# taz.de -- Türkei und PKK: Schwerster Angriff seit einem Jahr
       
       > Acht türkische Soldaten und zehn PKK-Angreifer sollen bei einem Gefecht
       > im Osten der Türkei getötet worden sein. Gerade erst kam der Dialog
       > wieder in Gang.
       
 (IMG) Bild: Patrouille türkischer Soldaten vor einem Krankenhaus.
       
       ISTANBUL taz | Nach einer längeren Phase der Ruhe hat die Guerilla der
       kurdischen PKK am Dienstagfrüh wieder eine Militärstation angegriffen und
       dabei 8 Soldaten getötet. Weitere 16 Soldaten wurden zum Teil schwer
       verletzt. Nach Angaben des Militär sollen bei dem Gefecht 10 PKK-Militante
       getötet worden sein.
       
       Der Angriff auf den Militärposten in dem Dorf Daglica in der Provinz
       Hakkari nahe der iranisch-irakischen Grenze ist der schwerste Zwischenfall
       in diesem Jahr. In Abwesenheit von Ministerpräsident Erdogan, der sich auf
       dem G-20-Gipfel in Mexiko aufhält, ließen sich Innenminister Idris Sahin
       und der stellvertretende Ministerpräsident Basir Atalay vor Ort
       informieren.
       
       Die neuerliche Aktion der PKK kommt zu einem Zeitpunkt, an dem wieder
       vorsichtig über eine politische Lösung der Kurdenfrage geredet wurde.
       
       Vor zwei Wochen hatte Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu vorgeschlagen,
       im Parlament eine Kommission mit Vertretern aller vier Parteien, also auch
       der kurdischen BDP, zu bilden und gemeinsam mit anerkannten
       zivilgesellschaftlichen Vertretern konkrete Vorschläge zu einer politischen
       Lösung zu erarbeiten.
       
       Kilicdaroglu traf sich mit Ministerpräsident Erdogan, der die Initiative
       begrüßte. Wenig später gab Erdogan bekannt, dass seine Partei einen
       Vorschlag im Parlament einbringen werde, nachdem Schüler an normalen
       staatlichen Schulen Kurdisch als Wahlfach belegen können.
       
       ## Auch im Nordirak unter Druck
       
       In einem Interview mit der Zeitung Hürriyet sagte die bekannteste kurdische
       Politikerin und Abgeordnete Leyla Zana, sie traue Erdogan zu, endlich eine
       echte Lösung der kurdischen Frage herbeizuführen. Erdogan hätte die Macht
       dazu und sie habe das Vertrauen, dass er dies auch in Angriff nehmen werde.
       Erdogan nahm den Ball auf und bot Leyla Zana ein Treffen an.
       
       Just zu dieser Zeit erfogte der Angriff der PKK. Die Mehrzahl der
       Kommentatoren geht davon aus, dass es der PKK darum geht, politische
       Lösungen zu torpedieren. Andererseits soll PKK-Chef Karayilan kürzlich
       bedauert haben, das Geheimgespräche zwischen Beauftragten von Erdogan und
       Vertretern der PKK in Norwegen durch eine Indiskretion bekannt wurden und
       deshalb abgebrochen worden seien.
       
       Die PKK gerät auch an ihrem Rückzugsort im Nordirak unter Druck. Beide
       Führungsfiguren der Kurden im Nordirak, Mesut Barzani und Staatspräsident
       Dschalal Talabani, hatten die PKK kürzlich aufgefordert, die Waffen
       niederzulegen.
       
       19 Jun 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jürgen Gottschlich
       
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