# taz.de -- Paralympics 2012: Das dritte Gold für Deutschland
       
       > Zum Auftakt der Leichtathletik-Wettbewerbe der Paralympics glänzen die
       > deutschen Weitspringer. Der Leverkusener Rehm verbessert sogar seinen
       > Weltrekord.
       
 (IMG) Bild: Markus Rehm setzte noch eins drauf.
       
       LONDON dpa | Unter dem Jubel von 80.000 Zuschauern im Olympiastadion von
       London haben Deutschlands Weitspringer um Markus Rehm mit Weltrekord einen
       grandiosen Doppelerfolg bei den Paralympics gefeiert. Trainerin Steffi
       Nerius hielt es nicht mehr auf ihrem Sitz in der ersten Reihe, als der
       24-jährige Leverkusener seine eigene Bestweite auf 7,35 Meter schraubte.
       „Markus ist mein hoffnungsvollster Athlet", sagte die ehemalige
       Weltmeisterin im Speerwurf.
       
       Rehm holte das dritte deutsche Gold, insgesamt kam das deutsche Team nach
       zwei Tagen schon auf elf Medaillen. „Das war ein perfekter Tag, ich hätte
       im Traum nicht daran gedacht, so weit springen zu können", sagte der
       Sieger, der bei einem Unfall seinen Unterschenkel verloren hatte.
       
       Wojtek Czyz aus Kaiserslautern sprang nach Gold in Athen und Peking nun zu
       Silber. Heinrich Popow (Leverkusen) wurde Vierter. Silber gab es auch im
       Velodrom für Tobias Graf, Michael Teuber wurde enttäuschter Vierter. Die
       deutsche Medaillenjagd setzten Judoka Matthias Krieger und Schütze Josef
       Neumaier mit Bronze fort. „Ich glaube, die Mannschaft hat noch einiges
       drin", sagte der von den Spielen begeisterte IOC-Vizepräsident und
       DOSB-Chef Thomas Bach.
       
       Bei Olympia dauerte das Warten auf die erste Medaille zwei Tage, die
       deutschen Behindertensportler starteten indes furios. Eine Enttäuschung war
       allerdings Platz sechs der sehbehinderten Schwimmerin und Fahnenträgerin
       Daniela Schulte über 100 Meter Freistil.
       
       ## Randale nach Ausschluss
       
       Am lautesten wurde es im Velodrom, wo Graf nach Bronze zum Start seine
       zweite Medaille gewann. Der Baden-Württemberger musste sich im Finale der
       3000-Meter-Einzelverfolgung nur dem Chinesen Liang Guihua geschlagen geben,
       der in Weltrekordzeit siegte. Der teilweise gelähmte Teubert verpasste in
       seiner Klasse C1 Bronze und war nicht einverstanden: „Ich bin schon
       enttäuscht", räumte er ein, erhob aber zugleich schwere Vorwürfe gegen den
       Weltverband UCI, von dem er sich bei der Klassifizierung seiner Behinderung
       seit langem benachteiligt fühlt. Ihm wurde verboten, eine Spezialschiene am
       Bein zu tragen. „Ich habe die Schnauze voll", schimpfte er.
       
       Entsetzt reagierte das Publikum, als der beinamputierte Lokalmatador Jody
       Cundy nach einem Startfehler ausgeschlossen wurde. Der Favorit im
       1000-Meter-Zeitfahren machte die Technik für das Malheur verantwortlich,
       durfte aber nicht noch einmal antreten. Daraufhin randalierte der Brite im
       Innenraum der Halle, warf mit Wasserflaschen um sich und beschimpfte die
       Offiziellen. „Ich habe vier Jahre meines Lebens verschenkt, so eine
       Gelegenheit wird es nie wieder geben", sagte Cundy, der sich kurz darauf
       aber für seinen Wutanfall entschuldigte.
       
       ## Deutsche Basketballer erfolgreich
       
       Der 54 Jahre alte Neumaier bewies in den Royal Artillery Barracks einmal
       mehr seine Nervenstärke. Der Bayer, der an einer Glasknochenkrankheit
       leidet, setzte sich erst im Stechen mit dem Luftgewehr aus zehn Metern
       gegen den Koreaner Lee Seungchul durch. „Da muss man einfach die Ruhe
       bewahren und sich konzentrieren bis zum letzten Schuss“, sagte Neumaier,
       der bereits 1996 Gold gewonnen hatte.
       
       Erfolgreich starteten die Basketballer mit zwei Siegen in das Turnier. Die
       Männer um Bundestrainer Nicolai Zeitlinger besiegten Kolumbien mit 59:46.
       Am Vorabend hatten sie in einem packenden Match die englischen Gastgeber
       mit 77:72 erst in der Verlängerung bezwungen. „Es war hart für uns, weil
       wir keine lange Pause zwischen den Spielen hatten", sagte Spieler Dirk
       Passiwan.
       
       Die Frauen legten mit dem 54:48-Erfolg gegen die USA nach. „Wir haben uns
       eine Spitzenposition in der Welt erkämpft und wollen hier auch ganz vorn
       landen", sagte Nationalspielerin Edina Müller nach dem Prestige-Erfolg. In
       Peking vor zwei Jahren war es nach einer Finalniederlage gegen die USA
       Silber geworden. Beim Sitzvolleyball erkämpfte sich das deutsche
       Männer-Team im Auftaktspiel ein klares 3:0 gegen Marokko.
       
       1 Sep 2012
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Basketballfrauen bei Paralympics: Was bleiben wird
       
       Die deutschen Rollstuhlbasketballerinnen spielen sich ins Viertelfinale der
       Paralympics. Und fordern mehr Beachtung, zum Beispiel durch eine eigene
       Liga.
       
 (DIR) Ghanaer bei den Paralympics: „Ich leuchte auf meine Art“
       
       Alem Mumuni glänzte als Fußballer auf Krücken, heute zählt der Ghanaer zur
       Radsportelite. Er will eine Schule gründen, die auf Kinder mit
       Behinderungen spezialisiert ist.
       
 (DIR) Paralympics 2012: Laufen ist billiger als Fahren
       
       Rollstühle sind teuer, zu teuer für viele Länder bei den Paralympics. Eine
       Hilfsorganisation vertreibt für viele Athleten Billigmodelle.
       
 (DIR) Paralympics in London: Es geht richtig gut los
       
       Die deutschen Athleten haben bei den Paralympics in London einen glänzenden
       Start erwischt. Höhepunkt war das Doppel-Gold der Judo-Schwestern Carmen
       und Ramona.
       
 (DIR) Seelsorger bei den Paralympics: Tankstelle für die Verlierer
       
       Auch Olympiahelden brauchen Gottes Hilfe. Im „Interfaith Centre“ wird jeder
       betreut. Den Athleten wird erklärt, dass der wahre Sinn des Lebens nicht in
       einer Medaille liegt.
       
 (DIR) Paralympics 2012: Tiefenprüfung für die Fairness
       
       Auch Sportler mit intellektuellen Einschränkungen sind in London dabei. Sie
       absolvierten viele Tests – ein Skandal wie im Jahr 2000 sollte vermieden
       werden.