# taz.de -- Meer wird leer: Fische managen leicht gemacht
       
       > Wissenschaftler schlägt neue Methode zur Messung von Fischbeständen vor,
       > um maximale Fangquoten zu erreichen, ohne die Bestände zu gefährden.
       
 (IMG) Bild: Wer planlos drauflos fischt, wird noch sein blaues Wunder erlebt.
       
       Wie lassen sich auf lange Sicht möglichst viele Fische fangen? Um diese
       Frage beantworten zu können, hat der Kieler Fischereibiologe [1][Rainer
       Froese] jetzt ein neues Verfahren vorgeschlagen. Im Kern geht es darum, den
       Fischbestand, der langfristig den größtmöglichen Ertrag verspricht, auf
       vereinfachte Weise zu ermitteln. Wird die Methode anerkannt, könnte sich
       die nachhaltige Fischerei in der EU schneller durchsetzen lassen.
       
       Der Gedanke einer nachhaltigen Fischerei geht davon aus, dass die Fischer
       auf Dauer mehr fangen können, wenn sie nicht jedes Jahr die größtmögliche
       Menge an Fisch aus dem Meer ziehen. Forscher versuchen deshalb
       herauszufinden, wie viel von den diversen Beständen übrig bleiben muss,
       damit der Bestand im Folgejahr nicht einbricht und damit auch die Fänge
       drastisch zurückgehen. „Überfischung birgt das Risiko eines
       wirtschaftlichen Zusammenbruchs“, stellt die EU-Kommission in ihrer
       [2][cs&page=&hwords=null:„Konsultation zu den Fangmöglichkeiten 2013“]
       fest.
       
       Um diesen „höchstmöglichen Dauerertrag“ zu ermitteln, wird ein Bestand über
       lange Zeit wissenschaftlich befischt. Auf Basis dieser Stichproben wird der
       Bestand geschätzt und daraus der größtmögliche Dauerertrag abgeleitet.
       Dieses Verfahren ist aufwändig, weshalb bei vielen Beständen diese Daten
       nicht vorliegen. Selbst im relativ gut erforschten Nordostatlantik war 2012
       nur der Zustand von 35 Prozent der Bestände bekannt.
       
       „Nicht genügend Daten zu haben, lähmt uns“, sagt Christoph Zimmermann vom
       [3][Institut für Ostseefischerei] in Rostock. Jede Interessengruppe könne
       dann Maximalforderungen stellen. Umweltschützer leiteten daraus tendenziell
       ab, im Zweifel gar nicht zu fischen, während die Fischer darauf pochten,
       weiterzumachen wie bisher.
       
       Der am Institut für Meeresforschung (IFM) Geomar arbeitende Froese hat
       zusammen mit Steven Martell von der kanadischen University of British
       Columbia versucht, die Fangmengen der Erwerbsfischer als Datengrundlage zu
       verwenden, wenn von Wissenschaftlern erhobene Daten nicht vorliegen. Diese
       Zahlen verbinden sie mit dem Wissen um die Regenerationsfähigkeit der
       Bestände. In einem Artikel für die Zeitschrift Fish and Fisheries stellen
       sie dar, dass der hieraus abgeleitete maximale Dauerertrag weitgehend den
       Schätzungen auf Basis wissenschaftlicher Stichproben entspricht.
       
       „Das bringt uns weiter in der Diskussion“, findet Zimmermann nach erster
       Durchsicht des Artikels. Es sei gut, eine grobe einfache Methode an der
       Hand zu habe, wenn nicht ausreichend Daten vorlägen.
       
       Würde Froeses Methode vom Internationalen Rat für Meeresforschung (Ices)
       anerkannt, hätte das Folgen. Die EU-Kommission hat verlangt, ab 2015 alle
       Bestände nach dem Prinzip des maximalen Dauerertrags zu befischen. Die
       Fischereiminister der Mitgliedstaaten haben das im Juni anerkannt, aber ein
       Hintertürchen offen gelassen: Liegen für einen Bestand nicht genügend Daten
       vor, kann die Anwendung des Prinzips bis 2020 aufgeschoben werden.
       
       Peter Breckling vom [4][Deutschen Fischereiverband] sieht die EU heute
       schon auf einem guten Weg. Mehr als die Hälfte der 38 Bestände im
       Nordostatlantik, deren Zustand bekannt ist, wird laut EU nach dem Prinzip
       des maximalen Dauerertrags befischt. Der Anteil der Bestände, die sich
       innerhalb sicherer biologischer Grenzen bewegen, stieg in den vergangenen
       zehn Jahren von 29 auf 56 Prozent.
       
       „Für uns ist diese Jubelmeldung zu kurz gesprungen“, sagt Karoline Schacht
       von der Umweltstiftung [5][WWF] und verweist auf eine andere Zahl: „47
       Prozent aller untersuchten Bestände sind überfischt.“
       
       4 Jul 2012
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.geomar.de/news/article/abkuerzung-zu-nachhaltiger-fischerei/
 (DIR) [2] http://eur-lex.europa.eu/Notice.do?mode=dbl&lng1=de,en&lang=&lng2=bg,cs,da,de,el,en,es,et,fi,fr,hu,it,lt,lv,mt,nl,pl,pt,ro,sk,sl,sv,&val=679901
 (DIR) [3] http://www.vti.bund.de/de/startseite/institute/osf.html
 (DIR) [4] http://www.deutscher-fischerei-verband.de/
 (DIR) [5] http://www.wwf.de
       
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 (DIR) Gernot Knödler
       
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