# taz.de -- Kommentar Geheimdienst MAD: Salamitaktik statt Aufklärung
       
       > Der Ministerialapparat hat offenbar nicht verstanden, was vollständige
       > Aufklärung bedeutet. Es dürften weitere Details des Versagens im NSU-Fall
       > bekannt werden.
       
 (IMG) Bild: NSU-Akten, ungeschreddert.
       
       Eine vollständige Aufklärung der rechtsextremen Mordserie hat die
       Bundesregierung versprochen, den Angehörigen der Opfer und der
       Öffentlichkeit. Lückenlos werde man die Umstände rund um die Verbrechen der
       Terrorzelle NSU ermitteln. Allein: Es fällt immer schwerer, dem Glauben zu
       schenken.
       
       Zumindest der Ministerialapparat hat offenbar nicht verstanden, was
       vollständige Aufklärung bedeutet. Es bedeutet nicht nur das preiszugeben,
       was ohnehin nicht zu leugnen ist. Es bedeutet nicht, Anfragen möglichst eng
       zu deuten und wichtige Akten zu verschweigen.
       
       Genau so sind die Behörden aber jetzt mit dem MAD-Kontakt zum späteren
       NSU-Mitglied Uwe Mundlos umgegangen. Es kommt dabei gar nicht darauf an,
       dass der Bundeswehr-Geheimdienst 1995 Mundlos als Informanten gewinnen
       wollte.
       
       Diese Information lag seit siebzehn Jahren einer Reihe von Behörden vor,
       erst Anfang 2012 machte der sächsische Verfassungsschutz sie nochmals
       darauf aufmerksam. Aber es musste jetzt erst ein Abgeordneter gezielt
       nachfragen, bis das Bundesamt für Verfassungsschutz eine Kopie der
       entsprechenden Unterlagen finden wollte. Und erst dann wurde öffentlich,
       dass das Amt noch mehr Akten zu einem mutmaßlichen NSU-Unterstützer
       geschreddert hat als bisher bekannt.
       
       Die Bundesregierung müsste sicherstellen, dass Ministerien und
       Geheimdienste von sich aus alle entscheidenden Informationen auf den Tisch
       legen. Die Behördenvertreter missachten aber bislang die Arbeit der
       Untersuchungsausschüsse. Ihre Salamitaktik begünstigt
       Verschwörungstheorien. Aber auch wenn man denen nicht anhängt, muss man
       davon ausgehen, dass noch weitere erschreckende Details des staatlichen
       Versagens im NSU-Fall bekannt werden.
       
       12 Sep 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sebastian Erb
       
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