# taz.de -- WM-Qualifikationsspiel gegen Irland: Endlich mal wieder Spaß haben
       
       > Tore nach Belieben: Die Fußballnationalmannschaft hat in der
       > WM-Qualifikation Irland mit 6:1 geschlagen. Doch Bundestrainer Löw denkt
       > schon an Schweden.
       
 (IMG) Bild: Da kann man sich schon mal freuen: die Torschützen Miro Klose (l.) und Marco Reus.
       
       DUBLIN dpa | Die deutsche Nationalmannschaft hat ihre Fans in Irland
       erstmals nach dem großen EM-Frust wieder mit Spaß-Fußball begeistert. Nach
       dem erstaunlich leicht herausgespielten 6:1 (2:0)-Erfolg am Freitagabend
       geht das Team von Bundestrainer Joachim Löw als makelloser Tabellenführer
       mit viel Selbstbewusstsein in das schwere Spiel am Dienstag in Berlin gegen
       die ebenfalls ungeschlagenen Schweden, den stärksten Konkurrenten in der
       WM-Qualifikation.
       
       Der herausragende Dortmunder Marco Reus stellte vor rund 50.000 geschockten
       Zuschauern im Aviva-Stadion von Dublin mit seinem ersten Doppelpack im
       Nationaltrikot (32./40. Minute) die Weichen zum höchsten Sieg auf der
       grünen Insel.
       
       Mesut Özil per Foulelfmeter (55.), Miroslav Klose mit seinem 65.
       Länderspieltreffer (58.) und Toni Kroos mit zwei Toren (61./83.) legten
       nach der Pause fast nach Belieben die weiteren Treffer nach. In der
       Nachspielzeit ärgerte Andy Keogh (90.+2) noch Bayern-Torwart Manuel Neuer
       mit dem einzigen Gegentreffer.
       
       „Ich denke, wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht und verdient gewonnen -
       auch in der Höhe“, sagte ein leicht erkälteter Löw, „wir haben noch ein
       Spiel gegen Schweden, das Pflichtspieljahr mit zwölf Punkten abzuschließen,
       wäre klasse. Auch gegen Schweden muss die Disziplin und Organisation so gut
       sein wie heute.“
       
       Sein unterlegener Kollege Giovanni Trapattoni zeigte sich als fairer
       Verlierer: „Die ersten dreißig Minuten haben wir sehr gut gespielt, den
       Deutschen wenig Raum gegeben. Danach war Deutschland klar überlegen, wir
       haben verdient verloren.“
       
       ## Iren kapitulieren früh
       
       Insgesamt gelang gegen die erstaunlich früh kapitulierenden Iren von
       Trapattoni ein deutlich souveränerer Auftritt als noch zuletzt beim knappen
       2:1-Erfolg in Österreich. Vor allem Reus bestach in seinem zwölften
       Länderspiel mit Schnelligkeit und Kälte vor dem Tor und unterstrich, dass
       er nach der EM zur festen Stammkraft geworden ist. So rechtfertigte der
       23-Jährige, dass er klar vor dem nach einer guten Stunde eingewechselten
       Lukas Podolski zur Nummer Eins auf der rechten Seite geworden ist.
       
       „Wir haben uns viel vorgenommen. Wir haben von Anfang an die Kontrolle
       gehabt über das Spiel. Vor allem das erste und zweite Tor hat uns dann viel
       Sicherheit gegeben", lobte Reus die Teamleistung. „Wenn wir uns richtig auf
       das Spiel vorbereiten so wie heute und wir den Ball laufen lassen, kommt so
       ein Ergebnis dabei raus“, meinte Klose. „Ich glaube, es ist für mich
       wichtig, wenn die Mannschaft gewinnt. Wenn ich dann noch ein Tor beisteuern
       kann, ist es umso schöner.“
       
       Vor der umformierten Abwehr, in der Per Mertesacker und Jérome Boateng für
       den verletzten Mats Hummels und den gesperrten Kapitän Philipp Lahm
       aufliefen, sorgte Bastian Schweinsteiger für Ordnung. Mit großer Präsenz
       gab der Münchner in seinem ersten Einsatz nach dem EM-Halbfinalaus gegen
       Italien als Ersatz-Spielführer die Kommandos und verteilte die Bälle. „Wir
       haben heute eine sehr konzentrierte Leistung abgerufen“, analysierte der
       Mittelfeld-Organisator.
       
       ## Personalnot
       
       Dem irischen Team war von Beginn an die Personalnot anzumerken. So
       vermisste Trapattoni unter anderem den verletzten Robbie Keane und konnte
       nur noch vier Spieler aus der EM-Stammformation aufbieten.
       
       Nach einer einminütigen Sturm- und Drangphase des Heimteams entwickelte
       sich ein Geduldsspiel für die deutsche Mannschaft, die mit Trauerflor für
       den am Vortag gestorbenen Helmut Haller antrat. Bei gefühlten 90 Prozent
       Ballbesitz bemühte sich die Löw-Elf, die Lücke im eng gestaffelten
       Abwehrriegel zu finden.
       
       Trotz zahlreicher kurzer Zuspiele und viel Laufbewegung fehlte der
       deutschen Mannschaft zunächst noch die Präzision im letzten Pass – bis zur
       Führung war es dennoch nur eine Frage der Zeit. Nach einer guten halben
       Stunde fand Schweinsteiger die Lücke.
       
       Nach dem öffnenden Pass des Münchners setzte sich der sehr engagierte
       Linksverteidiger Schmelzer dank energischem Einsatz im irischen Sechzehner
       durch. Auch mit ein wenig Glück bekam Reus den Ball vor die Füße, aus
       kurzer Distanz behielt der Neu-Dortmunder die Übersicht und sorgte mit
       einem präzisen Schuss unter die Latte für die überfällige Führung.
       
       ## Quer für Reus
       
       Auch nach dem Rückstand rückte Defensiv-Künstler Trapattoni zunächst nicht
       von seinem Catenaccio italienischer Ausprägung ab. Einzig die alleinige
       Spitze Jonathan Walters brachte den selten beschäftigten Neuer in der
       gesamten ersten Halbzeit in Bedrängnis. Mit einer guten Rettungsaktion
       spitzelte jedoch Boateng den Ball vor dem Angreifer von Stoke City zur
       Seite (16.).
       
       Der Münchner Verteidiger legte bei einem seiner vielen Vorstöße quer für
       Reus, der am eigenen Strafraum den Konter über Mesut Özil eingeleitet
       hatte. Mit beeindruckender Selbstverständlichkeit und seinem ersten Treffer
       mit links im Nationalteam sorgte der Dortmunder aus 15 Metern für die
       Vorentscheidung.
       
       So wurde die Partie nach der Pause endgültig zur Frustbewältigung. Nach
       einer Grätsche von John O'Shea gegen Klose verwandelte Özil mit seinem
       dritten Elfmetertreffer den fälligen Strafstoß, der in der ersten Halbzeit
       bei einem Klammergriff von O'Shea an Reus noch verwehrt geblieben war.
       
       Wenig später umkurvte der agile Klose den irischen Torwart Keiren Westwood
       und verkürzte im 125. Länderspiel den Rückstand auf den Rekordschützen Gerd
       Müller auf drei Tore. Per toller Direktabnahme machte Kroos den deutschen
       Dreierpack innerhalb von sieben Minuten perfekt.
       
       Die Schlussphase nutzte das Team von Löw zum wohl verdienten Schaulaufen –
       mit dem zweiten tollen Kroos-Fernschuss als Höhepunkt. Im schon sichtlich
       geleerten Stadion konnte auch der späte Gegentreffer die deutsche
       Hochstimmung nicht mehr trüben.
       
       13 Oct 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Klaus Bergmann
 (DIR) Jens Mende
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Fußball-WM 2014
       
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