# taz.de -- Internet in Kuba: Máximo langsam
       
       > Das Internet auf Kuba sollte dank eines Breitbandkabels aus Venezuela
       > schneller werden und besser verfügbar sein. Doch geändert hat sich
       > nichts.
       
 (IMG) Bild: Herr Castro, Sie werden gleich verbunden.
       
       BERLIN taz | Gerade drei Prozent der kubanischen Haushalte haben laut einer
       neuen Studie der Internationalen Fernmeldeunion zufolge Zugang zum
       Internet. Den Daten zufolge, die wiederum auf offiziellen kubanischen
       Statistiken beruhen, befindet sich Kuba auf einem Niveau mit Ländern wie
       Haiti, Ruanda, Mali oder Eritrea.
       
       Besonders gravierend ist der Studie zufolge die Situation bei
       Breitbandverbindungen von der Insel in den Rest der Welt. Die sind de facto
       inexistent. Weder per Computer noch per Mobiltelefon gibt es schnelle
       Datenverbindungen von der Insel in die Außenwelt.
       
       Geduld, aber auch das nötige Kleingeld ist daher gefragt, wenn man online
       gehen will. „Es kann schon mal ein paar Minuten dauern, bis sich eine Seite
       aufbaut“, sagt Iván García. Der unabhängige Journalist, der sich in Kubas
       IT-Welt gut auskennt, gibt viel Geld im Monat aus, um zu recherchieren und
       seine Artikel abzusetzen.
       
       Umgerechnet zwanzig US-Dollar sind es, um auf illegalen Wegen von zuhause
       eine Verbindung zu haben, und oftmals kommen noch ein paar US-Dollar hinzu,
       um hin und wieder eine etwas schnellere Leitung über ein internationales
       Hotel wie das El Nacional oder das Parque Central zu nutzen.
       
       ## Mit Ausweis ins Netz
       
       Diese beiden Hotels sind in Havannas kritischen Kreisen dafür bekannt, dass
       nicht gleich die Ausweisdokumente vorgelegt werden müssen, um mit dem
       eigenen Rechner ins Netz zu gelangen oder per Memorystick Botschaften auf
       Blogs zu posten. Unter diesem restriktiven Zugang zum Web leiden nahezu
       alle Kubaner, wie die Studie der Fernmeldeunion bestätigt.
       
       Zwar haben immerhin 23,2 Prozent der Bevölkerung relativ regelmäßigen
       Zugang zu einem Mail-Account und zum Computer, die in jeder Poststelle
       stehen, aber die sind meist nur ans kubanische Intranet angeschlossen.
       Surfen ist so nur auf offiziellen kubanischen Seiten möglich. Immerhin
       werden E-Mails auch an ausländische Server weitergeleitet.
       
       Für Leonardo Padura, Kubas international derzeit populärsten
       Schriftsteller, ist das eine unhaltbare Situation. „Wir verlieren den
       Anschluss an den Rest der Welt und an viele technologische Entwicklungen“,
       sagt der 57-jährige Autor, der anders als viele seiner Landsleute legal
       über Internet in seinem Haus in Havanna verfügt. Moderne
       Infrastrukturprojekte wie der Containerhafen Mariel, der gerade dank
       brasilianischer Kredite nahe Havanna gebaut wird, seien ohne schnelle
       Breitbandleitungen kaum realisierbar, so Padura. Auch für die Wissenschaft
       ist der schwierige internationale Austausch nicht gerade förderlich.
       
       ## Geld veruntreut
       
       Doch auf der Insel ist es überaus ruhig um die Breitbandleitung geworden,
       die Anfang 2011 von einem französischen Spezialschiff vom venezolanischen
       Camurí ins kubanische Siboney, ein Stranddorf nahe Santiago de Cuba,
       verlegt wurde. Die Leitung, ein doppeltes Glasfaserkabel, sollte Kubas
       Internetverbindung gleich 3.000-mal schneller machen, hieß es in
       kubanischen und venezolanischen Regierungsmedien. 20 Monate nach der
       Verlegung und 14 Monate nach der eigentlich vorgesehen Einweihung im Juli
       2011 ist der Zugang ins Netz genauso langsam und schwer wie eh und je.
       
       Genau das belegen die Zahlen der Internationalen Fernmeldeunion und
       zugleich die Inaktivität des venezolanisch-kubanischen Unterseekabels. Das
       soll zwar intakt sein, aber bei der Verlegung ist in großem Stil Geld
       veruntreut worden, weshalb immer noch ermittelt und eben nicht gesurft
       wird. Dafür gibt es eventuell noch einen anderen Grund: Seit der
       Handy-Revolution in Ägypten soll der Respekt in Kubas revolutionärer
       Führung gegenüber Twitter, Facebook und Co merklich gestiegen sein.
       
       5 Oct 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Knut Henkel
       
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