# taz.de -- Gericht verurteilt Haschbäuerin: Sie wollte abgrasen
       
       > Eine 62-Jährige wird zu dreieinhalb Jahren verurteilt, weil sie Gras
       > angebaut hat.
       
 (IMG) Bild: Gras-Anbau lohnt sich - wenn man sich nicht erwischen lässt.
       
       Die Plantagen wurden professionell gepflegt: Es gab ein Bewässerungssystem
       und taghelle Beleuchtung, die Fenster wurden verdunkelt, damit die Nachbarn
       nichts merken. Gegen den typischen Geruch wurden Kohlefilter in der
       Belüftungsanlage installiert, als Schutz gegen Wasserschäden waren die
       Pflanzkästen in Überlaufwannen gestellt. Sogar der Stromzähler war
       manipuliert – um weniger Stromkosten zu haben, aber auch um wegen des hohen
       Energieverbrauchs nicht aufzufliegen.
       
       Erwischt wurde die 62-jährige Liane B. dennoch. Am Mittwoch verurteilte sie
       das Berliner Landgericht wegen unerlaubten Anbaus und Handels mit Cannabis
       zu drei Jahren und sechs Monaten Haft, von der sie unter Auflagen jedoch
       verschont bleiben wird. B hatte gestanden, die Hanfplantagen in zwei
       Einfamilienhäusern in Lichtenrade und Rudow betrieben zu haben. Daraus,
       schätzte die Staatsanwaltschaft, sollen Einnahmen in Höhe von mindestens
       430.000 Euro erzielt worden sein.
       
       ## Selbst nie gekifft
       
       Liane B., die, wie Haar- und Urinproben bestätigten, selbst nie gekifft
       hat, bestritt bis zum Schluss, dass die Plantagen ihre Idee waren. Sie sei
       von einer ihr sehr nahe stehenden Person überredet worden, die Pflanzen zu
       pflegen. Sie habe zwar gewusst, dass es sich um Drogen handle. Jenseits der
       Pflege sei sie aber an nichts beteiligt gewesen. Das Gericht blieb deshalb
       unter der Forderung der Staatsanwaltschaft, die vier Jahre und zwei Monate
       gefordert hatte.
       
       Die Cannabis-Plantage im Keller des Hauses in Lichtenrade gab es seit 2006,
       die Plantage in Rudow kam 2010 dazu. Beide Häuser wurden von Liane B.
       angemietet, auch Strom- und Wasserverträge liefen auf ihren Namen. In
       beiden Fällen wurden je etwa 500 Cannabispflanzen gefunden, von denen laut
       Staatsanwaltschaft jede um 25 Gramm Ertrag abgeworfen habe. Das Gras sei
       dann zu einem geschätzten Preis von 3.100 Euro pro Kilo weiterverkauft
       worden. Gegen den 36 Jahre alten Sohn von Liane B., de sich in der
       Dominikanischen Republik aufhält, wird derzeit ermittelt.
       
       Das ging viele Jahre gut – doch im Februar dieses Jahres beendeten zwei
       Zivilpolizisten das Geschäft: Die Beamten hatten Cannabisgeruch gewittert.
       Liane B., die gerade nach Hause kam, wurde festgenommen.
       
       Für den ruhigen Stadtteil Lichtenrade ist dieser nicht einmal der
       spektakulärste Fund von Gras: Im Mai vergangenen Jahres wurde hier der
       größte Fund von Cannabispflanzen seit sechs Jahren gemacht: Ein
       JVA-Mitarbeiter und sein Komplize hatten fast 6.000 Pflanzen in einer
       Lagerhalle angebaut.
       
       4 Jul 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Miriam Hauft
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Hanf
       
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