# taz.de -- Kommentar Elektromobilität: Kein Massenmarkt für E-Autos
       
       > Die Bundesregierung überdenkt ihre Ziele bei der Elektromobilität. Das
       > ist richtig so – größere Einsparpotenziale liegen bei der Entwicklung
       > effizienterer Fahrzeuge.
       
 (IMG) Bild: Deutschland hat mit 1.937 Stationen nach Angaben der EU-Kommission bereits die meisten Elektro-Tankstellen in Europa (Stand 2011)
       
       Während die europäische Automobilindustrie unter einer bedrohlichen
       Absatzkrise im Süden und Westen des Kontinents leidet, gönnt sich
       Deutschland eine Debatte über Elektrofahrzeuge. Die Bundesrepublik möchte
       gern Leitmarkt für Elektromobilität werden. Aber auf absehbare Zeit sind
       viele Elektroautos, die auf dem deutschen Markt angeboten werden, schlicht
       Ladenhüter.
       
       Daran würde sich vorläufig auch nichts ändern, wenn der Staat mit einer
       Anschaffungsprämie nachhelfen würde, die die Autoindustrie immer wieder ins
       Gespräch bringt. Elektroautos haben vorerst keine Chance, den Sprung in den
       privaten Massenmarkt zu schaffen.
       
       Die deutschen Autokäufer haben nämlich hohe, durchaus nachvollziehbare
       Ansprüche, die reine Elektroautos derzeit nicht erfüllen können. Die
       Fahrzeuge müssen sicher und zuverlässig sein, auch im Winter; sie sollen
       eine hohe Reichweite haben und schnell betankt werden können; vor allem
       aber dürfen sie über die gesamte Lebensdauer nicht viel mehr kosten als
       herkömmliche Fahrzeuge.
       
       Diese Ansprüche lassen sich nicht einfach wegzaubern, indem der Staat jedem
       Autokäufer eine Prämie von mehreren tausend Euro schenkt. Dass diese
       Strategie nicht funktioniert, lässt sich derzeit in den USA und Frankreich
       beobachten. Daher ist Skepsis gegenüber dem Ziel der Bundesregierung
       angebracht, dass bis zum Jahr 2020 eine Million Elektroautos auf deutschen
       Straßen unterwegs sein sollen.
       
       Vorläufig wäre es sinnvoll, die Ziele zu modifizieren. Können
       beispielsweise Fahrzeugflotten von Unternehmen und Behörden mit
       Elektroautos bestückt werden, die nachts in der Tiefgarage ihre Batterien
       aufladen? Gibt es Möglichkeiten, Elektroantriebe so mit herkömmlichen
       Antrieben zu kombinieren, ohne dass die Fahrzeugkosten allzu sehr ausufern?
       Japanische Hersteller sind schließlich bei den Hybriden gut vorangekommen.
       
       Langfristig ist es richtig, Alternativen zu Benzin und Diesel zu schaffen –
       Erdöl ist ein endlicher Rohstoff. Aber die großen Einsparpotenziale liegen
       nicht bei den Elektroautos, die ebenfalls massenhaft Rohstoffe verbrauchen,
       sondern bei der Entwicklung und besseren Vermarktung effizienterer und
       leichterer Fahrzeuge. Und: Wenn sie sich rechnet und sinnvoll ist, kann
       sich Elektromobilität von allein durchsetzen – zum Beispiel bei Fahrrädern.
       
       1 Oct 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Richard Rother
       
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