# taz.de -- Mäzen und Steuerflüchtling: Der reichste Franzose will weg
       
       > Bernard Arnault möchte Belgier werden – um Steuern zu sparen, heißt es.
       > Und weil er den neuen französischen Präsidenten nicht mag.
       
 (IMG) Bild: Vor angemessen güldenem Hintergrund: Bernard Arnault, Europas reichster Mann.
       
       Er steht für Frankreichs Superlative. Mit einem auf rund 22 Milliarden Euro
       geschätzten Privatvermögen ist Bernard Arnault der reichste Mann
       Frankreichs und Europas. Jetzt wird er auch noch zum prominentesten
       Steuerflüchtling in der EU. Er hat die belgische Staatsbürgerschaft
       beantragt. Dass dies nichts mit den höheren Steuern zu tun habe, die die
       Vermögendsten in Frankreich zahlen sollen, glaubt kein Mensch.
       
       Wenn es ums Geld und Geschäft geht, versteht der Mann mit dem stahlblauen
       Blick keinen Spaß. Nur so gelang es ihm, in wenigen Jahren ein Weltimperium
       im Bereich von Luxuswaren aufzubauen, das mit den vier Buchstaben LVMH
       allen Finanzexperten ein Begriff ist. Dem breiteren Publikum sind mehr die
       Marken von Parfums, Schmuck, Spirituosen, Bekleidung und Lederwaren
       bekannt: Dior, Fendi, Givenchy, Louis Vuitton, Veuve Cliquot, Tag Heuer …
       
       Nur Gucci ist ihm entgangen. Den Übernahmekampf um das italienische
       Luxushaus hat Arnault in den Neunzigerjahren gegen seinen ewigen Rivalen
       François Pinault verloren. Solchen Widerstand ist er nicht gewohnt, seit er
       zu Beginn der achtziger Jahre das verschuldete Textilunternehmen Boussac
       geschluckt und davon nur das Schmuckstück, das Modehaus Dior, behalten
       hatte.
       
       Auf dieselbe Art bekam er finanziell kränkelnde oder von Nachfolgeproblemen
       geschwächte Familienfirmen unter Kontrolle. Sein letzter Coup ist eine
       Kapitalbeteiligung mit 22 Prozent beim Konkurrenten Hermè.
       
       Er verwahrt sich gegen den Vorwurf, ein Finanzhai zu sein. Denn erstens hat
       er aus den aufgekauften Marken etwas gemacht. Zweitens ist er ein von
       Kulturschaffenden geschätzter Mäzen. Er ist fast ein so guter Pianist wie
       seine als Klaviervirtuosin bekannte kanadische Frau.
       
       Dass er sich nun wegen Hollandes Politik ins Ausland absetzen will,
       überrascht nicht, denn Arnault ist ein „Wiederholungstäter“. 1981 war er
       nach der Wahl des Sozialisten Mitterrand in die USA geflüchtet! Dass er die
       Linke nicht mag, ist bekannt. Man kennt seine Freundschaft mit Expräsident
       Nicolas Sarkozy. Dass dieser trotzdem nicht wiedergewählt wurde, scheint
       Arnault den Franzosen so schnell nicht verzeihen zu wollen.
       
       9 Sep 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rudolf Balmer
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Hollande im Fernsehinterview: Patriotismus und Versprechen
       
       François Hollandes steht von links und rechts in der Kritik. Im
       französischen Fernsehen hat er sich am Sonntag zu erklären versucht.
       
 (DIR) Steuerreform in Frankreich: Hollande tut es einfach
       
       Der französische Staatspräsident Hollande führt im Alleingang eine
       abgespeckte Version der Transaktionssteuer ein. Außerdem zahlen Reiche mehr
       Abgaben auf Einkünfte und Vermögen.
       
 (DIR) Steuerreform in Frankreich: Reiche und Firmen sollen zahlen
       
       Spitzenverdiener und Unternehmen müssen in Frankreich mehr Steuern zahlen,
       hat das Parlament beschlossen. Noch dieses Jahr sollen damit 2,3 Milliarden
       Euro reinkommen.
       
 (DIR) Reichensteuern in Europa: Reiche unter Druck
       
       Wer mehr Geld hat, soll auch mehr für die Krise bezahlen. In Deutschland
       könnte eine Vermögensabgabe rund 230 Milliarden Euro einbringen.