# taz.de -- Bund fürchtet um Energieversorgung: Paragraph für den warmen Winter
       
       > Die Energiebranche wehrt sich gegen ein Gesetz, das sie zwingen soll,
       > Altmeiler am Netz zu halten. Bis zu 287 Millionen Euro dürfte das kosten.
       
 (IMG) Bild: Die Angst vor den frostigen Monaten ist groß.
       
       BERLIN taz | Die Energiewirtschaft will ein Gesetz verhindern, das die
       Energieversorgung im Winter sicherstellen soll. Der Verband der Energie-
       und Wasserwirtschaft (BDEW) kritisierte am Mittwochabend Pläne, mit denen
       das Wirtschaftsministerium Energieengpässe in der kalten Jahreszeit
       verhindern möchte.
       
       Laut einem internen Entwurf will das Ministerium Kraftwerksbetreibern
       gesetzlich verbieten, unrentable Kraftwerke abzuschalten, wenn diese für
       Notfälle gebraucht werden. Der BDEW plädiert hingegen für eine freiwillige
       Lösung, in der Kraftwerksbetreiber die Leistung ihrer eigentlich
       ausgedienten Altmeiler versteigern. In beiden Fällen sollen die
       Energieerzeuger entschädigt werden, was die Stromverbraucher 140 bis 287
       Millionen Euro kosten dürfte.
       
       Für diesen Winter käme ein mögliches Gesetz zu spät, sagte BDEW-Chefin
       Hildegard Müller, es würden andere Vorkehrungen getroffen. Aus dem Ausland
       habe man sich eine Leistung von 2 Gigawatt – gut 4 Prozent der Leistung der
       deutschen Kohlekraftwerke – für Engpässe gesichert. Solche Hilfe aus dem
       Ausland blieb selbst im vergangenen Winter trotz Atomausstieg und
       Eiseskälte die Ausnahme.
       
       Alte, fossile Kraftwerke rechnen sich immer weniger. Die Branche werde
       durch die Erneuerbaren unter Druck gesetzt, sagte Müller. Dass ein Teil der
       Alt-Kraftwerke eine Zeit lang noch für Engpässe notwendig sein wird, ist
       unter Experten unbestritten – aber über das „Wie“ wird gestritten.
       
       ## „Strategische Reserve“
       
       Nach dem Konzept der Energiewirtschaft soll derjenige, der ein unrentables
       Kraftwerk stilllegen will, dessen Leistung als „strategische Reserve“
       verkaufen dürfen. Die günstigsten Altmeiler sollen den Zuschlag bekommen
       und zwei Jahre garantiert anfahrbereit sein. Das Wirtschaftsministerium
       will die Reserve laut Entwurf nicht über eine solche Auktion, sondern per
       Anordnung der Netzbetreiber regeln.
       
       Ein Betreiber müsste zwölf Monate vorher melden, dass er ein Kraftwerk
       stilllegen will. Notfalls würde dies nicht genehmigt. Auch bei der
       Gasversorgung sehe der Gesetzentwurf schädliche Eingriffe vor, so Müller.
       Geplant ist, die Versorger zu festen Gaslieferverträgen zu zwingen. Die
       sind teurer als jederzeit kündbare. Knapp 2 Euro müsste ein
       Durchschnittshaushalt pro Jahr zusätzlich bezahlen, wenn das Gesetz kommt.
       
       Das BDEW-Modell werde für die Verbraucher billiger, behaupten die
       Gutachter. Man verhandle seit langem mit der Politik, sagte Müller, aber
       „die Gespräche kommen nicht in Gang“. Ein Sprecher des
       Wirtschaftsministeriums sagte, man prüfe den BDEW-Vorschlag, er würde aber
       „ebenfalls Gesetzesänderungen erfordern“.
       
       28 Sep 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Wendelin Sandkühler
       
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