „Die Einsatzkräfte haben gute Arbeit geleistet“, sagte der Hamburger
       Vize-Landesvorsitzende Thomas Jungfer. Die Hamburger Innenbehörde wollte
       den Großeinsatz noch nicht bewerten: „Das wird nun in Ruhe aufgearbeitet“,
       sagte ein Sprecher am Montag.
       
       Die Polizeigewerkschaft forderte unterdessen den Einsatz von Distanzwaffen
       gegen Randalierer. „Wenn Wasserwerfer nicht mehr reichen, muss die Polizei
       als Antwort auf die Steine, Brandsätze und Stahlkugeln der Demonstranten
       Gummigeschosse einsetzen“, sagte der Bundesvorvorsitzende Rainer Wendt der
       Bild-Zeitung. Linke „Chaoten“ seien rücksichtslos und brutal gegen die
       Einsatzkräfte der Polizei vorgegangen.
       
       „Diese Forderung ist populistisch und gefährlich. Wir lehnen eine weitere
       Aufrüstung der Polizei ab“, erklärte die innenpolitische Sprecherin der
       Bürgerschaftsfraktion der Grünen, Antje Möller. Auch der innenpolitische
       Sprecher der CDU-Fraktion, Kai Voet van Vormizeele, lehnt Gummigeschosse
       als Einsatzmittel ab. Die FDP reagierte zurückhaltend, will die Polizei
       erst zu dem Vorschlag befragen.
       
       ## „Falsch und Gefährlich“
       
       Die Grünen nannten den Einsatz der Reiterstaffel am Samstag gegen
       Demonstrierende „falsch und gefährlich“. Auf der Alternativroute durch
       Wohngebiete seien viele Anwohner unnötig gefährdet worden. Auch die Linke
       kritisierte: „Es wird einiges aufzuarbeiten sein, auch die stundenlange
       Einkesselung von Hunderten Menschen.“ Jungfer kann die Vorwürfe nicht
       nachvollziehen: „Die Gewalt geht nicht von uns aus, sondern immer von der
       Gegenseite“, erklärte er. “Wer friedlich demonstriert, wird nicht
       eingekesselt.“ Nur „Blümchen zu verteilen“ helfe nicht, wenn Polizisten
       angegriffen werden.
       
       Bei den Ausschreitungen waren 38 Polizeibeamte verletzt worden, davon
       keiner schwer. Es gab nach Polizeiangaben 26 Festnahmen, davon 20 Linke und
       6 Rechte. Die Polizei hatte sich mit einem Großaufgebot von 4.400 Beamten
       auf das Ereignis vorbereitet, davon 2.400 aus anderen Bundesländern.
       
       4 Jun 2012
       
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