# taz.de -- Interview zu Homophobie: "Hasskriminalität gehört auf den Index"
       
       > Eine Staatsanwältin kümmert sich ab sofort um Schwule und Lesben. Der
       > Leiter des schwulen Anti-Gewalt-Projekts Maneo, Bastian Finke, lobt dafür
       > die CDU.
       
       taz: Herr Finke, eine Staatsanwältin wird künftig Ansprechpartnerin für
       gleichgeschlechtliche Lebensweisen sein. Was versprechen Sie sich davon? 
       
       Bastian Finke: Dass die Öffentlichkeit sensibler wird für das Thema
       Hasskriminalität gegen die sexuelle Orientierung.
       
       Nach Zahlen des Anti-Gewalt-Projekts Maneo werden 90 Prozent der homophoben
       Übergriffe von den Opfern gar nicht gemeldet. Was sind das für Taten? 
       
       In der Mehrheit handelt es sich um verbale Belästigungen und Beleidigungen.
       Man wird auf der Straße als „schwule Sau“ beschimpft. Viele Opfer sagen
       dann: Strafanzeige erstatten bringt doch nichts. Wenn sie merken, dass es
       nicht nur bei der Polizei eine Ansprechstelle für gleichgeschlechtliche
       Lebensweisen gibt, sondern auch bei der Staatsanwaltschaft, fassen sie
       hoffentlich Mut.
       
       Die Aufklärungschancen steigen dadurch nicht direkt. 
       
       Natürlich hat die Einrichtung der Anlaufstelle auch viel mit Symbolik zu
       tun. Es ist ein Zeichen, dass Hasskriminalität gegen die sexuelle
       Orientierung nicht weiter bagatellisiert wird.
       
       Die Stelle bei der Polizei gibt es schon seit 20 Jahren. Die Stelle bei der
       Staatsanwaltschaft richtet nun ausgerechnet ein CDU-Justizsenator ein. Wie
       das? 
       
       Das ist erstaunlich. Ich kann mir das noch nicht richtig erklären.
       
       Der CDU-Justizstaatssekretär Alexander Straßmeir macht kein Geheimnis
       daraus, dass er schwul ist. Könnte es auch daran liegen? 
       
       Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall ist es toll. Es verdient große
       Anerkennung, dass Staatssekretär Straßmeir und Justizsenator Heilmann das
       in Angriff genommen haben. Es handelt sich ja auch um die Fortsetzung einer
       Politik, die auch von vielen Abgeordneten vertreten wird. Die Initiative
       „Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz sexueller Vielfalt“
       wurde 2010 vom Abgeordnetenhaus beschlossen. Bei SPD-Justizsenatorin Gisela
       von der Aue und ihrem Staatssekretär Hasso Lieber habe ich so ein Interesse
       vermisst.
       
       Gibt es irgendwo anders hauptamtliche Ansprechpartner bei Polizei und
       Staatsanwaltschaft? 
       
       Berlin ist hier in Deutschland ein Novum. Aber die Schwulen- und
       Lesbenverbände kämpfen überall dafür. Ich hoffe, die anderen Bundesländer
       ziehen nach. Hasskriminalität ist demokratiezersetzend und gehört auf den
       Index.
       
       14 Aug 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Plutonia Plarre
       
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