# taz.de -- Neuer Regierungschef in Kirgistan: Premier vom Stamme Nimm
       
       > Kirgistan hat einen neuen Premier. Schantoro Satibaldijew eilt der Ruf
       > eines korrupten Machtpolitikers und Taktikers voraus.
       
 (IMG) Bild: Mit nur zwei Gegenstimmen gewählt: Kirgistans neuer Premier Schantoro Satibaldijew.
       
       BISCHKEK taz | Das war erst mal ein guter Start für Schantoro Satibaldijew.
       Mit nur zwei Gegenstimmen wählte das kirgisische Parlament in Bischkek am
       Mittwochabend den 56-jährigen Kirgisen zum neuen Premierminister.
       
       Dabei verfügt die die Regierung tragende Dreiparteienkoalition lediglich
       über eine knappe Mehrheit. Aber auch die Abgeordneten der zwei
       Oppositionsparteien stimmten für den verheiraten Vater von zwei Kindern,
       obwohl deren Anhänger am selben Tag gegen die Regierung demonstriert
       hatten.
       
       Ein solcher Vertrauensvorschuss ist in Kirgistan oft ein vergifteter Apfel.
       Der gescheiterte Vorgänger von Satibaldijew wurde ebenfalls mit den Stimmen
       der Opposition gewählt, aber dann von der eigenen Koalitionspartei wegen
       des Vorwurfs der Bestechlichkeit gestürzt.
       
       ## Amtsmissbrauch und Vetternwirtschaft
       
       Die Aufgabe für den ausgebildeten Ingenieur Satibaldijew ist schwierig.
       Kirgistan ist das Griechenland Zentralasiens und steht kurz vor der Pleite.
       „Ich weiß, worauf ich mich einlasse“, warb der Kirgise um das Vertrauen der
       Abgeordneten.
       
       Auch der altgediente Politkader soll aber zum „Stamme Nimm“ gehören. 2006
       verlor er den Posten als Bürgermeister von Osch wegen Amtsmissbrauchs. Sein
       Glück – der damalige Präsident Kurmanbek Bakijew, der ihn feuerte, wurde
       2010 ebenfalls wegen Vetternwirtschaft und Korruption aus dem Amt gejagt.
       
       Satibaldijew war immer sehr vielseitig: Parlamentarier, Gouverneur einer
       Provinz und Chef einer Mobilfunkgesellschaft und das unter drei
       Präsidenten. Der Kirgise ist ein Mann des Südens. Er ist dort geboren und
       hat die Südprovinz und Stadt Osch regiert. Das ist in einem Land, in dem
       örtliche Klans seit Langem um die Macht streiten, ein Pfund.
       
       Die Regierungskoalition und Präsident Almasbek Atambajew haben ihr
       Machtzentrum im Norden. Satibaldijew soll den Süden gewinnen, wo die
       Opposition sitzt. Kirgistan ist eine parlamentarische Demokratie und der
       vom Parlament gewählte Premierminister gibt nach der Verfassung die
       Richtung vor. Vor seiner Wahl führte Satibaldijew aber die
       Präsidialadministration und wird kaum gegen seinen früheren Chef Atambajew
       eine Intrige führen.
       
       6 Sep 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Marcus Bensmann
       
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