# taz.de -- Kommentar Libyen: Hoffnung Bengasi
       
       > Libyen befindet sich jetzt am Scheideweg. Um das Land voranzubringen
       > müssen die politischen Gegner endlich einen Kompromiss finden.
       
 (IMG) Bild: Susan Rice: Bleibt als Vertreterin der USA bei der UN.
       
       Auch der zweite Anlauf zur Bildung einer demokratisch gewählten Regierung
       in Libyen ist gescheitert. Das Parlament lehnte die von Ministerpräsident
       Mustafa Abu Schagur vorgelegte Kabinettsliste von im Ausland ausgebildeten
       Fachleuten ab. Damit wird die Anarchie verlängert, in der sich Libyen de
       facto befindet.
       
       Jetzt befindet sich das Land am Scheideweg. Die zum Ankurbeln der
       Wirtschaft benötigten ausländischen Firmen warten aufgrund der
       Negativschlagzeilen mit ihrem Engagement ab.
       
       Dafür kommen radikale Islamisten aus dem Maghreb und Europa, die mit den
       Angriffen auf Sufi-Moscheen und dem Mord in Bengasi an Christopher Stevens,
       dem Botschafter der USA, Libyens Ruf nachhaltig ruiniert haben.
       
       Hoffnung in der jetzigen Situation geben wieder einmal die Bürger des
       Landes, die in dem Willkür-Regime der vergangenen Jahrzehnte genug
       Erfahrung mit Selbstorganisation gesammelt haben. Insbesondere Bengasi ist
       Vorbild.
       
       Die Stadt, in der die libysche Revolution begonnen hatte, war mit dem Mord
       an Stevens absurderweise auch zum Symbol ihres Scheiterns geworden. Dann
       jagten unbewaffnete Bürger die mörderischen Milizen aus der Stadt.
       
       Sie, die ein Ende des Chaos wollen, sind der Garant dafür, dass Libyen
       immer noch gute Chancen hat, schneller als seine Nachbarländer aus der
       Krise des Arabischen Frühlings zu kommen.
       
       Mit dem Scheitern der Notstandsregierung zeigt die libysche Elite, dass sie
       noch einen langen Weg vor sich hat, bis sie in der Demokratie angekommen
       ist. Die Muslimbrüder und Wahlgewinner Mahmud Jibril haben Machtinteressen
       vor Bürgerwillen gestellt.
       
       Nun müssen die politischen Gegner einen Kompromiss finden. Schaffen sie es
       nicht, wird sich der Bürgerwille so gegen sie richten wie gegen die Milizen
       in Bengasi.
       
       8 Oct 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Mirco Keilberth
       
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