# taz.de -- Doping-Experte über den Fall Schleck: „Es wird mehr ausgepieselt“
       
       > Horst Pagel von der Uni Lübeck über das Urin produzierende Medikament,
       > auf das der Radprofi Fränk Schleck bei der Tour der France positiv
       > getestet wurde.
       
 (IMG) Bild: Er ist dann mal weg: Fränk Schleck.
       
       taz: Herr Pagel, bei der Tour de France ist Doping ein fester Bestandteil
       der Berichterstattung. Am Mittwoch verließ der luxemburgische Radprofi
       Fränk Schleck die Tour da bei ihm ein „Diuretikum“ nachgewiesen werden
       konnte. Was genau versteckt sich hinter diesem Begriff? 
       
       Horst Pagel: Diuretika sind eine Reihe von Medikamenten, mit denen die
       Produktionsrate von Urin gesteigert werden soll. Also auf gut deutsch, es
       wird mehr ausgepieselt. Sie werden in der Regel injiziert oder in
       Tablettenform verabreicht.
       
       Wenn das Medikament nicht die eigentliche Leistung des Athleten stärkt,
       wieso steht es dann auf der Dopingliste? 
       
       Weil damit die Konzentration von Dopingmittel herunter gesetzt werden kann.
       Durch Diuretika wird mehr Urin produziert und dadurch werden die
       eventuellen nachweisbaren Dopingmittel verdünnt, um somit unterhalb der
       Nachweisgrenze zu liegen.
       
       Wenn wir jetzt mal die kriminelle Energie der Sportler beiseite lassen –
       für wen wurde dieses Medikament denn eigentlich hergestellt? 
       
       Diuretika sind wichtige Medikamente für nierenkranke Patienten. Wenn die
       Nierenfunktion eingeschränkt ist, können gewisse Stoffwechselendprodukte
       den Körper nicht verlassen. Durch das Medikament wird Urin produziert, um
       somit die Ausscheidung zu gewährleisten. Denn wenn nicht ausreichend
       ausgeschieden wird, vergiftet sich der Patient selbst.
       
       Nehmen wir an, einem Sportler wird die Einnahme von Diuretika nachgewiesen
       und dieser argumentiert er sei nierenkrank … 
       
       … Dann müssen ein Attest und eine Ausnahmegenehmigung vorliegen.
       
       Wenn dies aber der Fall wäre, ist es dann mit einer solchen Erkrankung
       nicht gesundheitsschädlich, Hochleistungssport zu treiben? 
       
       Das müsste der behandelnde Arzt beurteilen. Das kann der Fall sein, muss
       aber nicht unbedingt.
       
       Wie lange sind Diuretika denn im Körper nachweisbar? 
       
       Das Mittel Xipamid (welches bei Radprofi Fränk Schleck festgestellt wurde –
       Anm. der Red.) ist über den Daumen gepeilt nach einem Tag ausgeschieden.
       
       Können durch die Einnahme gesundheitsgefährdende Nebenwirkungen auftreten? 
       
       Bei einem gesunden Menschen sind Diuretika nicht weiter gefährlich. Durch
       das Ausscheiden von wesentlich mehr Urin muss nur die ausgeschiedene
       Flüssigkeit ausgeglichen werden. Sprich, derjenige müsste einfach mehr
       trinken.
       
       In wieweit ist der Profi-Radsport Ihrer Meinung nach wirklich von Doping
       befallen? 
       
       Die sind alle voll bis unter die Mütze.
       
       18 Jul 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Heyd
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
       
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