# taz.de -- Zukunft der Deutschen Welle: Die Welt ist nicht genug
       
       > Die Deutsche Welle möchte noch enger mit der ARD und dem ZDF
       > zusammenarbeiten. Doch dagegen sprechen die Verfassung und die Frage, wer
       > es bezahlt.
       
 (IMG) Bild: Bald gebührenfinanziert? – Die Satelliten-Schüsseln der Deutschen Welle in Berlin-Wedding.
       
       BERLIN taz | Die Deutsche Welle ist die gelebte Quadratur des Kreises: Sie
       soll ja irgendwie schon Deutschland und seine Interessen im Ausland
       repräsentieren – journalistisch völlig unabhängig, versteht sich. Aber
       wirkungsvoll, was heutzutage heißt: vor allem per Fernsehen, sowie
       natürlich auf Augenhöhe nicht nur mit den 23 anderen englischsprachigen
       internationalen TV-Angeboten von BBC World bis CCTV, sondern auch gleich
       noch in ein paar mehr Idiomen. Und das natürlich noch möglichst günstig,
       schließlich zahlt’s die Bundesregierung aus Steuermitteln.
       
       Entsprechend sieht das Programm auch aus. Weshalb die Deutsche Welle (DW),
       allen voran ihr Intendant Erik Bettermann, für weitere Kooperation mit ARD
       und ZDF trommelt. Doch das ist ein Politikum: Bis vor rund zehn Jahren war
       jegliche Zusammenarbeit tabu – was in erster Linie daran lag, dass die
       damalige Bundesregierung rot-grün, der DW-Intendant aber ein Schwarzer war.
       
       Mit dem Dienstantritt des Bremer SPD-Staatsrats Bettermann als DW-Intendant
       Ende 2001 setzte Tauwetter ein. Und Bettermann möchte diese bislang auf
       einer „Verwaltungsvereinbarung“ von 2006 fußende Zusammenarbeit jetzt fest
       in rundfunkpolitischen Beton gießen, am liebsten durch eine gemeinsamen
       Stiftung der DW mit ARD, ZDF und Deutschlandradio.
       
       Doch da haben die etwas gegen, weil so die strikte Trennung zwischen dem
       gebührenfinanzierten, unter Länderhoheit stehenden Rundfunk – und dem
       bundeshoheitlichen Außenpolitik-Instrument Deutsche Welle aufgeweicht
       würde. Vor allem den Intendanten des Bayerischen Rundfunks, Ulrich Wilhelm,
       stört die Vermengung, der Mann ist schließlich selbst Jurist. Auch in
       DW-Kreisen stößt das Stiftungsmodell nicht gerade auf Gegenliebe: Das
       Letzte, was man brauche, sei eine „neue Institution, bei der sich alte
       Männer noch mal selbst bedienen können“, heißt es im Sender.
       
       Und bei der ARD heißt es, die bisherige Zusammenarbeit mit der DW auf
       vertraglicher Grundlage funktioniere gut und könne „auf dieser Basis auch
       weiter ausgebaut werden kann“. Bereits heute lieferten ARD und ZDF fast 80
       Prozent des deutschsprachigen Programms der DW zu. „Die ARD hält - auch vor
       dem Hintergrund der bisherigen Erfahrungen - ein Stiftungsmodell für
       unnötig. Ganz davon abgesehen, dass ein solches Modell auch aus rechtlichen
       Gründen kritisch zu bewerten wäre“, so ARD-Sprecherin Bettina Altenkamp:
       „Die ARD möchte zudem keine neuen und komplizierten Strukturen in der
       Zusammenarbeit aufbauen“
       
       ## Es geht ums Geld
       
       Schließlich geht es, Verfassungsrecht hin oder her, natürlich zuallererst
       ums liebe Geld: ARD und ZDF liefern heute schon jede Menge Programm fürs
       (deutsche) DWtv – und zwar zu billig, wie ein Positionspapier von ARD, ZDF
       und DW vom 19. Juli nahelegt. Weil künftig genauer gerechnet werden soll,
       kämen auf DWtv Mehrkosten von bis zu 400.000 Euro im Jahr zu.
       
       Bei einer von der DW gewünschten Ausweitung der Kooperation, die Urlauber,
       Auswanderer und andere des deutschen mächtige Zuschauer auch mit
       TV-Highlights wie der wochentäglichen ZDF-Telenovela beglücken würde, wäre
       sogar eine runde Million Euro mehr fällig, so das Papier.
       
       Dass der Bund aber tiefer in die Tasche greift, gilt als ausgeschlossen.
       Und so schaut alles mal wieder Richtung BBC: Da wird ab 2014 der berühmte
       BBC World Service nämlich nicht mehr vom Außenministerium finanziert –
       sondern aus der Rundfunkgebühr.
       
       Ein Schelm, wer nichts Arges dabei denkt, dass in Deutschland schon
       nächstes Jahr die Haushaltsabgabe für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk
       kommt. Und dass die meisten Berechnungen bislang von Mehreinnahmen ausgehen
       …
       
       31 Jul 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Steffen Grimberg
       
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