# taz.de -- Sozialproteste in Israel: Zurück auf die Straße
       
       > Mehrere tausend Menschen demonstrierten in Israel gegen soziale
       > Ungerechtigkeit und Sparpläne. Es waren aber deutlich weniger
       > Demonstranten als vor einem Jahr.
       
 (IMG) Bild: Demonstrantinnen über einem Plakat von Premier Benjamin Netanjahu und Finanzminister Yuval Steinitz.
       
       TEL AVIV afp | In Israel haben am Samstagabend mehrere tausend Menschen
       gegen soziale Ungerechtigkeit und die Befreiung ultraorthodoxer Juden von
       der Wehrpflicht demonstriert. Nach Polizeiangaben beteiligten sich rund
       2.500 Menschen an zwei Kundgebungen in Tel Aviv. Mit den Demonstrationen
       wollten die Veranstalter ursprünglich die Protestbewegung vom Sommer 2011
       wiederbeleben, als über Wochen hunderttausende Israelis auf die Straße
       gegangen waren.
       
       Die hohen Lebenskosten und die Jugendarbeitslosigkeit in Israel hatten im
       vergangenen Sommer zu einer bis dahin beispiellosen Protestbewegung
       geführt. Auf deren Höhepunkt hatten Anfang September eine halbe Million
       Menschen gegen die steigenden Wohnungspreise in Israel demonstriert. In
       diesem Sommer nahmen sich zwei Demonstranten durch Selbstverbrennungen das
       Leben.
       
       Mit 2.500 Demonstranten nahmen diesmal deutlich weniger Menschen als vor
       einem Jahr an den Protestkundgebungen teil, die nach Angaben eines
       Polizeisprechers ruhig und ohne Zwischenfälle verliefen.
       
       Die Demonstrationen richteten sich insbesondere gegen die jüngsten
       Sparbeschlüsse und Steuererhöhungen der Regierung von Ministerpräsident
       Benjamin Netanjahu. Die Regierung hatte am Montag eine
       Mehrwertsteuer-Erhöhung und eine Reihe drastischer Sparmaßnahmen
       beschlossen, um das Haushaltsdefizit zu senken und das Land vor den
       Auswirkungen der weltweiten Wirtschaftskrise zu schützen. Einige
       Demonstranten forderten deshalb den Rücktritt des Regierungschefs.
       
       Außerdem verlangten die Demonstranten eine allgemeine Wehrpflicht für alle
       Israelis. Bisher müssen ultraorthodoxe Juden und Angehörige der arabischen
       Minderheit keinen Wehrdienst leisten. Der Oberste Gerichtshof hatte diese
       Regelung kürzlich für verfassungswidrig erklärt und bis Ende Juli eine
       Abschaffung der Ausnahmen verlangt. Netanjahus Regierung konnte sich
       bislang jedoch nicht auf ein neues Gesetz einigen.
       
       5 Aug 2012
       
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