# taz.de -- Fußball bei Olympia: Viele Tränen, irre Zuschauerzahlen
       
       > Es gibt einen Rassismusskandal, über den Fifa-Präsidenten wird diskutiert
       > und Großbritannien scheidet im Elfmeterschießen aus. Fußball bleibt
       > Fußball, auch bei Olympia.
       
 (IMG) Bild: Megan Rapinoe kickt die USA mit ins Finale: Da warten dann wie immer die Japaner
       
       LONDON taz | Dass das Team Grobritannien nach einem [1][Elfmeterschießen
       ausschied], war egal, weil es an dem Tag geschah, an dem britische Sportler
       sechs Goldmedaillen gewonnen haben. Der Schweizer Kicker Michel Morganella
       hatte sich mit seinem Tweet „Ich könnte alle Südkoreaner verprügeln. Geht
       euch abfackeln, Bande von geistig Behinderten“ aus dem Olympiateam
       katapultiert.
       
       Und Fifa-Präsident und IOC-Mitglied Sepp Blatter liegt im Streit mit dem
       britischen Olympischen Komitee, seit er eine Sperre für Gareth Bale
       gefordert hat, der sich wegen einer vermeintlichen Verletzung vom
       Olympiateam abgemeldet hat, um dann putzmunter in einem Testspiel für
       Tottenham Hotspur in den USA aufzulaufen.
       
       Colin Moynihan, der Chef des britischen olympischen Komitees will nicht,
       dass Blatter sich einmischt und damit einen weiteren Schatten auf das
       Männerturnier wirft, das sportlich ohnehin nur zweitklassig ist. Den ganz
       großen Ruhm können die durch drei erfahrene Spieler verstärkten
       Juniorenauswahlen bei Olympia auch mit einem Sieg nicht erlangen.
       
       ## Tränen für den Frauenfußball
       
       Fußball bleibt Fußball. Das gilt auch für den [2][Frauenwettbewerb]. Da
       stehen nach einem [3][irren 4:3-Erfolg nach Verlängerung] gegen Kanada die
       Frauen aus den USA wieder im Finale. Seit Frauenfußball olympisch ist, hat
       noch kein Endspiel ohne die USA stattgefunden. Und doch wird niemand den
       sportlichen Wert des Olympiaturniers anzweifeln. Hier zeigt der
       Frauenfußball seinen Entwicklungsstand. Mit bisweilen feuchten Augen
       sprechen die Trainer nach den Spielen über die irren Zuschauerzahlen.
       
       Die 75.000 Zuschauer, die das [4][Vorrundenspiel der britischen Frauen
       gegen Brasilien im Wembley-Stadion] gesehen haben, stellen einen neuen
       Rekord für die Insel dar. Hope Powell, die britische Trainerin, die sich
       daran erinnern kann, dass sich noch vor zwei Jahren beinahe niemand für das
       Endspiel in der Champions League der Frauen im London interessiert hat, ist
       sich sicher, dass „das Ansehen des Frauenfußballs gestiegen ist“.
       
       Noch etwas, was bleibt, wie es war: Im Finale des Turniers am Donnerstag
       treffen die USA wieder auf Japan. Im [5][WM-Finale von Frankfurt] hatte
       sich Japan durchgesetzt und damit einen Boom ausgelöst. Beim Halbfinale
       gegen Frankreich, das über 60.000 Menschen in Wembley sehen wollten,
       bereiteten Tausende japanische Fans den Weltmeisterinnen eine echte
       Heimspielatmosphäre.
       
       Japans Trainer Norio Sasaki war davon ebenso angerührt wie vom Sieg seiner
       Spielerinnen, die sich nach einer 2:0 Führung den wütenden Angriffen des
       Teams aus Frankreich erwehren konnte und am Ende [6][ein 2:1 über die Zeit
       retteten]. „Ich bin jetzt schon so lange mit dem Frauen zusammen“, sagte er
       „und habe so viele Tränen gesehen, das mir selbst schon welche kommen.“
       
       ## Namenlose nummerierte Frauen
       
       Und doch ist das Spiel der Frauen nach wie vor eines von Namenlosen. Reden
       die Trainer über die gegnerischen Mannschaften, nennen sie Nummern keine
       Namen. Beispiel Sasaki: „Ich habe gesagt, dass wir bei Freistößen auf die
       Nummer zwei achten müssen.“ Er meinte die große französische Verteidigerin
       Wendy Renard. Und Frankreichs Trainer Bruno Bini war ganz angetan von der
       japanischen Nummer acht. Die trug die herausragende Aya Miyama, die
       Spielführerin des [7][siegreichen Teams aus Japan]. Ihren Namen könnte der
       gegnerische Trainer schon kennen.
       
       Aber auch in ihrer Heimat sind die japanischen Fußballerinnen immer noch
       nicht ganz oben angekommen. Sasaki bestätigte am Montag die Gerüchte, nach
       denen die Frauenmannschaft in der Economy-Class nach London geflogen sei,
       während die Männer Business-Class genießen durften. „Wir sind ja auch
       kleiner“, sagte Sasaki. Es hörte sich an, als sei er froh, dass es das Team
       überhaupt nach London geschafft haben. Eine sehr olympische Einstellung.
       
       Auch Sepp Blatter präsentiert sich in diesen Tagen als großer
       Olympiafreund. Er will dem „Geist der Spiele“ folgen. Dennoch wird er
       weiter alles dafür tun, seiner großen Männer-Weltmeisterschaft bei Olympia
       keine Konkurrenz zu machen. Doch der Frauenfußball und seine olympische
       Entwicklung könnte durchaus stilbildend sein.
       
       Blatter hat schon die Idee geäußert, Futsal, die Fifa-Variante des
       Hallenfußballs, oder Beach Soccer olympische Ehren zuteil werden zu lassen.
       IOC-Präsident Jacques Rogge bestätigte, dass darüber bereits Verhandlungen
       geführt werden.
       
       7 Aug 2012
       
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 (DIR) Andreas Rüttenauer
       
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