# taz.de -- Arbeiten auf der Flughafenbaustelle: Haufenweise miese Jobs
       
       > Der Flughafen Berlin Brandenburg wird zum Hort prekärer
       > Arbeitsverhältnisse, sagen Gewerkschafter. Das liege auch an der
       > geplatzten Eröffnung, erwidert ein Unternehmer.
       
 (IMG) Bild: Der Flughafen ist echt noch 'ne Baustelle
       
       Der Glanz des Prestigeprojekts Hauptstadtflughafen verblasst immer mehr:
       Viele der am neuen Flughafen Berlin Brandenburg BER tätigen Unternehmen
       nutzten den geplanten Umzug, um Leiharbeit, Werkverträge und befristete
       Beschäftigungsverhältnisse auszudehnen, sagen Gewerkschafter. „Dieser
       Flughafen entwickelt sich zu einem Versuchslabor für immer prekärere
       Arbeitsverhältnisse in der Region“, sagte Ver.di-Sekretär Max Bitzer auf
       einer Konferenz am Dienstag.
       
       Betriebsräte diverser am Flughafen tätiger Unternehmen waren zu einer
       Tagung zusammengekommen, um Strategien gegen die Prekarisierung zu
       entwickeln. Gekommen waren rund 45 Teilnehmer, obwohl Veranstalter Ver.di
       mit der doppelten Anzahl gerechnet hatte. „Aber wegen der BER-Verzögerungen
       ist die Arbeitsbelastung in Tegel dermaßen hoch, dass viele Kollegen von
       dort absagen mussten“, sagte der Ver.di-Fachbereichsleiter Verkehr, Jens
       Gröger, der taz.
       
       Die Erfahrungsberichte der Anwesenden ähnelten sich: „Ich entdecke unter
       den Kollegen immer mehr neue Gesichter, die ebenso schnell verschwinden,
       wie sie aufgetaucht sind“, sagte ein in Schönefeld Beschäftigter über die
       Sicherheitdienste an der Flughafenbaustelle.
       
       ## Zum Beispiel GlobeGround
       
       Kaum anders geht es laut ArbeitnehmervertreterInnen beim
       Flughafen-Dienstleister GlobeGround Berlin zu. Das Unternehmen, zu dessen
       Tätigkeiten das Abfertigen von Flugzeugen auf dem Vorfeld oder der Check-in
       gehören, stelle kaum neues Personal ein – und wenn, dann nur befristet und
       zu geringeren Löhnen über die eigene Leiharbeitstochter. Außerdem spalte
       die kürzlich vorgenommene Aufteilung des Unternehmens in rechtlich
       eigenständige Bereiche für Werkstatt, Passagier- und Flugzeugabfertigung
       die Arbeitnehmerschaft und erschwere deren Vertretung.
       
       Anlass für diese Aufgliederung seien die neuen Strukturen und Prozessen am
       BER, rechtfertigte sich GlobeGround-Geschäftsführer Bernhard Alvensleben
       gegenüber der taz. Den Anstieg der Leiharbeiter führt er auch auf die
       geplatzte Eröffnung zurück: „Wir mussten unsere Planungen in Rekordzeit der
       Terminverschiebung anpassen und haben heute keine belastbare
       Planungsgrundlage, wann der neue Flughafen in Betrieb geht und wie lange
       der Flugbetrieb noch an zwei Standorten aufrecht erhalten werden muss.“
       
       Leiharbeit, die die Gewerkschaften kritisieren, weil sie unbefristete,
       tarifgebundene Beschäftigungsverhältnisse zurückdrängt, gewinnt in der
       gesamten Luftverkehrsbranche an Bedeutung. Auch deshalb treten Beschäftigte
       der Lufthansa dieser Tage in den Streik. Eigentlich schreibt das
       Arbeitnehmerüberlassungsgesetz den lediglich „vorübergehenden“ Einsatz
       derartiger Modelle vor. Doch bei vielen der am BER künftig operierenden
       Fluggesellschaften sei sie mehr und mehr die Regel, so Gewerkschafter
       Bitzer. Der Billigflieger Easyjet etwa habe 90 Prozent seiner Kopiloten
       über eine Leiharbeitsfirma angestellt.
       
       Zudem zierten sich viele Firmen, wegen des Umzugs von Tegel nach Schönefeld
       mit ihrer Belegschaft über Interessenausgleiche zu verhandeln. Dabei geht
       es darum, dass Beschäftigte Zuschläge oder Pauschalen für Umzüge bekommen.
       Etliche Kollegen aus Tegel seien schon in Richtung Südosten umgezogen, so
       ein in Schönefeld tätiger Betriebsrat. Bis zum unabsehbaren
       BER-Eröffnungstermin müssen sie nun pendeln – nach Tegel.
       
       30 Aug 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sebastian Puschner
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 (DIR) Flughafen Berlin-Brandenburg (BER)
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