# taz.de -- Startup will Linux-Smartphones bauen: Die großen Pläne der Nokia-Rebellen
       
       > Mit MeeGo hatte Nokia ein gutes, freies Betriebssystem für Handys
       > geschaffen – und wechselte dann doch zu Windows. Einige Ex-Mitarbeiter
       > wollen nun MeeGo wiederbeleben.
       
 (IMG) Bild: Vor zwei Jahren war MeeGo noch ein großes Projekt für Nokia.
       
       Das Nokia N9, das Ende 2011 auf den Markt kam, war ein schönes Smartphone:
       Ein angenehmes, zurückgenommenes Design traf auf das freie Betriebssystem
       MeeGo. In ersten Tests präsentierte sich die Software des Geräts
       erstaunlich stabil und flüssig und glänzte mit einer schlauen
       Gestensteuerung. Allein – viel mehr als ein Prototyp wurde das Nokia N9
       dann nicht. Der Grund: Der finnische Mobilfunkkonzern hatte schon während
       der Entwicklung des Smartphones beschlossen, künftig vor allem auf
       Microsofts Windows-Phone-Betriebssystem zu setzen.
       
       Doch ganz tot ist MeeGo nicht. Jussi Hurmola, einer der
       Hauptverantwortlichen für das N9-Projekt bei Nokia und insgesamt 12 Jahre
       bei dem Konzern, hat nun einige alte Kumpanen des mittlerweile durch
       mehrere Entlassungswellen gegangenen Telefonriesen um sich geschart, um ein
       Revival der Plattform loszutreten.
       
       Seine neue Firma hört [1][auf den Namen Jolla] und will nicht weniger als
       neue MeeGo-Geräte bauen. „Nokia hat etwas Wunderbares geschaffen, das
       weltbeste Smartphone-Produkt“, ist Hurmola überzeugt, „es verdient,
       fortgesetzt zu werden“. Jolla werde dies mit „all den schlauen und
       talentierten Leuten“ tun, die bisher an MeeGo mitgearbeitet hätten.
       Außerdem habe man mehrere internationale Partner und Investoren versammelt.
       Immerhin 10 Millionen Euro stünden an Einlagen bereit.
       
       Es sei nicht notwendig, Millionen-Verkaufszahlen wie die großen
       Mobilfunkfirmen Samsung oder Apple zu erzielen, meint Hurmola. Es reiche,
       wenn man 50.000 bis 100.000 Smartphones absetze, [2][sagte er dem Wall
       Street Journal]. Dann sei man in den schwarzen Zahlen. Aktuell laufen
       Gespräche mit Herstellern in Asien und Chipsatz-Produzenten. Der Zeitplan
       ist ambitioniert: Schon vor Jahresende soll es ein erstes Gerät geben.
       
       Außerdem solle die „ziemlich große Zahl“ an MeeGo-Enthusiasten angesprochen
       werden – etwa mit Besonderheiten des freien Betriebssystems: in Sachen
       Sicherheit, flüssiger Nutzerschnittstelle und der Möglichkeit, Apps
       problemlos nebeneinander auszuführen, einem „echten“ Multitasking. Jolla
       will MeeGo außerdem weiterentwickeln und die geschrumpfte
       Entwickler-Community wiederbeleben.
       
       ## So viele Apps wie iPhone und Android
       
       Letzteres dürfte bei dem Versuch auch der größte Knackpunkt sein – genügend
       interessante Software. Während Android und iPhone mittlerweile
       sechsstellige App-Zahlen vorweisen können und Microsofts
       Windows-Phone-Marktplatz ebenfalls recht schnell wächst, müsste das Angebot
       an MeeGo-Programmen schnell kritische Masse erreichen, damit auch
       Normalnutzer ein Interesse an der Plattform bekommen. Immerhin dürften die
       Linux-Wurzeln von MeeGo dabei helfen, Code von anderen
       Smartphone-Betriebssystemen vergleichsweise leicht zu übertragen.
       
       Ob Besitzer des von Nokia weitgehend alleingelassenen N9 von den Bemühungen
       der MeeGo-Rebellen profitieren, ist indes unklar. Ob Nokia die
       weiterentwickelte Jolla-Software auf ihre Geräte lasse, liege ganz bei dem
       Hersteller, so Hurmola.
       
       10 Jul 2012
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://twitter.com/JollaMobile
 (DIR) [2] http://wallstcheatsheet.com/stocks/can-this-old-nokia-product-knock-out-apple-and-google.html/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ben Schwan
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Nokia
 (DIR) Mobilfunk
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Indien verlangt hohe Steuern von Nokia: 287 Millionen Euro Nachzahlung
       
       Der Handyhersteller Nokia hat einen Zahlungsbefehl über fast 300 Millionen
       Euro aus Indien erhalten. Aber die Finnen wollen nicht zahlen.
       
 (DIR) Freies mobiles Betriebssystem MeeGo: Wie ein bunter Segelfisch
       
       Die Entwickler des freien Mobil-Betriebssystems „MeeGo“ haben erste Details
       verraten. Das System kann mit Android und Apple mithalten und erscheint
       2013.
       
 (DIR) Designstreit zwischen Apple und Samsung: Monopol auf das runde Rechteck
       
       Apple bekämpft Samsung in einem der größten Patentprozesse der
       Technikgeschichte. Vor dem kalifornischen Gericht geht es nicht nur um die
       Optik des iPhones.
       
 (DIR) Millardenverlust im zweiten Quartal: Nokia verfehlt das Klassenziel erneut
       
       Konzernchef Stephen Elop hatte sich hohe Ziele gesteckt – und deutlich
       verfehlt. Der mäßige Absatz der Lumia-Smartphones lässt die Verluste von
       Nokia weiter anwachsen.
       
 (DIR) Nokia streicht 10.000 Stellen: Neue Wege mit weniger Angestellten
       
       Weltweit streicht der finnische Mobiltelefonhersteller Nokia in den
       kommenden 18 Monaten rund 10.000 Stellen. Betroffen sind auch deutsche
       Standorte.
       
 (DIR) Offene Betriebssysteme bei Mobilgeräten: Freiheit für das Smartphone
       
       Betriebssysteme für Smartphones sind selten freigegeben – Konzerne wie
       Apple oder Google halten sie unter Kontrolle. Nun präsentieren zwei
       Projekte offene Alternativen.
       
 (DIR) Nun mit Windows Phone: Nokia öffnet die Fenster
       
       Die finnischen Mobilfunker wollen mit Microsoft-Technik aus der Krise. Nach
       langer Wartezeit kommen nun ersten Geräte mit Windows Phone.
       
 (DIR) Nokias Touchscreen-Handy N9: Das wäre ihr Preis gewesen
       
       4 Jahre nach dem ersten iPhone hat der finnische Handy-Hersteller Nokia ein
       Gerät vorgestellt, das mit Apple konkurrieren könnte. Nur: Die Technik wird
       bald sterben.