# taz.de -- Sparprogramm am Flughafen Fuhlsbüttel: Air Berlin streicht Hamburg-Flüge
       
       > Die Fluggesellschaft reduziert Verbindungen von und nach Fuhlsbüttel -
       > ohne die betroffene Flughafengesellschaft zu informieren. Dort hofft man
       > auf Ersatz und verhängt einen Einstellungsstopp.
       
 (IMG) Bild: Fliegt ab Hamburg nicht mehr ganz so oft: Air Berlin.
       
       HAMBURG taz | Die Fluggesellschaft Air Berlin streicht mit dem am 28.
       Oktober in Kraft tretenden Winterflugplan 4.000 Flüge jährlich am Hamburger
       Flughafen Fuhlsbüttel. Einen entsprechenden Bericht der Bild-Zeitung
       bestätigte der Flughafenbetreiber Hamburg Airport Gruppe am Dienstag. Air
       Berlin spricht hingegen von einer Reduzierung der geplanten 220 Flüge pro
       Woche auf 182, was übers Jahr gerechnet rund 2.000 Flugbewegungen weniger
       bedeuten würde.
       
       Der Hamburger Flughafen sei „sehr kurzfristig und nicht durch Air
       Berlin-Chef Hartmut Mehdorn“ von dem Teilrückzug von Air Berlin
       unterrichtet worden, klagen die Flughafenbetreiber. Nur zufällig entdeckten
       die Streckenplaner des Airports, die routinemäßig Flugverbindungen im
       Internet abfragen, dass Air Berlin in Hamburg kürzertreten will.
       Flughafen-Chef Michael Eggenschwiler schäumt ob der Funkstille: „Erst
       kürzlich betont Mehdorn die große Bedeutung Hamburgs für seine Air Berlin,
       nun werden gute Strecken ohne vorherige Konsultation mit der
       Geschäftsführung gestrichen.“
       
       Air Berlin will die Verbindungen nach Barcelona und Zürich und
       Karlsruhe-Baden-Baden ganz aus dem Angebot kippen, an anderer Stelle – der
       Route nach Nürnberg – wird der Flugplan ausgedünnt. Auch die Verbindung
       zwischen Sylt und Köln wird zum Oktober eingestellt. Flüge von Hamburg nach
       Frankfurt und Köln hat die zweitgrößte deutsche Airline bereits 2011 aus
       dem Programm genommen.
       
       Der neuerliche Streichplan der Berliner könnte laut der Hamburg Airport
       Gruppe Fuhlsbüttel rund 500.000 Passagiere seiner zuletzt 13,5 Millionen
       Passagiere kosten. „Das ist kein Pappenstiel“, klagt Airport-Sprecherin
       Katja Tempel.
       
       Als erste Reaktion hat der Flughafenbetreiber, der 1.600 Mitarbeiter vor
       allem im Abfertigungsbereich beschäftigt, einen sofortigen
       Einstellungsstopp verhängt, der zunächst bis zum Jahresende befristet ist.
       
       Ob er verlängert wird, hängt davon ab, ob Fuhlsbüttel Ersatz auf den
       abgängigen Verbindungen findet. So ist Hamburgs Wirtschaftssenator Frank
       Horch „fest davon überzeugt, dass es dem Airport gelingen wird, diesen
       Verlust zu kompensieren“. Hamburg sei „ein wichtiges Drehkreuz im Norden,
       das auch für andere Fluggesellschaften einiges zu bieten hat“, lautet die
       Werbebotschaft des Senators.
       
       Airport-Sprecherin Tempel bestätigt, „dass wir uns auf allen Strecken um
       Ersatz bemühen und uns bereits in erfolgversprechenden Verhandlungen
       befinden“. Möglich sei, dass Linien, die wie die Lufthansa oder Swiss Air
       etwa die Strecke nach Zürich im Programm haben, ihre Kapazitäten
       aufstocken, aber auch, dass andere Fluggesellschaften an den Start gingen.
       
       Dies aber seien, so Tempel, „Entscheidungen, die Anbieter nicht in wenigen
       Tagen treffen würden“. Und Lufthansa winkte bereits am Dienstag ab: Die
       Airline wolle ihr Engagement in Hamburg „nicht ausweiten“, so ein
       Unternehmens-Sprecher. Im Klartext: Zumindest im kommenden Winter droht
       Fuhlsbüttel ein Einbruch.
       
       Den hat Air Berlin schon hinter sich. Höhere Treibstoff-Preise,
       Luftverkehrssteuer, sinkende Fluggastzahlen und eine starke Flaute bei
       Flügen in politische oder ökonomische Krisenregionen wie Ägypten oder
       Griechenland führen dazu, dass Air Berlin sich im stetigen Sinkflug
       befindet. Im vergangenen Jahr stieg der Verlust der Airline von 97 (2010)
       auf rekordverdächtige 272 Millionen Euro. Zudem leidet Air Berlin stark
       unter der auf 2013 verschobenen Eröffnung des Berliner
       Hauptstadtflughafens, den Air Berlin als zukünftige Basis für seine
       Aktivitäten auserkoren hat.
       
       Als Antwort auf die Krise hat der seit August 2011 bei den Berlinern unter
       Vertrag stehende Mehdorn der Airline einen strikten Sparkurs verordnet:
       Weniger Flieger, schlankere Flugpläne, weniger Personal heißt die Devise,
       die nun vor allem Fuhlsbüttel zu spüren bekommt.
       
       10 Jul 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Marco Carini
       
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