# taz.de -- Proteste in Griechenland: „Wir oder ihr!“
       
       > Die neuen Kürzungen für die Griechen stehen unmittelbar bevor.
       > Regierungschef Samaras spricht von harten und teils ungerechten
       > Maßnahmen. Diese seien aber die letzten Kürzungen.
       
 (IMG) Bild: Die Griechen sind wütend.
       
       ATHEN/THESSALONIKI dpa | Mit Massenprotesten will die griechische
       Opposition ein neues Sparpaket in Höhe von 11,5 Milliarden Euro verhindern.
       In der griechischen Hafenstadt Thessaloniki warfen am Samstag mehrere
       Tausend Demonstranten dem konservativen Regierungschef Antonis Samaras vor,
       „den Befehlen der Geldgeber-Troika zu gehorchen und das Land und seine
       Menschen in die Katastrophe zu führen“. Samaras versprach seinen
       Landsleuten, dass es das letzte Sparprogramm sein werde. Sollte
       Griechenland den Euroraum verlassen, würde das Land finanziell sterben.
       
       „Solange Griechenland sich zum Euro bekennt, werden seine Partner es
       weiterhin voll in seinen Anstrengungen unterstützen“, sagte
       EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy am Samstag während eines
       Wirtschaftsforums im italienischen Cernobbio. Den Euro bezeichnete er als
       unumkehrbar. Alle europäischen Spitzenpolitiker und Institutionen wollten
       die Gemeinschaftswährung erhalten.
       
       Als Konsequenz aus einer wachsenden euroskeptischen Stimmung in der EU hat
       Italiens Ministerpräsident Mario Monti einen Sondergipfel vorgeschlagen.
       Ziel sei es, das Projekt der europäischen Integration neu zu beleben und
       gegen den wachsenden Populismus in der Euro-Krise vorzugehen, sagte Monti
       in Cernobbio. Er sprach von einer gefährlichen Phase für die Europäische
       Union. „Es gibt eine Menge Populismus, dessen Ziel Auflösung statt
       Integration ist“, sagte er EU-Ratspräsident Van Rompuy begrüßte den
       Vorschlag. Ein Zeitpunkt für das Treffen wurde noch nicht festgelegt.
       
       In Griechenland warb Regierungschef Samaras für die Zustimmung seiner
       Landsleute für das neue Sparpaket. „Dies werden die letzten Kürzungen
       sein“, sagte Samaras bei der Eröffnung der größten Messe Griechenlands in
       der Hafenstadt Thessaloniki.
       
       Dennoch gingen am Samstagabend Tausende Griechen auf die Straße, um gegen
       die Sparauflagen zu protestieren. „Umsturz! Entweder die oder wir“, hieß es
       auf Transparenten. „Es reicht. Wir können nicht mehr“, skandierten die
       Menschen.
       
       Es seien die größten Demonstrationen der letzten Monate gewesen,
       berichteten Reporter. Unter den Demonstranten war auch Alexis Tsipras,
       Vorsitzender des Bündnisses der radikalen Linken (Syriza). Das ist die
       größte Oppositionspartei in Griechenland. Auch Polizisten und
       Feuerwehrleute nahmen an den Demonstrationen teil. Zu den Protesten hatten
       die beiden größten Gewerkschaften aufgerufen.
       
       Das Sparprogramm soll nach Informationen aus Kreisen des Finanzministeriums
       spätestens kommenden Freitag stehen. Am Sonntagabend ist ein Treffen von
       Samaras mit den Chefs seiner Koalitionspartner, den Sozialisten, Evangelos
       Venizelos, und den Demokratischen Linken, Fotis Kouvelis, vorgesehen. Am
       Montag will sich Samaras mit der Troika treffen. Am Dienstag ist in
       Frankfurt ein Treffen mit dem Chef der Europäischen Zentralbank (EZB),
       Mario Draghi, geplant.
       
       9 Sep 2012
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Krise in Griechenland: Die Tricks der Troika
       
       Griechenland soll die Sechstagewoche einführen, heißt es in einem
       vertraulichen Papier. Offiziell fordern die internationalen Aufpasser das
       nicht.
       
 (DIR) Krise in Griechenland: Keine Einigung zum Sparpaket
       
       Die Athener Koalitionäre ringen noch um einen Kompromiss. Die Kontrolleure
       der Troika lehnen gleichzeitig Alternativen zum Sparprogramm ab.
       
 (DIR) Kommentar Staatsanleihen-Kauf der EZB: Die Vernunft siegt
       
       Die Europäische Zentralbank kauft Anleihen von Krisenstaaten. Das ist die
       einzig richtige Entscheidung, um die Eurozone zu retten.
       
 (DIR) Griechisches Gesundheitssystem: Streiken statt operieren
       
       Das marode Gesundheitssystem bringt die Menschen in Rage. Ärzte
       protestieren gegen Hungerlöhne, Rentner für Medikamente auf Krankenschein.
       
 (DIR) Banker über die Eurokrise: „Die Eurozone ist sehr gesund“
       
       Der Leiter der Analyseabteilung der Landesbank Bremen findet: Europa macht
       große Fortschritte und ist das Paradebeispiel der Stabilität.
       
 (DIR) Kanzlerin besucht Spanien: Madrid zittert vor Merkel
       
       In Spanien wird der Besuch der Bundeskanzlerin erregt diskutiert.
       Regierungschef Rajoy erhofft sich Beistand, denn den Regionen geht das Geld
       aus.
       
 (DIR) Krise in Griechenland: Rentner stürmen Ministerium
       
       In Griechenland haben Rentner das Ministerium für Gesundheit gestürmt. Sie
       demonstrierten damit dagegen, Medikamente selbst zahlen zu müssen.
       
 (DIR) Kommentar Jugenderwerbslosigkeit: Jung, gebildet und gefährlich
       
       Die Jugendarbeitslosigkeit ist auf bedrohlich hohem Niveau. Skandinavien
       zeigt, wie damit umzugehen ist. Der Rest der Welt sollte hinschauen.