# taz.de -- Kommentar Chinas Wirtschaft: Pekings profitable Staatsbetriebe
       
       > Immer mehr westliche Unternehmen werden von chinesischen Staatsbetrieben
       > übernomen. Nun steht mit dem Kauf eines kanadischen Ölkonzern der größte
       > Deal dieser Art bevor.
       
       Chinesische Firmen sind schon seit geraumer Zeit weltweit auf Einkaufstour.
       So hat etwa Lenovo vor einigen Jahren die PC-Sparte von IBM übernommen oder
       der chinesische Baumaschinenhersteller Sany das schwäbische
       Traditionsunternehmen Putzmeister gekauft.
       
       Aber diese Übernahme hat ein anderes Kaliber: Für rund 15,1 Milliarden
       US-Dollar will der chinesische Ölkonzern CNOOC seinen kanadischen
       Konkurrenten Nexen kaufen. Der Verwaltungsrat auf kanadischer Seite hat
       bereits zugestimmt. Kommt dieses Geschäft zustande, ist das die bisher
       größte ausländische Übernahme eines chinesischen Unternehmens.
       
       Noch vor kurzem belächelt als eine Volkswirtschaft, die ihren Aufstieg
       einer „Billig-Billig“-Industrie verdankt oder nur abkupfern konnte, mausert
       sich die Volksrepublik derzeit in rasanter Geschwindigkeit zu einer Nation
       mit Global-Playern, die die alten Industriestaaten übertrumpfen.
       
       Bei CNOOC handelt es sich auch noch um einen chinesischen Staatskonzern.
       Genau darin liegt aber das Geheimnis. Ähnlich wie einst die Volkseigenen
       Betriebe der DDR, galten auch Chinas Staatsbetriebe noch vor zehn Jahren
       als Dreckschleudern, unprofitabel und marode. Doch Chinas Führung hat eben
       nicht die Radikalkur wie einst im ehemaligen Ostblock gewählt und sie alle
       privatisiert.
       
       Mit dem Umbau der Unternehmensstruktur unter ihrer Ägide, einer gezielten
       Vorgabe, was die Betriebe dem Land zu liefern und zu entwickeln haben,
       einer günstigen Kreditvergabe durch ihre ebenfalls verstaatlichten
       Großbanken und nicht zuletzt einer massiven staatlichen Anschubfinanzierung
       hat sie die Staatsbetriebe gepäppelt.
       
       ## Staatswirtschaft und Wettbewerb
       
       Die Staatsbetriebe steuern nach wie vor rund 40 Prozent der chinesischen
       Gesamtproduktion bei - und gehören inzwischen zu den profitabelsten der
       Welt. Staatswirtschaft und Wettbewerb sind für die Chinesen dabei
       keineswegs ein Widerspruch. Im Gegenteil: So konkurriert CNOOC in China mit
       den Ölkonzernen Sinopec und Petrochina - beide ebenfalls in staatlicher
       Hand.
       
       Egal ob in der Solarbranche, in der Windkraft, bei der Entwicklung von
       Elektroautos, im Maschienenbau, beim Aufbau globaler Medienkonzerne, in der
       Stahl und Rohstoffindustrie - stets verfährt die Regierung nach einem
       ähnlichen Muster: Ziele formulieren, die Unternehmen päppeln und sie unter
       ihrem Dach konkurrieren lassen.
       
       Ein nicht unerheblicher Teil der Einnahmen fließt sogar in die Staatskassen
       zurück. Die Mär, nur Privatunternehmen würden erfolgreich und profitabel
       wirtschaften, haben die Chinesen damit widerlegt. Die Unternehmen der
       westlichen Welt können eine solche staatliche Unterstützung als ungerecht
       empfinden und mangelnden Wettbewerb anprangern. Sie könnten aber auch
       einfach eingestehen - Staatwirtschaft ist keineswegs nur schlecht.
       
       24 Jul 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Felix Lee
       
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