# taz.de -- Bergarbeiterstreik in Südafrika: Mehr Lohn für Minenarbeiter
       
       > Nach dem Streik ist vor dem Streik: Während die Kumpels in der
       > südafrikanischen Mine Lonmin ein Lohnangebot annahmen, streiken andere
       > weiter.
       
 (IMG) Bild: Haben das Lohnangebot angenommen: Bergarbeiter in Südafrika.
       
       JOHANNESBURG taz | Der fünfwöchige Streik der Bergleute in Marikana ist
       beendet: Die Arbeitnehmer des weltweit drittgrößten Platinwerks Lonmin
       haben ein Lohnangebot von 1.100 Euro angenommen und kehren am Donnerstag an
       ihren Arbeitsplatz zurück.
       
       Das britische Unternehmen hatte alle Werke wegen des gewaltsamen Streikes
       schließen müssen und riesige Verluste eingefahren. Das abgeschlossene
       Lohnpaket führt nun zu weiteren Unruhen bei Bergleuten der umliegenden
       Firmen im Platingürtel bei Rustenburg. Die Polizei hatte in den vergangenen
       Tagen den Streik bei Lonmin und aufflammende Proteste bei anderen
       Unternehmen mit Tränengas unterbunden.
       
       Während in Marikana Tausende Bergleute am Mittwoch ihren Sieg feiern,
       feuerte die Polizei Tränengas auf streikende Kumpels der benachbarten Anglo
       American Mine, dem größten Platinproduzenten der Welt. Anglo American hatte
       vergangene Woche fünf Werke schließen müssen und ein Drittel der Produktion
       verloren.
       
       Kumpels fordern mit 1600 Euro monatlich noch höhere Löhne, als die Arbeiter
       bei Lonmin: Über Wochen protestierten dort etwa 3000 Kumpels und ließen von
       ihren Forderungen nach 1250 Euro nicht ab. Im August hatte die Polizei 34
       Arbeiter bei diesem illegalen Streik erschossen; insgesamt starben 45
       Menschen in den blutigen Auseinandersetzungen.
       
       ## Machtkämpfe bei den Gewerkschaften
       
       Die Arbeiter zählen zu der schlecht bezahlten Gruppe der Gesteinsbohrer
       untertage. Mit einem Nettogehalt von 500 Euro müssen sie eine meist
       vielköpfige Familie ernähren. Inflation, steigende Preise und ihre
       schlechten Lebensbedingungen in Wellblechhütten steigerten ihren Frust.
       
       Dazu kamen Machtkämpfe innerhalb der Gewerkschaften: Eine von der
       eingesessen, mächtigen Gewerkschaft National Union of Mineworkers, NUM
       abgespaltene neue Gewerkschaft (Association of Mine Workers and
       Construction Union, AMCU) fand mit ihren Versprechungen für bessere Löhne
       bei den Bergleuten große Anhängerschaft.
       
       Julius Malema, der von der Regierungspartei des Afrikanischen
       Nationalkongress (ANC) suspendierte Jugendliga-Anführer, nutzte die
       Stimmung und ermutigte die Bergleute, die Minen unregierbar zu machen. Er
       rief erneut nach der Nationalisierung von Südafrikas Bergwerken und fordert
       Präsident Jacob Zumas Rücktritt. Anfang dieser Woche schritt die Polizei
       ein: Malema wurde der Zutritt zu Marikana verwehrt. Die Armee bleibt in
       Marikana stationiert, bis die Lage stabil ist.
       
       Die illegalen Proteste in der Mineralienindustrie haben sich auf den
       Goldsektor ausgedehnt: 15.000 Arbeiter haben bei Gold Fields, zweitgrößter
       Goldproduzent Südafrikas, die Arbeit niedergelegt. Jedoch haben Gold Fields
       sowie das größte Goldunternehmen, Anglo Gold Ashanti, mehr als die Hälfte
       der Produktion außerhalb des Landes verlegt.
       
       19 Sep 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Martina Schwikowski
       
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