# taz.de -- Kommentar Emissionshandel für Fluglinien: Handelskrieg? Warum nicht!
       
       > Die EU soll ruhig einen Konflikt riskieren, wenn es um den
       > Emissionshandel für Fluglinien geht. Bislang war man in der Klimapolitik
       > ohnehin viel zu sanft.
       
       An Angela Merkels Dickschädel könnte sich die EU beim Streit über den
       Emissionshandel ein Beispiel nehmen. Auch wenn die USA jetzt wiederholt
       davor gewarnt haben, nichteuropäische Airlines zu besteuern, auch wenn
       China und Indien sich ebenfalls sträuben: Die EU ist auf dem richtigen Weg.
       Und auf dem besten Weg, einen internationalen Handelskonflikt auszulösen.
       
       Richtig so. Denn bisher spielen die Europäer beim globalen Klimaschutz zu
       oft den Nice Guy: Sowenig ambitioniert und intern umstritten die
       europäischen Klimaziele auch sind, hat die EU wenigstens mit echtem
       Klimaschutz begonnen.
       
       Der Emissionshandel, bei Weitem nicht perfekt – und übrigens mal auf
       Drängen der USA eingerichtet –, weist in die richtige Richtung. Da ist es
       nur logisch und fair, alle Airlines, die in Europa landen, für ihre
       Klimaschulden zahlen zu lassen. Die EU hat das lange gesagt, lange
       verhandelt und viele Kompromisse angeboten. Geschehen ist auch nach einem
       Jahrzehnt – nichts.
       
       Ein Handels„krieg“ rund ums Klima wäre auch kein Beinbruch. Er würde nur
       deutlich machen, dass es um die wirtschaftspolitischen Chancen in einer
       globalen Welt und letztlich um die Zukunftschancen vieler Menschen geht. Da
       kann man schon mal die Samthandschuhe ausziehen.
       
       Auch sonst wird in Handelsfragen viel gestritten: über Subventionen für die
       Solarindustrie, über den Import von Gentech-Soja oder nur über Wein und
       Camembert. Für Brüssel aber geht es noch um mehr: Der globale Einfluss
       Europas schwindet, nicht nur durch die Eurokrise. Die Rolle als Vorreiter
       bei Zukunftsfragen wie Klimaschutz, Demokratieentwicklung und globaler
       Solidarität ist – bei allen Abstrichen in der Tagespolitik – vielleicht der
       letzte europäische Exportschlager.
       
       Knickt die EU beim Emissionshandel ein, wird ihre Stimme weltweit wieder
       etwas schwächer. Da sind ein paar stornierte Flüge über den Atlantik kein
       zu hoher Preis. Dem Klima würde das sogar unmittelbar nützen.
       
       1 Aug 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernhard Pötter
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Fluglinie
       
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