# taz.de -- Schweiz will unattraktiver werden: Das Kreuz mit der Steuer
       
       > Vielerorts im Alpenland wird die Pauschalsteuer für vermögende Ausländer
       > erhöht oder abgeschafft. Dort soll zukünftig mehr bezahlt werden.
       
 (IMG) Bild: Wahl-Schweizer Michael Schumacher zahlt lediglich zwei Millionen Franken Steuern pro Jahr.
       
       GENF taz | Die Schweiz ist dabei, ihren Ruf als Steuerparadies für
       vermögende Nicht-Schweizer zu verlieren. In Bern haben sich Eidgenossen bei
       einer Volksabstimmung für die Anhebung der für Reiche günstigen
       Pauschalsteuern ausgesprochen, die rund 220 in dem Kanton lebende Ausländer
       an die örtliche Finanzverwaltung entrichten müssen.
       
       Eine entsprechende Entscheidung mit Blick auf die Bundessteuern trafen auch
       die beiden Kammern des Schweizer Parlaments (Nationalrat und Ständerat) mit
       jeweils großer Mehrheit. Im Kanton Basel-Land beschlossen die Stimmbürger
       sogar, die Pauschalbesteuerung völlig abzuschaffen. Ebenso entschied auch
       das Parlament im Nachbarkanton Basel-Stadt.
       
       Vor diesen Beschlüssen war die Pauschalsteuer seit 2009 bereits in den drei
       Kantonen Zürich, Schaffhausen und Appenzell-Ausserrhoden aufgehoben und in
       Luzern, St. Gallen und Thurgau erhöht worden. Die rund 5.000 Ausländer, die
       das Privileg der Pauschalbesteuerung genießen, zahlten im vergangenen Jahr
       rund 700 Millionen Franken in die Schweizer Staatskassen.
       
       Mit der Pauschalbesteuerung verzichtet der eidgenössische Fiskus darauf,
       reiche Ausländer mit Wohnsitz in der Schweiz nach ihrem tatsächlichen
       Vermögen und dem außerhalb der Schweiz erzielten Einkommen und gemäß den
       Tarifen für einheimische Bürger zu besteuern. Stattdessen wird als
       Bemessungsgrundlage ein Mindestjahreseinkommen von lediglich 250.000
       Franken – umgerechnet knapp 210.000 Euro – angesetzt.
       
       ## Die Superreichen
       
       Hinzu kommt das Fünffache der Miete, die der Ausländer an seinem Schweizer
       Wohnsitz tatsächlich zahlt beziehungsweise zahlen müsste, wenn er in seinem
       dortigen Eigenheim zur Miete wohnen würde. Dieser Satz soll nach den
       Beschlüssen des Kantons Bern und des Bundesparlaments künftig auf das
       Siebenfache und das zugrunde gelegte Mindestjahreseinkommen auf 400.000
       Franken erhöht werden.
       
       In Bern werden nach Schätzung der Finanzbehörden 80 Prozent der derzeit 220
       pauschal veranlagten Ausländer künftig höhere Steuern bezahlen müssen und
       dem Kanton Mehreinnahmen von 38 Prozent bescheren. Größte Profiteure der
       Pauschalbesteuerung waren bislang superreiche Sportler oder Musiker wie
       Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher oder der französische Rockstar
       Johnny Hallyday.
       
       Schumacher – mit Wohnsitz in einer 66 Millionen Franken teuren Villa in
       Gland am Genfer See – zahlt dort bei einem Jahreseinkommen von 100
       Millionen Franken und einem Vermögen von knapp einer Milliarde Franken
       lediglich zwei Millionen Franken Steuern pro Jahr. Hallyday, der seinen
       offiziellen Wohnsitz 2006 von Paris nach Gstaad im Kanton Bern verlegte,
       muss der dortigen Steuerverwaltung jährlich nur 900.000 Franken abliefern -
       statt der 4,8 Millionen Franken, die in Frankreich fällig wären.
       
       ## Stimmungsumschwung
       
       Doch nicht nur die Superreichen unter den privilegierten Ausländern haben
       den Stimmungsumschwung gegen die Pauschalsteuer bewirkt, sondern auch viele
       tausend gut bezahlte Bürger aus EU-Staaten, den USA und anderen Ländern.
       
       Sie sind in den vergangenen zehn Jahren in die Schweiz übergesiedelt,
       nachdem das Personenfreizügigkeits-Abkommen zwischen Brüssel und Bern in
       Kraft trat und insbesondere Zürich, Zug und die beiden Westschweizer
       Kantone Genf und Waadt ausländische Unternehmen mit enormen
       Steuervergünstigungen in die Schweiz lockten.
       
       Denn diese von ihren Arbeitgebern oftmals auch noch mit großzügigen
       Beihilfen zu den Mietkosten subventionierten Ausländer verdrängen die
       Einheimischen. Den Kanton Zug verlassen bereits seit 2006 jährlich mehr
       Schweizer als neu hinzukommen. Trotzdem wächst die Bevölkerung. Die
       Zuwanderer sind reiche Deutsche, Österreicher, Engländer, Franzosen,
       Schweden, Finnen, Amerikaner und andere Ausländer.
       
       8 Oct 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Zumach
       
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