# taz.de -- Weltschiffbaumesse SMM: Dreckschleudern zu Ökopötten
       
       > „Green Shiping“ ist machbar, lautet die Botschaft der Hamburger
       > Schiffbaumesse. Doch dafür müssten die Reeder jetzt investieren.
       
 (IMG) Bild: Zur Weltschiffbaumesse reisten diesjährig 2.100 Aussteller aus 62 Ländern in die Hansestadt.
       
       BERLIN taz | Die Zeichen auf der Weltschiffbaumesse SMM stehen auf Grün.
       Werften und die weit größere Zulieferindustrie wollen Schiffe bauen, die
       weniger Sprit schlucken, weniger CO2 ausstoßen und sauberes Ballastwasser
       benutzen. Technisch, dies die nachhaltige Botschaft der Messe, ist „Green
       Shipping“ heute machbar.
       
       Zur 25. „Shipbuilding, Machinery & Marine Technology International Trade
       Fair“, die unter der Schirmherrinschaft von Bundeskanzlerin Angela Merkel
       am Freitag endet, reisten 2.100 Aussteller aus 62 Ländern und etwa 50.000
       Fachbesucher nach Hamburg.
       
       Auf über eine Milliarde Tonnen schätzt die Internationale
       Schifffahrtsorganisation IMO allein den jährlichen CO2-Ausstoß der
       Weltflotte – mehr als die Treibhausgase aus der globalen Luftfahrt. In
       vielen Küstenregionen gehen bis zu einem Drittel der Schadstoffbelastungen
       auf die Seefahrt zurück. Dabei muss es nicht bleiben.
       
       So hat der finnische Maschinenbaukonzern Wärtsilä den ersten Tanker von
       „dreckigem“ Schweröl, mit dem Schiffe üblicherweise angetrieben werden,
       durch den Einbau neuer Motoren auf „sauberes“ Flüssiggas (LNG) umgestellt.
       Grundsätzlich sei eine Umstellung auf Gasantrieb für alle Schiffe möglich,
       meint Petter Bodman von Wärtsilä.
       
       „Entlang der skandinavischen Küsten fahren schon viele Gasschiffe.“
       Angetrieben wurde der grüne Umbau dort durch Emissionssteuern in Norwegen
       und höhere Gebühren für Dreckschleudern in schwedischen Häfen. Auch für die
       Weltmeere ist Ingenieur Bodman zuversichtlich. Es sei allerdings ein langer
       Prozess, und „die Eigentümer werden von Fall zu Fall entscheiden“.
       Begünstigt wird der Wandel durch schärfere weltweite Abgasnormen der IMO,
       die ab 2020 verpflichtend sind.
       
       ## Neuartige Filter
       
       Aber selbst „sauberer“ Treibstoff hinterlässt Abgase. Die will die deutsche
       Meyer-Werft durch neuartige Filter von Wärtsilä, sogenannte „Scrubber“,
       erstmals bei vier US-Kreuzfahrtschiffen unschädlich machen. Auch der
       deutsche Werftenverband VSM setzt auf grüne Schiffe. Angesichts der
       weltweiten Schifffahrtskrise mit Überkapazitäten an Frachtraum, sinkenden
       Charterraten und preisgünstiger Werftkonkurrenz in Asien soll die grüne
       Qualitätsoffensive die Branche über Wasser halten.
       
       „Energieeffizienz rechnet sich schnell“, wirbt Gerhard Carlsson bei den
       zögerlichen deutschen Reedern. Auch Carlsson sieht „einen Trend“ zum
       LNG-Antrieb, „aber es gibt viele Stellschrauben“: Motoren und
       Schmierölpumpen, das Design der Propeller („Schiffschrauben“) und der
       Rümpfe – einschließlich der Frage, wie viele Muscheln und Algen dort das
       Schiff bremsen.
       
       Weniger optimistisch ist Björn Schöneberger. Nur da, wo es sich schnell
       rechnet, griffen Reeder zu. Der Spezialist vom Londoner Schiffs-TÜV Lloyd’s
       Register beklagt das fehlende „strategische Denken“ in Unternehmen und
       Politik. Man müsse betriebswirtschaftlich auch einmal über 30 Jahre hinweg
       denken und an das, „was unsere Kinder einmal vorfinden werden“.
       Schöneberger fordert staatliche Finanzhilfen und nachhaltige Regulierung,
       um den Umbau der Flotten zu ermöglichen.
       
       ## Unbekanntes Neuland
       
       Während am Stand der wissenschaftlichen Fraunhofer-Institute die grüne
       Schifffahrt noch unbekanntes Neuland war, will Professor Alexander Pustovar
       allein durch eine bessere Übertragung zwischen Motor und Propeller bis zu
       einem Viertel des Treibstoffs einsparen. Doch das klingt zu schön, um wahr
       zu sein.
       
       Bei der etablierten Konkurrenz von MAN bis Rolls-Royce stieß der
       revolutionäre Vorschlag aus dem Münchner Erfinderklub „Pionier“ jedenfalls
       auf taube Ohren. Schritt bei Schritt, lautet dort die Devise.
       
       7 Sep 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Hermannus Pfeiffer
 (DIR) Hermannus Pfeiffer
       
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