# taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
       
       > Mercedes feuert lahme Kunden, „Post von Wagner“ riecht wie Stiefel innen,
       > und Putin ist ein Mittelwertkandidat.
       
       taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht letzte Woche? 
       
       Friedrich Küppersbusch: Mercedes feuert Kunden, die nicht schnell genug
       rumrasen. Den Verdacht hatte ich immer schon, auch bei BMW.
       
       Was wird besser in dieser? 
       
       Genderkorrekter Rennsport! Alle diskutieren „Kann Schumi einparken“?
       
       Peer Steinbrück soll Kanzlerkandidat werden, Steinmeier verzichtet
       freiwillig. Kapituliert er vor Merkel oder der eigenen Partei? 
       
       Er schläft sich nach oben. „Steinbrück will Kanzler werden“ heißt konkret
       „Steinmeier wird Vizekanzler von Merkel“. Denn als sei es der Preis für den
       Tumult, dröhnt Steinbrück ungefragt: „Ich bin nicht zu gewinnen für ein
       Kabinett Merkel.“ Im Grunde hat die SPD also Steinmeier als Spitzenmann für
       die große Koalition nominiert, Gabriel als den, der sich 2017 mit Hannelore
       Kraft pulvern darf, und Steinbrück als den mit der geringsten Chance,
       nächstes Jahr irgendwas zu werden.
       
       Die Titanic wird für das Papst-Cover vom Presserat gerügt, weil es
       „entwürdigend und ehrverletzend“ sei, Franz Josef Wagners Bild-„Kolumne“
       zur „Homo-Ehe“ sei hingegen eine „legitime Meinungsäußerung“. Was läuft da
       falsch? 
       
       Für eine Großsekte, die uns seit 2000 Jahren als Corporate Design ein
       barbarisches Hinrichtungswerkzeug zumutet, ist das eine tolerante
       Entgegnung. Zur Mechanik des Kreuzigungstodes gehört Inkontinenz biologisch
       zwingend hinzu, unsere Ostersymbolik ist in diesem Punkt sacht
       unterdokumentarisch. – Wagners Text riecht wie Stiefel innen, somit ist er
       erstens typisch Wagner und zweitens exakt so formuliert, dass der schwerere
       Unfall im Kopf des Lesers passiert. Unterm Strich haben beide vom Presserat
       das bekommen, was sie wollten – damit muss der Presserat leben.
       
       Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier soll die Ermittlungen in
       einem NSU-Mordfall behindert haben. Kann man sich darüber überhaupt noch
       wundern? 
       
       Ein hessischer Verfassungsschützer, in seinem Umfeld als „kleiner Adolf“
       beleumundet, sitzt in einem Internetcafé in Kassel. Zwei NSU-Täter kommen
       herein, erschießen den türkischstämmigen Inhaber und fliehen. Der
       Verfassungsschützer verlässt ohne Reaktion das Internetcafé. Innenminister
       Bouffier setzt nach langem Behördenringen durch, dass der
       Verfassungsschützer nicht von der Kripo verhört werden darf – was soll mich
       daran wundern?
       
       Am Dienstag wird der Deutsche Fernsehpreis verliehen. Wer hätte ihn
       verdient? 
       
       Alle, die dreieinhalb Stunden da absitzen und keinen bekommen. Nach dem
       Hackepeter um die ARD-Talks fände ich eine Kranzniederlegung am Grabmal des
       unbekannten Gremiums einen heiter-besinnlichen Auftakt.
       
       Der russische Staatspräsident Wladimir Putin feiert nächste Woche seinen
       60. Geburtstag. Was wünschen Sie ihm? 
       
       Zar Nikolaus wurde mit 50 ermordet, Lenin starb mit 55, Stalin aber wurde
       75. Hm. Einen Mittelwert?
       
       Helmut Kohl gibt es jetzt auch als Briefmarke – lecken Sie den gern an? 
       
       Habe so erfahren, dass es noch Briefmarken gibt. Vielleicht versteht es die
       Post als späte Genugtuung, ihren Privatisierer Kohl überlebt zu haben.
       
       Sein ehemaliger Widersacher Helmut Schmidt ist omnipräsent in der deutschen
       Öffentlichkeit. Helmut Kohl sagt dagegen kaum etwas. Was ist Ihnen lieber? 
       
       Kohl war auch zu vitaleren Zeiten nicht der Mann, der mit Worten etwas
       bewegte. Schmidt, auch Geißler, Hamm-Brücher und sogar eine Reihe direkt
       gewählter Aktiver wie Gauweiler, Ströbele, Bosbach erfüllen das Raster
       „Haut ’ne Meinung raus und wird eh nichts mehr“. Das bedient die Sehnsucht
       nach überparteilichen, parteifernen Politikern. Das Wahlsystem mit
       Listenplatz und Überhangmandat schafft Gerechtigkeit – und jede Menge
       sandgestrahlte Politdarsteller. Kohl hat neben dem körperlichen auch das
       Handicap, selbst sein Altenteil noch im Amt verbracht zu haben – den hatte
       man dann auch satt.
       
       Werden Sie J. K. Rowlings neues Buch lesen? 
       
       Ab einer gewissen Windstärke an PR geht bei mir nichts mehr. Das tötet die
       „Wetten, dass ..?“ -Premiere gleich mit und ersparte mir auch „50 Shades of
       Grey“.
       
       Und was machen die Borussen? 
       
       Unser Sohn hat vor Jahren im Vereinshotel Schulpraktikum gemacht und den
       Spielern Wasser serviert. Am nächsten Tag schlugen sie Bayern. Freitag
       waren wir zu einem familiären Anlass dort, sahen Kevin Großkreutz in der
       Lobby, und am nächsten Tag schlugen sie Gladbach. Ich werde mich
       erkundigen, ob ich zu alt für ein weiteres Schulpraktikum bin, wenn’s noch
       eng wird. FRAGEN: JUM, WEI
       
       30 Sep 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Friedrich Küppersbusch
       
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 (DIR) Hitler
       
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