# taz.de -- Olympia – Ringen: Hörnerkampf ohne Hörner
       
       > Es wird gerungen – und wie! Ein packender Kampf zwischen der Mariya
       > Stadnyk und Hitomi Obara wird erst in der Verlängerung entschieden. Mit
       > dem besseren Ende für Obara.
       
 (IMG) Bild: Nahkampf: Obara (oben), Stadnyk (unten)
       
       Die Startbedingungen: Ringen ist schön ursprünglich. Wenn mir nichts mehr
       einfiele, würde ich auch mit gesenktem Haupt auf den Feind zurennen und ihn
       bei den Hörnern packen. Geht natürlich schlecht, aber Kopf an Kopf zu
       kämpfen, als hätte man Hörner – das hat schon was. Mal gucken, wer hier wen
       hörnt.
       
       Die Fliegengewichte (48 Kilo) bei den Frauen sind dran. Mariya Stadnyk
       kämpft gegen Hitomi Obara. Die 24-jährige Stadnyk aus Aserbaidschan ist
       Bronzemedaillengewinnerin von Peking. 2011 standen sich beide bereits im
       WM-Finale gegenüber. Da gewann Obara. Die sportliche Vita der 31-jährigen
       Japanerin ist golden, golden, golden, sagt [1][Wikipedia]. Ich bin für die
       Aserbaidschanerin. Obwohl der Trainer von Obara ganz lässig aussieht. Ein
       bisschen wie Pierluigi Collina auf Japanisch.
       
       Die Entscheidung: Geht ganz gut los, viel mit Taktieren ist da nicht.
       Bestens! Stadnyk in Blau und Obara in Rot gehen aufeinander los wie
       Berserker, die Aserbaidschanerin schmeißt die Japanerin als erste auf die
       Matte. Kurz darauf hat sie sie schon wieder am Boden und setzt eine
       Beinschraube. Hört sich nicht nur gefährlich an. Und ist es auch. 4-0
       Stadnyk. Die erste Runde geht klar an Aserbaidschan. Die zweite Runde
       bringt das, was wohl beste Ringkunst sein muss! Obara versucht, einen Griff
       anzusetzen, schafft es zunächst nicht. Dann doch: Sie wirft sich auf
       Stadnyk, hockt sich auf sie drauf als zeigte sie ihre Trophäe da am Boden.
       Dann wieder Hörnerkampf ohne Hörner. Die zweite Runde geht an Obara.
       
       Es gibt Verlängerung, nochmal zwei Minuten. In dieser schiebt Obara die
       Frau in Blau aus dem Ring. Das ist die Führung. Und wieder schmeißt Rot
       sich auf Blau, Obara hat Stadnyk am Boden. War's das? Jawoll, die Japanerin
       lässt sich nicht mehr umwerfen, steht einfach da wie ein Fels. Gold Obara,
       Silber Stadnyk. Bronze geht an Carol Huynh (Kanada) und Clarissa Kyoko Mei
       Ling Chun (USA).
       
       Das Drama: Routine siegt über Jugendgewalt. Das wird die junge
       Aserbaidschanerin am meisten stören, denn vom Potenzial her ist sie
       gleichwertig. Einzig stürmt sie manchmal drauflos als wäre sie 16.
       
       Die Schlussfolgerung: Mehr Ringen gucken (zum Beispiel morgen um 14.30 Uhr,
       da sind die 55 Kilo-Frauen dran). Haben gut Alarm gemacht da auf der Matte,
       die Ladys.
       
       Und sonst? Die Ringrichter sind auch geil. Wobei ich gelernt habe, dass die
       beim Ringen Mattenleiter heißen. Ist ja auch sinnvoll. Jedenfalls sind die
       Mattenleiter da zum Teil so empathisch wie Eisblöcke zu den Sportlerinnen.
       Schubsen die hin und her wie Material. Nicht gut das.
       
       8 Aug 2012
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://de.wikipedia.org/wiki/Hitomi_Sakamoto
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jens Uthoff
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