# taz.de -- Bundesligist Eintracht Frankfurt: Pragmatiker im Jungbrunnen
       
       > In Frankfurt macht Trainer Armin Veh aus wenig viel. Beim Hamburger SV
       > läuft es umgekehrt. Am Sonntag spielen die beiden Teams gegeneinander.
       
 (IMG) Bild: Fühlt sich in Frankfurt pudelwohl: Hundeliebhaber Armin Veh.
       
       FRANKFURT AM MAIN taz | Armin Veh ist zu lange im Geschäft, um solch eine
       hinterlistige Frage zu beantworten. Angenommen, er wäre auch noch als
       Manager im Bundesliga-Business tätig, würde er dann lieber 13 Millionen
       Euro für Rafael van der Vaart oder Sebastian Rode ausgeben?
       
       Ein Schmunzeln huschte über das Gesicht des gebürtigen Augsburgers, der
       ahnte, dass ein ehrliches Statement zu viel Brisanz bürgen würde, wo doch
       am Sonntag die eben auch wegen ihres Shootingstars Rode so furios
       gestartete Frankfurter Eintracht den fehlgestarteten Hamburger SV empfängt,
       der für ebendiesen Betrag van der Vaart zurückgeholt hat. „Beides sind gute
       Spieler“, sagte der Eintracht-Trainer nach reiflicher Überlegung.
       
       Dabei verriet sein Mienenspiel, dass er vom U21-Nationalspieler Rode, 21,
       mehr hält als vom 100-fachen niederländischen Internationalen van der
       Vaart, 29. „Sebastian hat noch die ganze Zukunft vor sich, das spricht für
       ihn.“
       
       Der Pragmatiker Veh hat am Freitag in der Presserunde ziemlich deutlich
       gemacht, dass ihm der Hype um den Hamburger Heilsbringer nicht ganz geheuer
       ist. „Ich freue mich, dass er wieder hier spielt. Aber unser eigenes Spiel
       seinetwegen aufgeben? Das werden wir nicht tun.“ Und niemand solle ihm noch
       erzählen, der Aufsteiger sei der Favorit. Denn: „Allein von dem Geld, das
       der HSV für van der Vaart, Jiracek und Badelj ausgegeben hat, können wir
       unsere gesamte Mannschaft bezahlen.“
       
       ## Sieben Millionen für Transfers
       
       Eintracht-Vorstandsboss Heribert Bruchhagen hat bereits zu bedenken
       gegeben, diese Investitionen seien möglicherweise „kein fairer Wettbewerb“.
       In Frankfurt wurde wochenlang bei jedem Transfer lange das Für und Wider
       abgewogen, letztlich sieben Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben.
       „Dafür haben wir eine Mannschaft, die sich entwickeln kann – von der
       Klasse, von der Altersstruktur“, erläuterte Veh, was man als kleinen
       Seitenhieb gegen die konfuse Personalpolitik beim taumelnden
       Traditionsverein verstehen kann.
       
       Die Partie gegen den Hamburger SV bedeutet speziell für Veh eine Begegnung
       mit seiner Vergangenheit. Nach seinen Stationen beim VfB Stuttgart und VfL
       Wolfsburg heuerte er im Sommer 2010 an der Elbe an, „und ich habe früh
       gemerkt, was alles nicht passt: Der Aufsichtsrat hat sich eingemischt, nie
       blieb etwas geheim.“ Die auf personeller Ebene von Possen und
       Peinlichkeiten durchsetzte Phase kostete ihn erst den Spaß am Fußball und
       nach einem 0:6 beim FC Bayern im Frühjahr 2011 dann auch den Job.
       
       Heute sagt er über den HSV: „Es lähmt einen Klub, wenn nicht an einem
       Strang gezogen wird. Wirklich schade, denn in Hamburg passt eigentlich
       alles – und trotzdem stehen sie sich selbst im Weg. Unverständlich!“ Zu
       Ende seiner Hamburger Zeit wirkte der Fußballlehrer grau und grantig –
       derzeit gibt sich der Hundeliebhaber in Frankfurt so locker und entspannt,
       als sei er in einen Jungbrunnen gefallen. Besessen, aber nie verbissen geht
       er sein Tagwerk an. Seine Art kommt authentisch rüber, sein Humor wirkt
       ansteckend. Das Geschäft bloß nicht zu wichtig nehmen, lautet das Credo.
       
       ## Juwelen aus Liga zwei
       
       Der nach dem überflüssigen Abstieg 2011 zeitweise gelähmten Eintracht hat
       dieser Mann genauso gut getan wie der umtriebige Bruno Hübner. Der
       Sportdirektor trieb die Renovierungsarbeiten voran. Und Veh kamen in dieser
       Transferperiode seine Erfahrungen im Unterhaus zugute. „Ich habe mir die
       Juwelen aus der zweiten Liga rausgesucht“, erklärt er.
       
       Stefan Aigner (1860), Takashi Inui (Bochum) oder Olivier Occean (Fürth)
       stehen genauso wie die Eigengewächse Sebastian Jung und Rode für einen
       frechen und forschen Frankfurter Offensivstil, der in der Vorbereitung
       akribisch einstudiert wurde. „Unsere Mannschaft ist schon richtig gut
       eingespielt“, bilanziert Veh nicht ohne Stolz.
       
       Und dann sei da ja auch noch der neue Linksverteidiger Bastian Oczipka, „es
       gibt in Deutschland nicht so viele, die mehr drauf haben“. Solche Aussagen
       können schnell als Bumerang zurückkommen, aber der erfahrene Trainer mag
       derzeit nicht den Bremser spielen – das kann Boss Bruchhagen irgendwann
       immer noch tun. Veh weiß, dass er auch in Frankfurt an einem
       anspruchsvollen wie nostalgischen Standort arbeitet, an dem dennoch vieles
       anders als in Hamburg ist. Ihm ist das mittlerweile sehr recht. Und Rode
       lieber als van der Vaart.
       
       16 Sep 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Frank Hellmann
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Heribert Bruchhagen
       
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