# taz.de -- Mutmaßlicher Nazi-Kriegsverbrecher: Csatary leugnet alles
       
       > Die Staatsanwatschaft verdächtigt Laszlo Csatary, eine maßgebliche Rolle
       > bei der Deportation von 15.700 Juden gespielt zu haben. Der Ungar weist
       > die Vorwürfe von sich – er sei kein Antisemit.
       
 (IMG) Bild: Laszlo Csatary schützt sein Gesicht vor den Fotografen.
       
       BUDAPEST dpa | Der mutmaßliche Nazi-Kriegsverbrecher Laszlo Csatary leugnet
       weiter alle gegen ihn vorgebrachten Anschuldigungen. Er sei kein Antisemit
       und auch nicht Kommandant des Gettos im slowakischen Kosice gewesen, sagte
       Csatary nach Angaben seines Rechtsanwalts Garbor Horvath beim zweiten
       Verhör der Staatsanwaltschaft, wie die ungarische Nachrichtenagentur MTI am
       Dienstagabend berichtete.
       
       Die Staatsanwaltschaft verdächtigt der 97-jährigen Csatary, 1944 als
       Polizeichef im damals ungarisch besetzten slowakischen Kosice (ungarisch
       Kassa) eine Schlüsselrolle bei der Deportation von 15.700 Juden in
       Vernichtungslager gespielt zu haben. Er habe die jüdischen Gefangenen zudem
       grausam gequält. Erst am 18. Juli war Csatary nach langem Drängen des
       Jerusalemer Simon-Wiesenthal-Zentrums erstmals von der ungarischen
       Staatsanwaltschaft vehört worden. Er steht seither in Budapest unter
       Hausarrest.
       
       Csatarys Anwalt erklärte weiter, sein Mandant habe niemals Dokumente in der
       Eigenschaft als Ghettokommandant unterschrieben. Es sei nicht bewiesen,
       dass entsprechende Dokumente, die vor kurzem in slowakischen Archiven
       gefunden wurden, tatsächlich Csatarys Unterschrift trügen. Csatary habe
       zudem geleugnet, Gefangene misshandelt zu haben. Zeugen, die ihm dies
       vorwerfen, hätten seinen Mandanten möglicherweise mit jemandem verwechselt,
       sagte der Anwalt.
       
       Auch die Slowakei will Csatary vor Gericht stellen, verlangte
       Justizminister Tomas Borec am Montag in Bratislava. Ungarns
       Justizministerium erklärte dazu, darüber müsse das Budapester Gericht
       entscheiden. Dazu müsse aber zunächst ein internationaler Haftbefehl aus
       der Slowakei eintreffen.
       
       ## 16 Jahre unbehelligt in Ungarn
       
       Csatary war am 8. Juni 1948 in Abwesenheit in Kosice zum Tode verurteilt
       worden. Nach dem Krieg war er nach Kanada geflohen. 1996 hatte ihm Kanada
       die Staatsbürgerschaft entzogen, nachdem dort seine Nazi-Vergangenheit
       publik wurde. Er kehrte daraufhin nach Budapest zurück und lebte dort
       unbehelligt bis Mitte Juli dieses Jahres.
       
       Der ungarische Experte für internationales Recht, Adam Gellert, verlangte
       am Dienstag Aufklärung darüber, warum die ungarischen Behörden nicht viel
       früher gegen Csatary vorgegangen sind. Sein Fall sei schließlich vor der
       Jahrtausendwende in Kanadas Medien breit veröffentlicht worden, schrieb
       Gellert am Dienstag in der ungarischen Tageszeitung Nepszabadsag.
       
       1 Aug 2012
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Rechte Gewalt in Ungarn: „Wir bringen euch um!“
       
       400 ungarische Rechtsextreme fallen in die Kleinstadt Cegléd ein und
       schüchtern Roma-Familien ein. Aus Angst vor Übegriffen verlassen viele Roma
       das Land.
       
 (DIR) Antisemitismus in Ungarn: Nazis unter sich
       
       Ungarn geht zögerlich gegen Nazi-Verbrechen vor. Die wenigen Aktivisten,
       die dagegen protestieren, werden von Rechtsradikalen bedroht.
       
 (DIR) NS-Kriegsverbrecher in Ungarn: Todesurteil gegen Csatáry gefunden
       
       Der mutmaßliche Kriegsverbrecher kann in der Slowakei vor Gericht gestellt
       werden. Die Dokumente von 1948 enthalten Zeugenaussagen über Deportationen.
       
 (DIR) Naziverbrecher Csatary in Budapest: Festnahme mit 97 Jahren
       
       Ladislaus Csatary, der für die Deportation von 15.000 Juden verantwortlich
       sein soll, ist in Budapest festgenommen worden. Dies teilte die
       Staatsanwaltschaft mit.
       
 (DIR) NS-Kriegsverbrecher Csatáry: Staatsanwaltschaft hat Schwierigkeiten
       
       Die Budapester Staatsanwaltschaft hält die Ermittlungen in dem Fall von
       László Csatáry für schwierig. Grund sei, dass sie zu einem „bedeutenden“
       Teil aus der Suche nach Augenzeugen bestünden.
       
 (DIR) Ladislaus Csatarys Nazi-Verbrechen: Der Massenmord von Košice
       
       Ladislaus Csizsik-Csatary soll für die Deportationen aus der slowakischen
       Stadt Košice verantwortlich sein. Etwa 15.700 Menschen wurden ermordet.
       
 (DIR) Kommentar Jagd auf Nazi-Verbrecher: Mord verjährt nicht
       
       Von Ladislaus Csizsik-Csatary geht keine Gefahr mehr aus, nein. Doch das
       heißt noch lange nicht, dass man ihn jetzt schonen muss.