# taz.de -- Dortmund siegt gegen Leverkusen: „Ein brettstarkes Spiel“
       
       > Die Dortmunder wollen sich ihren 3:0-Erfolg gegen Leverkusen nicht
       > schlechtreden lassen. Auch international soll es bald besser laufen.
       
 (IMG) Bild: Alle lieben Robert: Dortmunder Euphorie nach dem 3:0.
       
       Rudi Völler war geradezu dankbar für die Vorlage, die ein Reporter ihm nach
       dem 3:0-Erfolg von Borussia Dortmund gegen Bayer Leverkusen lieferte.
       Mühsam hatte der Sportdirektor des Werksklubs Contenance bewahrt, als er
       die Leistung seiner Mannschaft analysieren sollte.
       
       Seine Stimme war sanft geblieben, als er den seit Jahren wieder und wieder
       erhobenen Vorwurf an sein Team wiederholte: „Die letzte Aggressivität hat
       ein bisschen gefehlt. Wenn man gegen so eine Mannschaft wie Borussia
       Dortmund nur mit fußballerischer Eleganz bestehen will, dann reicht das
       nicht“, flüsterte er, und die Zuhörer spürten, wie viel Mühe es ihn
       kostete, seine Wut zu kontrollieren.
       
       Als dann einer der Berichterstatter den Fernsehreporter Marcel Reif
       zitierte, der den Leverkusenern vorgeworfen hatte, noch nicht einmal in der
       Lage zu sein, den Ball ins Aus zu spielen, wenn ein eigener verletzter
       Spieler auf dem Boden liegt, da brach der Zorn des Sportdirektors doch
       hervor.
       
       „Was der Marcel Reif sagt, das geht mir so was von am Arsch vorbei, das
       können Sie ruhig so schreiben“, zürnte Völler und schob hinterher: „der
       Klugscheißer“. Völler war offenkundig froh, ein Opfer für seinen Groll
       gefunden zu haben, ohne dass er die lethargische Mannschaft beschimpfen
       musste.
       
       ## Reif und Völler waren einer Meinung
       
       Dabei waren Reif und Völler im Grunde einer Meinung: Bayer war mit einer
       erschreckenden Leblosigkeit zu Werke gegangen, auch Trainer Sascha
       Lewandowski bestätigte das, als er sagte: „Wir waren von der ersten Minute
       an viel zu passiv.“
       
       Nur Jürgen Klopp betrachtete die Sache aus einer etwas anderen Perspektive.
       „Ich glaube, es war heute einfach schwer, unserem Spiel standzuhalten“,
       meinte der Dortmunder Trainer, das sei der wahre Grund für die Leverkusener
       Chancenlosigkeit gewesen.
       
       Klopp wollte sich diesen brillanten Nachmittag seiner Mannschaft nicht
       durch allzu viel Gerede vom indisponierten Gegner beschädigen lassen. „Wir
       haben heute einfach ein brettstarkes Spiel gemacht und waren gegen den Ball
       so griffig wie noch gar nicht in dieser Saison“, meinte er.
       
       Es gab zahllose Dortmunder Chancen, Innenverteidiger Mats Hummels traf per
       Kopf zum 1:0 (29. Minute), Jakub Blaszczykowski vollendete einen brillanten
       Konter zum 2:0 (39.), die Partie war früh entschieden.
       
       ## Schonen für die Champions League
       
       In der zweiten Hälfte konnten die Dortmunder sich getrost für ihr
       Champions-League-Spiel am Dienstag schonen, während das Publikum Zeit
       hatte, ein paar Fragen zu diskutieren, die die erste Hälfte aufgeworfen
       hatte.
       
       Es war nämlich die erste Halbzeit in dieser Saison gewesen, in der Marco
       Reus nicht mitspielte, und Klopp sollte später über diese ersten 45 Minuten
       sagen: „Das ist genau der Fußball, den wir spielen wollen und müssen.“
       
       Ist das Zufall? Auf der Position des Neuzugangs aus Mönchengladbach, der
       nach seiner Einwechslung in der 60. Minute einige gute Szenen hatte, stand
       erstmals in dieser Saison Mario Götze im Offensivzentrum.
       
       Beide haben gut gespielt, betrachtet man die Nationalspieler isoliert,
       fällt es wirklich schwer zu sagen, welcher der beiden eher in die Startelf
       gehört. Dieser Nachmittag lieferte aber Indizien dafür, dass der spezielle
       Dortmunder Stil besser funktioniert, wenn Götze auf dem Rasen steht.
       
       ## Standartfloskel aller Bankdrücker
       
       Reus hatte das natürlich auch gesehen. „Jeder will spielen, aber wir haben
       viele englische Wochen, und da wird jeder gebracht“, bemühte er die
       Standardfloskel aller Bankdrücker. Immerhin hatte er Robert Lewandowskis
       3:0 vorbereitet (78.), aber die spannende Frage, wer am Dienstag gegen Ajax
       Amsterdam in der offensiven Dreierreihe im Mittelfeld spielen wird, bleibt
       vorerst unbeantwortet.
       
       Offensichtlich ist nur, dass die Mannschaft sich wieder richtig wohlfühlt.
       Auf dieser Basis hofft man nun noch auf einen Reifeprozess auf
       internationaler Ebene: „Wir werden in der Champions League nicht mehr so
       naiv versuchen, den Gegner zu beherrschen, sondern genauso spielen wie
       heute in der ersten Halbzeit“, sagte Ilkay Gündogan.
       
       Es ist den Dortmundern ja ein wichtiges Anliegen, den bösen Verdacht aus
       der Welt zu schaffen, irgendwie ungeeignet zu sein für die
       Herausforderungen des internationalen Fußballs. Marcel Schmelzer, der im
       Länderspiel vorige Woche ziemlich überfordert gewesen war, hatte gegen
       Leverkusen wieder einmal großartig gespielt, und seine Kritiker strafte er
       nach dem Spiel mit Ignoranz.
       
       Er wollte nichts sagen. Die Schwierigkeiten bei der Anpassung ans
       internationale Niveau nagen sichtlich an den Dortmundern. Aber sie scheinen
       bestens präpariert zu sein, um diese Zweifel endlich aus der Welt zu
       schaffen.
       
       16 Sep 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Theweleit
       
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