# taz.de -- Streit der Woche: Sollen Männer Feministen sein?
       
       > Frauen verdienen deutlich weniger, in Vorstandsetagen sind sie extrem
       > unterrepräsentiert. Vielleicht könnten Männer sie stärker unterstützen.
       
 (IMG) Bild: Frauen sind als schmückendes Beiwerk gerne gesehen, aber die Macht teilen die Männer mit ihnen ungern.
       
       Fast jede Frau hat das schon mal erlebt: Nachts, in einer schlecht
       beleuchteten Stadt, sie eilt die Straße entlang. Plötzlich hört sie hinter
       sich Männerschritte. Von einer Sekunde auf die nächste ist ihre
       Aufmerksamkeit geschärft, jede Faser ihres Körpers angespannt. Adrenalin,
       Gefahr, Angst, Fluchtbereitschaft.
       
       Männer sind die Frauen meist körperlich überlegen – an Kraft, Größe,
       Schnelligkeit. Es sei denn sie ist eine Judoka. Kommen die Schritte näher,
       beschleunigt sie ihren Schritt, vielleicht schaut sie zurück, dabei aber
       verliert sie Distanz, das weiß sie, sie will nicht eingeholt werden, sie
       wird noch schneller ...
       
       Sensible Männer wissen darum, dass sie Frauen, die sie im Dunkeln einholen,
       in Panik versetzen. Manche lassen sich absichtlich zurückfallen und
       vergrößern die Distanz. Manche wechseln auf die andere Straßenseite. Sind
       das Feministen?
       
       Es mag modern sein, die Geschlechterdifferenz für überholt zu erklären. Die
       Fakten allerdings sprechen dagegen: Sexualisierte Gewalt ist immer noch
       Alltag, einzig man kann darüber sprechen. Einkommensunterschiede zwischen
       Frauen und Männern sind immer noch Normalität, einzig man kann darüber
       sprechen. Doppelbelastung und gläserne Decken sind immer noch Realität,
       einzig man kann darüber sprechen. Aber wie spricht man darüber?
       
       Am nächsten Wochenende treffen sich die Vertreter des Geschlechts, das sich
       einst als „stark“ bezeichnete, zum „Männerkongress“ an der Universität
       Düsseldorf. Es geht um Trennung und Scheidung. Die Perspektive von Müttern
       wird dabei im Kongresstitel ausgeklammert: „Elterliche Trennung aus Sicht
       der Väter und Kinder“. Hier steht der Mann im Mittelpunkt: Wie empfinden
       Männer, wie leiden Männer?
       
       Im Internet rufen einige Feministinnen nun zu Protesten gegen den
       Männerkongress auf. Das Ziel: den Kongress unmöglich machen. Die
       ideologischen Grenzen zwischen Feministinnen und männlichen Chauvinisten
       scheinen festgefahren. Auch die Lebenswirklichkeit von Männern und Frauen
       unterscheidet sich. Laut OECD ist Deutschland europäischer Spitzenreiter
       bei der Lohn-Diskriminierung: Vollzeitbeschäftigte Frauen verdienen im
       Durchschnitt 21,6 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Kaum vier
       Prozent der Vorstandsposten sind hierzulande mit Frauen besetzt.
       
       Dank der Frauenbewegung hat sich viel verändert. Man darf solche
       Geschlechterungerechtigkeit anprangern und sich unbeliebt dabei machten.
       Das ist die neue Freiheit.
       
       Würde es helfen, wenn mehr Männer sich gegen die Benachteiligung von Frauen
       einsetzen, für die Abschaffung antiquierter Rollenbilder, für eine faire
       Gesellschaft? Können Männer sich überhaupt feministisch engagieren?
       
       Was meinen Sie: Sollen Männer Feministen sein? 
       
       Beziehen Sie Stellung! Die taz wählt unter den interessantesten Kommentaren
       ein oder zwei aus und veröffentlicht sie im Wochenendmagazin sonntaz. Der
       Kommentar sollte etwa 900 Zeichen umfassen und mit dem Namen und der
       E-Mail-Adresse der Autorin oder des Autors versehen sein. Oder schicken Sie
       uns bis Mittwochmittag eine Mail an: [1][streit@taz.de]
       
       18 Sep 2012
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /streit@taz.de
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) S. Gubernator
 (DIR) W. Schwab
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Verdienststrukturerhebung des Bundes: Weiterhin weniger Geld für Frauen
       
       Es ist nicht nur ein diffuses Gefühl: Frauen bekommen weniger Geld für die
       gleiche Arbeit. Der Unterschied hat sich seit 2006 kaum verringert.
       
 (DIR) Streit der Woche: Darf man Bücher wegwerfen?
       
       Von manchen Büchern weiß man ganz genau, dass man sie nie wieder lesen
       wird. Trotzdem will man sie nicht wegwerfen. Warum eigentlich?
       
 (DIR) Streit der Woche: Der größte Feminist
       
       Kein anderer Mann setzt sich so stark für die Sache der Frauen ein,
       behauptet Gregor Gysi von sich selbst. Andere widersprechen.
       
 (DIR) Männerkongress in Düsseldorf: Tabubrecher unter sich
       
       Der zweite Männerkongress der Uni Düsseldorf trägt den Titel „Scheiden tut
       weh“. Mitveranstalter ist der antifeministische Verein Agens.
       
 (DIR) Chefinnen im Silicon Valley: „Er macht die Wäsche“
       
       Twitters Vizechefin Katie Stanton hat für Obama gearbeitet. Jetzt setzt sie
       sich für Gleichberechtigung an den Spitzen der Tech-Konzerne ein.
       
 (DIR) Frauenquote in Europa: 10 Anzugherren gegen Frau Reding
       
       Eine Frauenquote für Europa, das ist der Wunsch von EU-Justizkommissarin
       Vivian Reding. Sie stößt auf heftige Gegenwehr.
       
 (DIR) Debatte Kinderbetreuung: Glucke oder Rabenmutter?
       
       In Belgien ist die Kinderversorgung bestens geregelt. Dafür gibt es keine
       Vätermonate und auch nicht mehr Chefinnen. Ein Blick über die Grenze.
       
 (DIR) Kommentar neues Sorgerecht: Väter sinnvoll gestärkt
       
       Das neue Sorgerecht stärkt die Rechte unverheirateter Väter. Die Kritik am
       Verfahren ist unberechtigt. Denn ausschlaggebend sollte die Situation des
       Kindes sein.
       
 (DIR) Debatte Männlichkeit: „Eier zeigen“? Warum nicht!
       
       Die phallische Logik ist demoliert, es braucht neue Leitbilder. Sie dürfen
       die Männlichkeit nicht verstecken oder kleinreden, ganz im Gegenteil.