# taz.de -- Proteste gegen Sozial-Kahlschlag: Auftakt zu einem heißen Herbst
> Verbände und Initiativen kündigen gemeinsamen Widerstand gegen die
> geplanten Einsparungen im Sozial- und Jugendbereich an.
(IMG) Bild: Im Fokus der Kritik: Sozialsenator Scheele (SPD)
HAMBURG taz | Der Saal im Eimsbütteler Hamburg-Haus ist gerammelt voll,
Helfer karren immer neue Stühle an, um den 300 Anwesenden Platz zu bieten.
Der Paritätische Wohlfahrtsverband, der Sozialverband und der Verband der
offenen Kinder- und Jugendarbeit haben, unterstützt von Ver.di, GEW und
DGB, zu der Veranstaltung „Schluss mit Hamburgs Rotstift-Politik“
mobilisiert, die den Auftakt zu einem breiten Widerstand gegen die
geplanten Einschnitte im Sozialbereich bilden soll.
Um 67,5 Millionen Euro soll, so hat die zuständige Deputation am Montag
beschlossen, der Etat von Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) gekürzt
werden. Im Zentrum der Kritik stehen dabei die Streichungen bei
Stadtteilprojekten der Kinder- und Jugendarbeit um 3,5 Millionen Euro sowie
weitere zehn Millionen Euro Einsparung bei Zuwendungen für Kinder-Kuren,
Integrations-Projekte und Sportvereine.
„Das Geld ist da, nur woanders“, so der Tenor der Veranstaltung. „Es gibt
keine Stadt, in der die soziale Spaltung schamloser stattfindet als in
Hamburg“, sagt Ulrich Schneider vom Paritätischen Gesamtverband. Schuld sei
die Steuergesetzgebung des Bundes und „die unsoziale Politik“ der Hamburger
SPD.
Sein Hamburger Kollege Joachim Speicher ergänzt mit Blick auf Scheele und
Olaf Scholz: „Alle sozialpolitischen Notwendigkeiten werden dem Diktat der
Schuldenbremse untergeordnet. Wer wie ich geglaubt hat, mit der SPD würde
sich etwas bessern, muss sich den Vorwurf der Naivität gefallen lassen.“
Um den „Kürzungs-Kahlschlag“ noch zu verhindern, wollen die Verbände mit
einem „heißen Herbst“ dem Senat „Feuer unterm Hintern“ machen. Petra
Lafferenz vom Bildungsträger Alraune kündigt deshalb „zahlreiche dezentrale
Aktionen nach der Sommerpause und große Protestveranstaltungen zu den
Haushaltsberatungen“ an.
Fast gleichzeitig machte die Linkspartei weitere Kürzungsdetails bekannt.
So sollen in der Kinder- und Jugendarbeit in Altona 785.000, in Wandsbek
500.000 und in Bergedorf mindestens 265.000 Euro gespart werden.
Hier stünden das Neuallermöher Spielhaus „Blaue Welle“, das Soziale Zentrum
Bergedorf und wohl auch das mobile Kinderprojekt der Arbeiterwohlfahrt
„Mobilo“ vor dem Aus. In den Elbvororten sind das Freizeitzentrum Rissen,
der Elbe-Aktivspielplatz und der Jugendclub Iserbrook von den Kürzungen
existentiell bedroht.
6 Jun 2012
## AUTOREN
(DIR) Marco Carini
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