# taz.de -- Distanzierung nach Kunstaktion: Occupy bereut Buchverbrennung
       
       > Zwei Aktivistinnen verbrennen Buch des New Yorker Occupisten David
       > Graeber - auf dem Berliner Bebelplatz. Nun folgt die Entschuldigung.
       
 (IMG) Bild: Bilder aus besseren Tagen: Occupy-Aktion vorm Brandenburger Tor im Februar 2012.
       
       Mitten auf dem Bebelplatz sitzen 15 Menschen zwischen 20 und 50 Jahren im
       Kreis auf dem Boden. Sie diskutieren heftig, drehen die gespreizten Hände
       in schnellen Bewegungen vor dem Körper oder kreuzen die Arme, um Zustimmung
       oder Ablehnung zu signalisieren. Die Gruppe von Occupy-AktivistInnen hält
       eine Asamblea ab, die typische Diskussionsform der Bewegung. Wenige Meter
       entfernt erzählt ein Touristenführer einer britischen Schulklasse von der
       Bücherverbrennung, die im Mai 1933 auf dem Platz stattfand.
       
       Auch die Occupyer sind wegen eines verbrannten Buchs hier. In der
       vergangenen Woche zündeten zwei Aktivistinnen auf dem Bebelplatz symbolisch
       das Buch „Inside Occupy“ des amerikanischen Anthropologen David Graeber an
       und stellten ein Video davon ins Internet. In einer Erklärung kritisierten
       sie die urheberrechtlich geschützte Veröffentlichung des Buchs sowie die
       mediale Darstellung Graebers als Führer der Occupy-Bewegung. Die beiden
       Aktivistinnen sahen in der Aktion eine künstlerische Performance. Andere
       reagierten heftig und distanzierten sich, auch Graeber äußerte sich bei
       Twitter. Das Video wurde wenig später aus dem Netz entfernt. Jetzt soll die
       Versammlung am Ort des Geschehens zu einer Lösung führen.
       
       Dietmar hat das Video zwar nie gesehen, er bezeichnet die Aktion trotzdem
       als Katastrophe: „Kunst darf auch anecken, aber was hier passiert ist, geht
       über die künstlerische Freiheit hinaus.“ Andere Occupyer sehen das ähnlich.
       Darüber, dass die Form des Protests falsch war, herrscht bei der Asamblea
       weitgehend Einigkeit.
       
       Auch die Künstlerinnen sehen das inzwischen ein. Julia stammt aus Russland,
       ihre Partnerin ist Amerikanerin. „Die historische Bedeutung des Platzes war
       uns bewusst“, sagt Julia. Trotzdem seien sie überrascht, dass ihre
       eigentliche Aussage bei der Diskussion komplett untergegangen sei. Beide
       Aktivistinnen distanzieren sich nachträglich von der Form der Aktion: „Wir
       wollten niemanden verletzen und entschuldigen uns dafür.“ Ihre Kritik an
       „der kapitalistischen Vereinnahmung der Occupy-Bewegung“ wollen sie aber
       aufrecht erhalten.
       
       26 Aug 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Magdalena Schmude
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Occupy-Bewegung
       
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